Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner
den Mann vom Stuhl hoch. Mit eisernem Griff hielten sie ihn zwischen sich. Und während mir das Blut zum Herzen strömte, schloß sich hinter meinem Freund Phil Decker die Tür.
Nummer drei hatte sich erhoben. Ei-, nen Moment verharrte er unschlüssig und starrte in die Schale mit den Kugeln. Dann hob er langsam den Kopf und sagte mit belegter Stimme: »Das wird noch ein Nachspiel haben, Gentlemen!« Seine Haltung drückte höchstes Unbehagen aus.
Die Kapuzenmänner blieben wie angewurzelt stehen. Totenstille breitete sich aus. Wie die Riesenarme' einer Krake schien sie uns zu umfangen. Tonnenschwer legte sich die Last auf ihre Schultern.
Einem Säbelhieb gleich zerfetzte plötzlich die Geisterstimme die knisternde Spannung: »Kapitän Murray, sofort auf die Brücke! Wir wenden und laufen augenblicklich nach Santa Monica zurück.« Die Stimme schien vor Anstrengung zu bersten. »Schnell, Mann! Beeilen Sie sich!« Ein Rauschen und Knacken übertönte die Stimme. Die Geräusche klangen wie atmosphärische Störungen. Verstückelt kamen die Worte der Stimme aus dem Lautsprecher: »… mmer zwei… mit mir in Verbindung… ehmen. Alarmstufe… Los Angeles…« Dann erstarb die Stimme endgültig.
Die Kapuzenmänner stoben auseinander. Ein Blitzschlag schien dem Spuk ein Ende bereitet zu haben.
Ich lehnte mich aufatmend gegen die Wand. Noch konnte ich mir keinen Vers auf den plötzlich ausgebrochenen Tumult machen. Meine Gedanken waren bei Phil Decker, meinem Freund. Ihm galt meine ganze Besorgnis. Wie konnte ich ihm helfen, wie ihn von Bord bringen, ohne den ganzen Plan der Sektion IV zu gefährden?
Ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt, daß ich die Bewegung in meinem Rücken erst bemerkte, als der Mann direkt hinter mir stand. Das Gefühl einer drohenden Gefahr sprang mich förmlich an. Ich wollte mich herumwerfen, aber die Stimme des Kapuzenmannes nagelte mich auf der Stelle fest.
»Bleiben Sie stehen, Nummer acht!«
Hinter den Augenschlitzen der Kapuze glühte ein fanatisches Feuer. Er hob drohend die Faust in seiner Tasche, um zu bekunden, daß er eine Waffe auf mich gerichtet hielt.
»Was wollen Sie?« fragte ich gepreßt. Meine Gedanken überschlugen sich.
»Warum haben Sie bei der Abstimmung die weiße Kugel gewählt, Nummer acht?« Es traf mich wie ein Schlag. Verzweifelt versuchte ich, mich an den Klang der Stimme zu erinnern.
»Warum antworten Sie nicht, Nummer acht?« fragte der Kapuzenmann nach kurzer Pause.
»Woher wollen Sie wissen, daß ich eine weiße Kugel in die Urne geworfen habe?« wich ich aus.
»Ich habe neben Ihnen gesessen und konnte Sie genau beobachten. Ich bin sicher, daß Sie es waren. Mir ist sehr schnell klargeworden, daß Sie den ›Angeklagten‹ kennen müssen. Sie haben Ihre Gefühle nicht sehr gut zu verbergen gewußt, Nummer acht. Welches Interesse hegen Sie für den Mann? Wer ist es?«
»Viele Fragen auf einmal!« antwortete ich kühl. Ich hatte mich wieder gefangen und bekam langsam Oberwasser. »Trotzdem werde ich Sie Ihnen zu beantworten versuchen. Der Chef hat mich mit der Vollstreckung des Urteils beauftragt. Folglich dürfte mein Interesse schon allein damit erklärt sein. Und was Ihre Zweite Frage angeht, so nehme ich an, daß er ein Mann vqn Hancover ist.« Ich holte tief Luft, dann sagte ich zornig: »Und ihm geschieht ganz recht so! Bedenken Sie, was Hancovers Leute mit Mario angestellt haben. Und nun lassen Sie mich mit Ihrem albernen Gefasel zufrieden!«
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle!« zischte er ungehalten. »Sie führen mich nicht hinters Licht! Vielleicht mögen die anderen glauben, daß er ein Mann Perry Hancovers ist. Aber nicht ich!«
»Das bleibt Ihnen unbenommen«, sagte ich kalt. »Es ändert nichts daran, daß er es tatsächlich ist!«
»Sie sollten es doch besser wissen, Nummer acht!«
»Das müssen Sie mir näher erklären!« forderte ich ihn auf, und mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken.
Die Stimme des Kapuzenmannes senkte sich, und während seine funkelnden Augen meine Kapuze zu durchdringen suchten, sagte er fast flüsternd: »Der Bursche trieb sich schon am Drugstore in der Lomitas Avenue herum.«
»Das beweist doch night, daß er nicht zu Hancovers Leuten gehören kann«, unterbrach ich hitzig.
Der Kapuzenmann machte eine ungeduldige Kopfbewegung. »Kurze Zeit später wurde er vor Mackenzies Haus gesehen. Es kommt noch besser, Nummer acht: Bei einem Feuergefecht, das unsere Leute mit den Männern von Hancover
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