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Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Titel: Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mordkommission Manhattan East leitete. Wenn er für diese Geschichte hier zuständig war, hatten wir den Vorteil, daß wir es mit einem alten Bekannten zu tun bekamen. Ich wollte schon auf die Mündung eines Parkweges zugehen, die zwischen zwei dichten Strauchgruppen sichtbar wurde, als mir noch etwas einfiel.
    »Eh, Joss«, sagte ich. »Sie kennen sich hier in Harlem aus?«
    Der Riese mit der dunklen Hautfarbe breitete unter seinem Regenumhang die Arme aus, so daß er wie eine ungeheure Fledermaus wirkte. Sein viereckiges Gesicht mit dem Raubtiergebiß strahlte. »Auskennen? Mr. Cotton, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Mein Vater, meine Mutter und meine Geschwister und meine Großeltern ebenfalls. Wenn man Harlem überhaupt kennen kann, dann kennen wir es.«
    »Hm«, brummte ich. »Und bei welchem Revier tun Sie Dienst?«
    »Beim hundertvierundzwanzigsten.«
    »Okay. Kann sein, daß wir uns noch sehen, Joss.«
    »Wäre mir ein Vergnügerf, Chef.«
    Ich nickte ihm noch eimal zu, bevor ich Phil folgte, der schon zwischen den Sträuchern verschwunden war. Wir brauchten nicht weit zu gehen. Ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Schritt vom Rande des Parks entfernt lagen die Opfer dieses Verbrechens auf dem leicht gewellten Rasen. Lieutenant Easton, sein Stellvertreter Sergeant Ed Schulz und andere Mitarbeiter der Mordkommission arbeiteten trotz des leise nieselnden Regens auf den Knien. Sie suchten die Umgebung ab. Ich wußte, daß sie noch jeden vom Regen längst aufgeweichten Zigarettenstummel aufheben und ins Labor schicken würden, wenn sie einen fanden. Trotz des weichen Bodens war die Hoffnung auf einen brauchbaren Fußabdruck gleich Null. Im Gras halten sich so gut wie nie brauchbare Fußspuren.
    Phil und ich blieben im Rücken der in einer Linie durch das Gras rutschenden Männer, weil wir dort sicher waren, daß der Bereich schon, abgesucht worden war. Als wir an die beiden Toten herantraten, verhielt ich unwillkürlich den Atem.
    Sie lagen beide auf dem Rücken. Der Mann mochte um die fünfundzwanzig Jahre alt sein. Er hatte eine sportlich wirkende Figur, ein sonnengebräuntes Gesicht selbst noch in der wächsernen Blässe des Todes und auffallend sorgfältig manikürte Finger. Der mitternachtsblaue Abendanzug war Maßarbeit. Das Mädchen neben ihm mußte die Tochter des Senators sein. Julia Jackson war vor kurzem einundzwanzig geworden, worüber alle Zeitungen ausführlich berichtet hatten, denn Julia war eine hinreißende blonde Schönheit und wurde deshalb gern von den Zeitungsleuten fotografiert. Sie trug ein oben enganliegendes, schulterfreies Abendkleid aus einem silbrig glänzenden Stoff von schwarzer Grundfarbe. Von ihrer berühmten Schönheit war so gut wie gar nichts übriggeblieben. Denn jemand hatte nicht nur dem Mann, sondern auch ihr den Schädel gespalten.
    ***
    Es war zwanzig Minuten vor acht, als Phil und ich den Fahrstuhl in der 66. Etage des neuen Wolkenkratzers in der Dritten Avenue verließen. Wir gerieten in einen fensterlosen Raum, der durch indirekte Beleuchtung taghell war. Von Wand zu Wand spannte sich ein seidig glänzender olivfarbener Teppich. Rotbraunes Edelholz verzierte die Wände und verbarg die Neonröhren. Es gab ein paar Türen ohne Aufschrift, aber nur eine mit einem Klingelknopf. Ich drückte ihn nieder. Wie von fern hörte ich ein melodisches Summen.
    Nach zwei, drei Minuten endlich rührte sich etwas. Die Tür ging einen Spalt auf, und eine Sicherheitskette spannte sich mit leisem Klirren. Ein dunkles Gesicht blickte uns fragend entgegen.
    »Guten Morgen«, sagte Phil. »Wir sind Special Agents vom FBI. Wir müssen mit Senator Jackson sprechen.«
    »FBI?« wiederholte der Neger.
    »Ja.«
    »Können Sie nicht in etwa einer Stunde wiederkommen? Der Senator schläft noch.«
    »Wecken Sie ihn«, sagte Phil nur.
    Der dienstbare Geist zögerte noch immer. In ein paar Minuten würde er es ohnedies erfahren, also sagte ich es ihm auf der Stelle: »Miß Julia ist ermordet worden.«
    Sein Mund blieb offen. Nur die Augen weiteten sich entsetzt, so daß man das Weiße der Augäpfel übergroß aus dem dunklen Gesicht leuchten sah. Zuerst kam ein tiefer Atemzug von seinen Lippen, dann sagte er tonlos: »Gott, ich bitte dich, laß es ein Irrtum sein.«
    Er drückte die Tür zu, zog die Kette heraus und öffnete die Tür ganz. Jetzt erst konnten wir erkennen, daß er alt war, alt und weißhaarig. Zu dem blütenweißen Hemd trug er eine schwarze Weste, eine schwarze Hose und eine

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