Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare
wahrscheinlich von der Prostitution im westlichen Manhattan. Aber das beweise mal einer. Die Flittchen halten /dicht, als ob der Lump tatsächlich i Wohltäter wäre.«
»Wer bearbeitet die Sache?«
»Steve Dillaggio.«
»Ist er schon im Hause?«
»Nein. Ich kann Sie mit seiner Wohnung verbinden lassen, Decker.«
»Ja, bitte«, sagte Phil. Und wenig später fuhr er fort: »Hallo, Steve! Hier spricht Phil. Hast du schon gefrühstückt?«
Aus dem Lautsprecher drang Steves »Nein«.
»Dann laß uns zusammen frühstücken«, fuhr Phil fort. »Wir hatten nämlich auch noch keine Gelegenheit dazu. Und dabei kannst du uns dann alles erzählen, was du in den letzten acht Monaten über Eddy Marshall ausgegraben hast. Also denk unterwegs schon ein bißchen darüber nach. Und beeil dich. Ich habe Hunger.«
»Wenn ich Unterstützung dafür kriege, diesen Erzhalunken hinter Gitter zu bringen, kann es gar nicht schnell genug gehen. Aber möchtest du mir nicht verraten, wo wir frühstücken wollen? Doch wohl nicht in der guten, alten, langweiligen Kantine im Distriktgebäude?«
»Ich dachte an ein richtiges amerikanisches Frühstück, nicht an heiße Würstchen, Steve. Also bei Max!«
»Ich bin in zwanzig Minuten da. So long!«
»So long.« Phil legte den Hörer zurück und grinste mich an. »Warum willst du einen Gangster mit nüchternem Magen aufsuchen?« fragte er mich. »Das kann zu Magengeschwüren führen, bei dem Ärger, den wir mit dem Kerl bestimmt kriegen werden. Außerdem kann es gar nicht schaden, wenn wir etwas in der Hand haben, um diesem Burschen gegenübertreten zu können.«
»Das ist das Schöne an dir«, sagte ich, »daß du wenigstens manchmal einen vernünftigen Einfall hast.«
Max Saulby war dabeigewesen, als seinerzeit der Patrolman Talkowski umgebracht wurde, auf dessen Namen sie dann das beste Schiff tauften, das New Yorks Stadtpolizei für den Hafendienst bekam. Auch Max war damals nichts als ein kleiner Streifenpolizist gewesen, aber er hatte Glück 'gehabt und war nicht tödlich verwundet worden. Er behielt nur ein steifes linkes Bein als Andenken. Da quittierte er den Polizeidienst und machte in der Nähe des Hauptquartiers der Stadtpolizei eine Art Kneipe auf. Aber eine Kneipe besonderer Art: Wer nicht Polizist war, kam nicht hinein. Max hatte sein Unternehmen nur als »Klub« zu taufen brauchen, und schon konnte er es sich erlauben, diese Bedingung zu stellen. Zusammen mit seiner Frau, der resoluten, korpulenten Dolly, und seinem ältesten Sohn unterhielt Max einen Vierundzwanzig-Stunden-Betrieb. Wenn ein überarbeiteter Kriminalbeamter den ganzen Abend nicht zum Essen gekommen war — bei Max bekam er selbst um drei Uhr nachts zu einem vernünftigen Preis ein komplettes Steak mit allem, was dazu gehört.
Als wir eintraten, war nicht viel Betrieb. Die Stadtpolizei hatte früh um acht Ablösung in ihrem Drei-Schichten-Turnus, und kurz nach einer Ablösung ist bei Max immer Flaute. Die Alten gehen nach Hause, und die Neuen sind noch zu sehr mit der Übernahme beschäftigt, als daß sie schon Zeit für einen raschen Sprung zu Max hätten. Dafür stand an der Theke ein Mann, der ein ganzes Revier von Cops auf wog: Captain Hywood. Zur Begrüßung hieb er uns den üblichen, von ihm freundschaftlich gemeinten Schlag auf die Schulter, den man erst nach längerem Training zu überstehen weiß.
»Muß leider zurück ins Office!« röhrte er dabei. »Aber zwei Kaffee spendiere ich für euch! Max, wo stecken Sie, zum Teufel?«
Sein Gebrüll ließ die Gläser im Regal klirren. Max kam aus der Küche, während ich in meinen Gedanken kramte. Irgendwann am Vormittag war mir nämlich durch den Kopf gegangen, was ich Hywood bei der nächsten Gelegenheit hatte fragen wollen, aber jetzt war es wie weggeweht. Ich gab es auf, mir den Kopf zu zerbrechen. Es würde mir schon wieder einfallen, wenn es wichtig war. Inzwischen hatte Hywood mit seinem üblichen Gebrüll die Rechnung für sein Frühstück verlangt und erhalten. Dabei sagte Max trocken: »Hier bin ich der Chef, Captain. Und wenn mir mal bei Ihrem Geschrei sämtliche Gläser im Regal zerspringen, muß ich mir’s überlegen, ob ich sie von Ihnen nur bezahlt haben will oder ob ich gegen Sie eine Anzeige erstatte wegen groben Unfugs.«
Einen Augenblick lang blieb dem Captain der Mund offenstehen. Er schnaufte zweimal tief, dann verstand er den Scherz, lachte versöhnt und knallte Max zum Abschied seine Pranke auf die Schulter, daß Max in den Knien
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