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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu verlassen. Sie blickten weder rechts noch links, aber die Männer wichen ihnen respektvoll aus. Vor mir blieb der Weiße stehen. Seine Mundkerbe verzog sich zu einem sparsamen Lächeln. »Nicht schlecht, Tramp!« sagte er. Er öffnete die rechte Hand. Zwischen den Fingern hielt er eine Fünfzigdollarnote, aber er gab sie mir nicht, sondern ließ sie los, und der Geldschein flatterte zwischen ihm und mir zu Boden.
    Ich bückte mich. Kein ausgehungerter Tramp verzichtet auf fünfzig Dollar nur aus dem Grund, weil sie ihm vor die Füße geworfen werden. Ich grapschte danach, und während ich den Geldschein vor den auf Hochglanz polierten Schuhen aufhob, sagte die Stimme des Weißen über mir: »Sorg dafür, daß Bumber One' immer weiß, wo du zu finden bist!«
    Ich richtete mich auf. Ich sah nur noch die Rücken der beiden Männer. Langsam rollte ich den Fünfziger zusammen. By Jove, ich war sehr zufrieden. Soeben hatte mir Melvin Acer, der größte Gangboß von New Haven, mein erstes Gehalt gezahlt.
    ***
    »Harry ist ein Idiot«, sagte Melvin Acer. Sein Wagen, ein englischer Bentley, stand einige Querstraßen weiter. Er und Vic Crunk schlenderten langsam über das schlechte Pflaster der Zufahrtsstraßen zum Hafen. Schwere Trucks, die irgendeine Schiffsladung transportierten, rollten in dichter Folge an ihnen vorbei.
    »Als Schlepper leistet er erstklassige Arbeit«, antwortete Crunk. »Er bringt die meisten Kunden in Hells und Holest«
    »Hells« und »Holes« waren die Tarnbezeichnungen für die illegalen Spielsaloons und die Bordelle, die von der Acer-Gang betrieben wurden.
    »Mag sein, aber er benahm sich in ›Number One‹ idiotisch. Ein Blinder hätte mit einem Stock fühlen können, daß das Mädchen weder für Hell noch Hole taugte. Warum ließ er nicht die Finger davon?«
    »Warum kam das Mädchen in ›Number One‹?«
    »Keine Ahnung! Vielleicht nur eine Touristin, die sich verlaufen hatte.«
    »Sie wollte ,One‘ sprechen. Eine Touristin kann sie nicht gewesen sein.«
    »Na schön! Vielleicht war sie eine Reporterin oder ’ne Angestellte von der Sozialfürsorge! Auf jeden Fall war sie kein Mädchen, an das Rod gefahrlos seine dreckigen Pfoten legen konnte. Er hätte das erkennen müssen.«
    Vic Crunk lächelte. »Du machst dir mehr Sorgen um die Moral junger Mädchen als ein Heilsarmee-Oberst.«
    »Unsinn, Vic! Ich hätte Rod jeden Spaß gegönnt, aber die Geschäfte laufen am besten, wenn sie geräuschlos laufen. In dieser Stadt sind sechs Frauen umgebracht worden. Die Zeitungen, die Bevölkerung und die Polizei reagieren hysterisch auf alles, was einem Mädchen zustößt. Unter solchen Umständen ist es idiotisch, ein Mädchen gegen seinen Willen auch nur zu küssen, und Harry Rod und seine Freunde waren auf dem besten Wege zu einer Vergewaltigung. Wenn dieser Tramp sich nicht eingemischt hätte, wäre es deine Aufgabe gewesen, Rod zu stoppen.«
    Sie erreichten den Bentley. Crunk übernahm das Steuer. Während er den Wagen in Gang brachte, zündete Acer zwei Zigaretten an und schob seinem Partner eine davon zwischen die Lippen.
    »Welche Absichten hast du mit dem Tramp?«
    Tief sog der Gangboß den Rauch ein. »Ungefähr das Gegenteil von dem, was er heute tat.« Er lächelte. »Wer in dieser Stadt eine Frau loswerden will, der muß es jetzt tun.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »In New Haven wütet ein Frauenmörder. Er tötete sechs Frauen, und er hinterließ in jedem Fall eine Art Markenzeichen, daß er und niemand anders der Täter war. Er schnitt seinen Opfern das Haar ab. Wenn wieder in dieser Stadt eine ermordete Frau mit abgeschnittenem Haar gefunden wird, so wird die Polizei den Mord auf die Liste des unheimlichen Mörders setzen, ohne sich auch nur zu fragen, ob ein anderer der Täter gewesen sein könnte.«
    Crunk warf seinem Boß und Freund einen Seitenblick zu. »Das Spiel bleibt gefährlich, Melvin«, sagte er leise.
    »Es ist ungefährlich, wenn alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Da es unmöglich ist, den echten Mörder für diesen Job zu engagieren, muß man einen Mann finden, der keinerlei Beziehungen zu den Leuten hat, die am Tod der betreffenden Frau interessiert sind. Sie alle müssen makellose Alibis aufweisen können.« Er warf den Zigarettenrest aus dem Seitenfenster. »Ich, du, sogar Harry Rod und jeder andere, von dem die Polizei weiß, daß er für mich arbeitet. Der Tramp gehörte nie zu meinem Verein.«
    »Fragt sich, ob er einen solchen Job übernimmt.«
    »Er

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