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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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übernimmt ihn, wenn ich genug zahle und ihm garantiere, daß er unangefochten das Land verlassen kann.«
    Sie schwiegen fast zehn Minuten lang. Erst als er den Wagen an einer roten Ampel stoppen mußte, fragte Crunk: »Wem soll der Tramp die Haare und den Hals abschneiden?«
    Melvin Acer betrachtete seine Fingernägel. »Ich habe genug von Francis, genug von ihren Launen, genug von ihrem Geschwätz.« Er beugte sich vor. Sein Gesicht zeigte die Härte von Granit. »Und sie hat es gewagt, mir zu drohen«, ergänzte er.
    ***
    Die Villa, die Francis Nocar bewohnte, lag außerhalb der Stadt an der Küste. Eine halbe Meile eigener Strand, ein Bootssteg und eine Badehütte, deren Keller eine ausgewachsene Bar enthielt, gehörten dazu. Die Villa war gepachtet. Die beträchtliche Miete wurde von Melvin Acers Konto überwiesen.
    Francis Nocar hatte ihre Laufbahn in New York begonnen. Sie stammte aus der finstersten Ecke von Bronx, aber der Ehrgeiz hatte sie vorwärtsgetrieben. Über ein halbes Dutzend Nachtklub-Engagements war sie von New York nach New Haven geraten. Vor sechs Jahren, damals gerade zwanzig Jahre alt, hatte sie Melvin Acer getroffen, und Acer war durchaus noch nicht der große Boß, sondern nur ein Handlanger Chip Ocrights, der schon sechzig Jahre alt war und in dessen Faust noch immer die Fäden der Unterwelt im Küstenstrich von Bridgeport bis New Haven zusammenliefen. Ocrights Leidenschaft für junge Mädchen war immer riesig gewesen, und sie steigerte sich mit jedem Jahr, das er älter wurde. Francis Nocar lief ihm über den Weg, oder — wahrscheinlicher — sie war ihm von Acer über den Weg geschickt worden. Sofort begann er einen Eroberungsfeldzug, bis sie in jenes nächtliche Stelldichein einwilligte, von dem Chip Ocright nie wieder auftauchte. Melvin Acer wurde Chef der Gang. Nur er und Francis Nocar wußten, was mit Ocright geschehen war. Nur sie hatten sein letztes Stöhnen gehört.
    Francis Nocar war eine mittelgroße Frau mit einer verführerischen Figur, einem hübschen, aber gewöhnlichen Gesicht, das von schwarzbraunen, bis auf die Schultern fallenden Haaren umrahmt wurde. Sie bevorzugte enge Kleider mit gefährlichen Ausschnitten, Shorts von atemberaubender Kürze, und Blusen, die durchsichtiger waren als eine Tüllgardine. Um ihren Hals lag eine dreifache Perlenkette, die sie nie ablegte, nicht einmal beim Schwimmen. An ihren Fingern blitzten nie weniger als drei Brillantringe, von denen jeder den Halbjahresgewinn von Acers bestem Hole gekostet hatte.
    An diesem Morgen trug Francis ein rotes Nichts von einem Bikini, ihre Perlen, die Ringe, und goldfarbene Sandalen an den Füßen. Sie saß in der Hollywoodschaukel vor der Badehütte, hielt ein Whiskyglas in der Hand und redete auf einen Mann ein, der dicht neben ihr saß. Vor einer knappen Stunde hatte der Mann die Villa betreten. Neben der kaum bekleideten Frau wirkte sein Anzug aus grobem Tweed wie ein Eskimo-Pelz. Er starrte Francis aus weniger als zwei Fuß Abstand ins Gesicht und streichelte ununterbrochen die nackte Schulter und den Oberarm der Frau.
    »Laß das, Staff!« rief Francis und bewegte heftig die Schultern. »Es macht mich nervös!«
    Er zog die Hand nicht zurück. Das Grinsen auf seinem häßlichen Gesicht vertiefte sich. »Ach, Baby, ich träume davon, dich nicht nur nervös, sondern völlig verrückt zu machen.«
    Sie ballte die freie Hand zur Faust und hieb sie ihm mit Wucht in die Magengrube. Der Schlag war so heftig, daß er zurückzuckte und das Grinsen für Sekunden von seinem Gesicht verschwand. Dann breitete es sich wieder aus. »Alle Achtung, Baby! Du schlägst zu wie ein Weltmeister.«
    »Red keinen Unsinn, Staff! Ich habe dich nicht aus New York kommen lassen, um mit dir zu flirten.«
    Der Mann stieß sich mit den Füßen ab und setzte auf diese Weise die Schaukel in Bewegung. »Du sitzt dick drin, Süße!« sagte er. »Als du aus New York verduftet bist, warst du ein mageres Hühnchen, das für ’ne spendierte Flasche Sekt zu ’ner Menge Sachen bereit war. Jetzt kann dir nicht einmal mehr ein Tausenddollarscheck imponieren! Du sitzt dick drin«, wiederholte er.
    »Genau, Staff, und ich will drin bleiben.«
    »Niemand kann dich ausbooten, solange Acer dich als sein Schätzchen betrachtet.«
    »Stimmt, Staff — so lange und keine Minute länger!«
    Der Mann aus New York gähnte. »Dagegen ist nichts zu machen, Francis! Wenn Acer ein anderes Mädchen ins Auge sticht, wirst du das Feld räumen müssen. Fang es

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