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Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Titel: Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
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keinerlei Notiz nahmen, sahen seriös aus.
    Eine Art Geschäftsführer im mitternachtsblauen Smoking geleitete uns an einen Tisch. Er stand in unmittelbarer Nähe der Bühne.
    »Was trinken wir?« fragte Alfredo Bertolini und rieb sich die gelblichen Hände.
    Phil liebte keine Verallgemeinerungen. »Was Sie trinken, Mr. Bertolini«, sagte er, »ist mir nicht bekannt. Wir nehmen einen Bourbon und Soda.«
    »Bourbon und Soda«, murmelte der Geschäftsführer leise und gab dem Kellner, der ganz in seiner Nähe stand, einen Wink.
    Alfredo Bertolini biß sich auf die Lippen. Aber im nächsten Augenblick schien er die Zurechtweisung schon wieder vergessen zu haben. Wir unterhielten uns über belanglose Dinge und tranken hin und wieder einen Schluck Whisky. Es passierte nichts Aufregendes, und ich wurde langsam unruhig. Die Ungewißheit zerrte an den Nerven.
    Unerwartet öffnete sich die kleine Tapetentür neben der Bühne, und ein Wesen schwebte herein, das ich hier niemals erwartet hätte: Glenny, meine Samariterin! Obwohl sie auffällig in eine andere Richtung sah, hatte ich das sichere Gefühl, daß sie genau wußte, daß ich hier war.
    Glenny trug ein Cocktailkleid aus einem metalldurchwirkten Stoff, der ihre körperlichen Vorzüge voll zur Geltung brachte. Das Jungmädchenhafte ihrer Erscheinung machte sie besonders reizvoll.
    Ich spürte, wie mich die Zwillingsbrüder musterten. Und ich tat ihnen den Gefallen. »Aber das ist doch«, sagte ich leise, aber laut genug, daß sie es hören mußten.
    Ricardo Bertolini beugte sich interessiert vor. »Kennen Sie die Dame?« fragte er neugierig.
    Ich tat, als ob ich verwirrt sei, nahm einen Schluck Whisky und zündete mir nervös eine Zigarette an. »Nein, nein«, sagte ich. »Ich… ich muß die Dame mit jemandem verwechselt haben.«
    Nun legte Ricardo Bertolini es darauf an, mich mit Glenny bekannt zu machen. Ich wußte nicht warum, aber daß es einen sehr bestimmten Grund haben mußte, dessen war ich sicher. Er stand auf, ging quer über die Tanzfläche, sprach ein paar Worte mit Glenny und brachte sie an unseren Tisch. Das Mädchen war unsicher und sehr nervös. Ihr Hände flatterten, wenn sie es auch zu verbergen suchte.
    Wir murmelten unsere Namen so undeutlich, daß man sie beim besten Willen nicht verstehen konnte.
    Die Zwillinge lächelten überlegen. Sie wußten offensichtlich genau, mit wem sie es zu tun hatten. Und Miß Glenny schien es auch zu wissen.
    Sie nahm zwischen Phil und mir Platz. Als ich sie — beinahe unabsichtlich, berührte, spürte ich, daß sie zitterte. Ihre Angst war nicht gespielt, sie war echt!
    »Mögen Sie etwas trinken, Madam?« fragte Phil höflich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, flüsterte sie kaum vernehmlich.
    Die Zwillinge hatten es auf einmal sehr eilig. »Entschuldigen Sie uns ein paar Minuten«, sagte Ricardo Bertolini hastig. »Wir möchten noch ein paar Bekannte begrüßen.« Und sein Bruder Alfredo setzte in seiner albernen Art hinzu: »Wenn man bekannt ist, hat man so seine Verpflichtungen.« Er lachte wieder.
    Sie verschwanden hinter einer Tür neben der Bar.
    Ich öffnete schon den Mund, um unsere geheimnisvolle Tischdame in ein Gespräch zu ziehen. Da bemerkte ich, daß sie mir unauffällig Zeichen gab, es nicht zu tun. Sie deutete auf den Anhänger, den sie an einer dünnen goldenen Kette um den Hals trug.
    Ich beugte mich etwas vor, konnte aber an dem reich ziselierten Ding nichts Besonderes wahrnehmen. Nur, daß er für meinen Geschmack etwas zu protzig ausgefallen war.
    Miß Glenny machte die Bewegung des Schreibens. Dazu sagte sie mit belegter Stimme: »Hier haben Sie mich nicht erwartet, Mr. Cotton. Ich… ich brauche Ihre Hilfe. Helfen Sie mir…« Die letzten Worte waren nur ein Hauch.
    Inzwischen hatte Phil ihr sein Notizbuch vorgelegt. Sie schrieb nur einen Satz: »In meinem Anhänger befindet sich ein Mikrofon.«
    Phil steckte das Buch sofort in die Tasche zurück.
    Ich blickte Glenny an. In ihren großen dunklen Augen schimmerten ein paar Tränen. Waren sie echt?
    »Ich… man wird mich umbringen«, stieß sie wie unter Zwang hervor. »Retten Sie mich, Mr. Cotton! Nur Sie können es!«
    Doch während sie es sagte, schüttelte sie den Kopf, als ob sie alles das, was sie eben gesagt hatte, wieder zurücknehmen wollte.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte ich. »Oder wollen Sie sagen, daß ich Sie entführen soll, wie ein romantischer Jüngling aus dem 19. Jahrhundert?«
    »Ja«, sagte sie fest, und dabei

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