Jerry Cotton - 0551 - Heisser Draht zum Kidnapper
Sekunden, ehe er die Stelle wiedergefunden hatte. Und jetzt war er auf einmal käsig im Gesicht. Seine Hand zitterte leicht.
»Ist das die Stelle, Coleman?« fragte ich scharf.
Er richtete sich zu voller Größe auf. »Verdammt«, sagte er, »G-man, damit habe ich nichts zu tun. Ich war ja meilenweit davon weg und…«
Er merkte, daß er mir in die Falle gegangen war. Und ich wußte jetzt hundertprozentig, daß er über den Überfall auf das Medikamentenauto genau Bescheid wußte.
»So, Coleman, jetzt können wir gemütlich weitermachen!«
Er schien zu schwanken, als er zu seinem Stuhl vor meinem Schreibtisch zurückging. Fast kraftlos ließ er sich auf ihn fallen.
»So, Brigg Coleman. Jetzt möchte ich von Ihnen wissen, in wessen Auftrag Sie diesen geradezu idiotischen Banküberfall inszeniert haben!«
»Moment noch«, sagte er.
Ich hielt ihm meine Zigarettenpackung hin und reichte ihm Feuer.
Nach dem ersten Zug schloß er die Augen. Ich kannte diese Reaktion. Nach aller Erfahrung war er soweit.
Ich schaute auf die Uhr. Halb fünf Uhr am Morgen. Auch ich lehnte mich in meinem Schreibtischsessel zurück.
Genau fünf Minuten lang saßen wir uns schweigend gegenüber. Dann drückte er seine Zigarette im Aschenbecher aus.
»Es hat keinen Zweck, G-man«, sagte er dann entschlossen, »von mir erfahren Sie kein Wort!«
***
»Zurück!« rief Frederic Listerman.
Abraham Worm und Tommy Shut, die bisher an der Eisentür hantiert hatten, huschten weg. Draußen wurden undeutlich Schritte und Stimmen laut.
»Jetzt lassen sie uns ’raus. Sicher haben sie gemerkt, daß sie mit uns die verkehrten Vögel gefangen haben. Vielleicht suchten sie ganz andere Leute!« stieß Tommy Shut hastig hervor.
»Wenn sie uns nicht ’rauslassen, müssen wir uns selbst helfen!« flüsterte Abraham Worm.
Listerman wollte eine Antwort geben, aber er kam nicht mehr dazu. Ein Schlüssel wurde in das Schlüsselloch gesteckt und umgedreht. Die Eisentür flog auf und krachte gegen die Wand.
Listerman sah das, was er befürchtet hatte. In der offenen Tür standen zwei Männer mit Maschinenpistolen. Mit ihnen war ein kleiner, aber bulliger dritter Mann gekommen.
Dieser Mann trat noch einen Schritt vor.
»Mach schnell, Eric!« mahnte einer der Gangster, die in der Tür stehengeblieben waren.
»Wer war hier an der Tür?« fragte der Gangster namens Eric.
Die vier Gefangenen schwiegen. Erics Blick wanderte von einem zum anderen. An Mike Lombard blieb er hängen. Eric lächelte spöttisch.
»Du«, sagte er zu Lombard, »warst es bestimmt nicht. Ich sehe dir an, daß du andere Sorgen hast. Vielleicht ist es ganz gut, wenn deine drei Kumpane auch so zugerichtet werden. Dann ist Ruhe hier. Was?«
»He…«, Frederic Listerman nahm einen Anlauf zur Verhandlung mit dem Gangster.
Doch Eric machte eine Handbewegung. Damit wischte er Listermans unausgesprochenen Satz so weg, wie man eine tote Fliege vom Tisch wischt. »Wer war an der Tür?« fragte er noch einmal.
Listerman holte tief Luft.
»Ich«, sagte er, »wir wollten nur…«
»Komm her!« forderte der Gangster.
Frederic Listerman blieb wie angewurzelt auf seinem Platz stehen und beobachtete interessiert seinen Gegner. Er schätzte seine Chancen ab, und er wußte sofort, daß er gegen dieses Muskelpaket auch dann keine Aussichten gehabt hätte, wenn die beiden Männer mit den Maschinenpistolen nicht da gewesen wären.
»Du sollst herkommen!« forderte Eric ganz ruhig.
Listerman trat einen Schritt vorwärts. Und Eric kam ihm einen Schritt entgegen. Im gleichen Moment schoß seine rechte Faust vorwärts und traf Listerman mitten ins Gesicht. Der Geschlagene taumelte rückwärts, aber Eric folgte seinem Opfer, und seine linke Faust traf die Magengrube des wehrlosen Mannes. Listerman ging endgültig zu Boden.
»So, Herrschaften«, sagte Eric zufrieden, »was ihr jetzt erlebt habt, war unsere Hausordnung. Erstens: Ruhe halten, Finger von der Tür und allem anderen, was euch nichts angeht. Zweitens: Wer sich nicht daran hält, wird erschlagen wie ein räudiger Hund. Noch Fragen?«
Abraham Worm, Tommy Shut und der verletzte Mike Lombard schwiegen betreten und warfen ab und zu einen scheuen Blick auf Listerman, der sich hilflos am Boden wand.
»Also keine Fragen mehr«, stellte Eric zufrieden fest. »Dann können wir ja zum nächsten Programmpunkt kommen. Unser Boß hat es nicht gern, wenn sein schönes Haus demoliert wird. Er will nicht, daß ihr in Schlüssellöchern herumbohrt,
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