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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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andere Stimme ein.
    »Das ist nicht wahr!« schrillte eine hohe Stimme. »Ich habe das verdammte Ding nicht angerührt!«
    »Aber Vivian hast du angerührt, nicht wahr?« fragte Sharon. Er sprach ganz ruhig, beinahe gelangweilt, aber wenn man genau hinhörte, spürte man den Unterton von Spannung, Haß und Rachsucht.
    »Sie hat mich verrückt gemacht«, stieß der Mann mit der hohen Stimme hervor. Er sprudelte die Worte förmlich heraus. »Sie macht uns doch alle verrückt, Chef! Ich bin nicht aus Holz. Ich bin ein Mann, ein richtiger Mann. Sie können nicht erwarten, daß ich hier wie ein Eunuche lebe…«
    »Du wirst besser bezahlt als ein Eunuche«, sagte Sharon, dessen Stimmlage unverändert blieb. »Das ist doch richtig?«
    »Es ist ja nichts passiert, Chef«, sagte der Mann, den sie Skinny nannten, mit allen Anzeichen der Zerknirschung. »Sie ging hoch wie eine Bombe, als ich sie… na ja, als ich sie weckte und ein paar Worte mit ihr wechseln wollte. Ich habe sie nur angefaßt, um ihr den Mund zuzuhalten. Wenn ich geahnt hätte, welcher Wirbel dadurch entsteht, wäre ich in meiner Koje geblieben…«
    »Komm ’runter, Skinny«, sagte Sharon mit sanfter Stimme. »Komm her zu mir!«
    Skinny zögerte. Ich hatte mich so weit an das Halbdunkel gewöhnt, daß ich auf der Galerie unter mir drei Männer ünd Vivian Benson erkennen konnte. Ein hagerer hochaufgeschossener Mann löste sich aus der Gruppe und schritt die Treppe hinab. Die anderen rührten sich nicht.
    Sharon war deutlich zu erkennen, obwohl sein Gesicht im Dunkel lag. Er hielt sein'Jagdgewehr lässig unter dem rechten Arm. Ich sah, daß sein Finger in der Nähe des Abzugs ruhte. Mein Herz klopfte hoch oben im Hals. Ich war im Augenblick nicht gefährdet, hielt es jedoch für meine Pflicht, eine weitere Gewalttat zu vereiteln. Ich hatte allerdings keine Chance, es wahr zu machen. Wenn ich mich jetzt meldete, beging ich gleichsam Selbstmord. Ich mußte mich abwartend verhalten und hoffen, daß der Rummel unter mir vorüber sein würde, noch ehe der heraufziehende Morgen genügend Licht durch die Fenster schickte, um auch die Treppe zum Dachboden auszuleuchten.
    Skinny hatte den letzten Treppenabsatz erreicht. »Ich schwöre Ihnen, daß nichts passiert ist, Chef…«
    Dann fiel der Schuß. Sein Echo in der Halle war ungewöhnlich laut und rollend.
    Skinny sah fast so aus, als wollte er sich vor seinem Herrn verbeugen. Er fiel im Zeitlupentempo. Kein Arzt konnte ihm mehr helfen.
    Die Teilnehmer des Dramas, das sich vor meinen Augen ereignet hatte, standen so unbeweglich, daß es fast so aussah, als verfolgte ich einen Film, der plötzlich stehengeblieben war.
    Sharon rührte sich zuerst. Langsam ging er auf die Treppe zu. »Vivian ist mein Eigentum«, stellte er fest. »Wer es anrührt, muß daraus die Konsequenzen ziehen. Ich hoffe, Skinnys Schicksal dient euch als Warnung.«
    Als Ted Hollowan antwortete, klang seine Stimme noch heiserer und belegter als sonst. »Sie wissen, daß wir anderen das respektieren, Chef.«
    »Schon gut«, meinte Ronald B. Sharon und stieg über den Toten hinweg. »Jemand muß sich um das Aggregat kümmern, und zwar sofort. Wir können nicht auf das Funktionieren der Alarmanlagen verzichten.«
    »Das übernehme ich, Sir«, meinte Hollowan eifrig. »Ich verstehe davon am meisten.«
    »Ihr anderen schnappt euch eine Waffe und bewacht das Haus«, befahl Sharon. »Solange das Aggregat nicht arbeitet, ist doppelte Vorsicht geboten. Wann ist es ausgefallen?«
    »Vor einer halben Stunde war ich auf der Toilette«, sagte einer der Männer. »Da brannte es noch. Skinny muß es kurz danach abgestellt haben.«
    »Okay, beeilt euch«, sagte Sharon.
    Die Männer verschwanden in ihren Zimmern, um sich etwas anzuziehen. Sharon stieg die Treppe hinauf und schloß Vivian Benson in seine Arme.
    »Hast du… ich meine, hast du ihn gestellt?« fragte Vivian kaum hörbar.
    »Selbstverständlich«, sagte Sharon spöttisch. »Aber ich habe ihn noch einmal laufenlassen. Nach dem Frühstück wird mir die Jagd doppelten Spaß machen.«
    Die beiden verschwanden in Vivians Zimmer. Die anderen Männer tauchten wieder auf. Ich beobachtete, wie sie unter Hollowans Leitung das Haus verließen. Der Tote blieb am unteren Ende der Treppe liegen. Niemand kümmerte sich um ihn.
    Ich wußte, daß jetzt meine letzte Chance gekommen war, und ich war entschlossen, sie zu nutzen. Auf Socken huschte ich zur Galerie. Ich preßte mein Ohr gegen die Tür von Vivian Bensons

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