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Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wie kommst du auf den Gedanken, Cotton könnte schon Verdacht geschöpft haben?«
    »Weil er ausgerechnet zu dir kam, um zu telefonieren, du Idiot! Also wird er dir auf den Fersen bleiben. Und wer garantiert uns, daß du Waschlappen dich von dem G-man nicht besoffen quatschen läßt und auspackst?«
    Der Alte schluckte. Er wußte nicht, was er sagen sollte, und er wandte sich von dem unerbittlichen Blick seines Neffen ab und sah dessen Begleiter hilfesuchend an. Es war, als wollte er seinem Neffen geradezu absichtlich den Rücken zuwenden. Mit einem schnellen Schwung hatte der ihm den Gürtel des Bademantels über den Kopf geworfen und zog mit aller Kraft. Bei dem alten, schwächlichen Mann brauchte er sich nicht besonders anzustrengen.
    ***
    Ich ließ den Ford vor dem Hause stehen und schloß ihn schnell ab. Unser Portier stemmte sich von seinem Platz hoch, als ich in die Halle trat. Dann erkannte er mich und ließ sich wieder auf seinen Sitz zurückplumpsen.
    Ich weiß, wie nervenzermürbend so ein Nachtdienst ist, wenn man nichts anderes zu tun hat, als herumzusitzen, und deshalb nickte ich ihm freundlich zu.
    »Gab es etwas Besonderes, während ich weg war, Joe?« fragte ich.
    »Gar nichts. Die Nacht wird wieder einmal lausig lang.«
    »Sie sollten sich ein Hobby zulegen, mit dem man sich beim Nachtdienst die Zeit vertreiben kann, Joe. Kreuzworträtsel oder so etwas.«
    »Hab’ auch schon daran gedacht«, murmelte er.
    Ich hatte die Halle durchquert und sah, daß der einzige Lift, der nachts in Betrieb war, gerade benutzt wurde. Ich war zu ungeduldig, um darauf zu warten, daß er frei wurde. Also stapfte ich die Treppe hinauf. Peabody wohnte ja zum Glück nicht ganz oben.
    Ich machte mir Sorgen um Phil. Wer eine Frau mit ihrem Sohn entführt, begeht ein Kapitalverbrechen, das mit den höchsten Strafen geahndet wird. Es war nicht einzusehen, warum solche Leute eine Scheu davor haben sollten, sich auch ernstlich mit einem G-man anzulegen. Und irgend etwas in dieser Preislage mußte geschehen sein, da Phil nicht im Distriktgebäude angekommen war.
    Die Klingel an Peabodys Apartment war hinter der geschlossenen Tür deutlich zu hören. Aber das war auch alles, was sich dort regte. Der Alte dachte nicht daran, mir die Tür zu öffnen. Ich klingelte ein zweites und ein drittes Mal, während ich unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Sollte ich ihn schlafen lassen? Ich war unschlüssig. Und dann bemerkte ich den dünnen Lichtstreifen unter der Tür. In Peabodys Einzimmerapartment brannte Licht.
    Ich nahm den Revolver in die rechte Hand und legte die linke auf den Türknauf. Er ließ sich drehen, und die Tür ging auf. Ich überblickte den weiter werdenden Türausschnitt und war darauf gefaßt, meinen Revolver notfalls gebrauchen zu müssen. Bis die Tür ganz aufgeschwungen war. Ich sah den alten Peabody links am Fenster hängen.
    Mit zwei, drei Sätzen war ich bei ihm. Um seinen verfärbten Hals schlang sich der dicke Gürtel von seinem Bademantel. Ich riß einen Stuhl heran, stieg hinauf und hob die Schlinge oben von dem Haken ab, auf dem die Gardinenstange saß. Der alte Mann war überraschend leicht. Ich ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten, sprang vom Stuhl herunter, nestelte die Schlinge an Peabodys Hals auf und zog ihm die geweitete Schlinge über den Kopf. Und dann stutzte ich.
    Ich hatte schon ein paarmal Leute gesehen, die sich erhängt hatten. Die sahen anders aus. Ich zog seinen Bademantel auseinander und preßte die Fingerspitzen auf die linken Rippen. Täuschte ich mich? Oder pulste darunter wirklich noch schwach der Schlag des Herzens?
    Ich riß ein Kissen vom Bett, kniete nieder und machte mich an die Arbeit. Ich geriet ins Schwitzen, aber ich hörte nicht auf. Eisern und mit gleichbleibendem Rhythmus machte ich Wiederbelebungsversuche. Aus Peabodys Kehle kam ein dumpfes Rasseln, aber das konnte auch daher rühren, daß ich ihm die Luft aus den Lungen drückte. Jedenfalls konnte es nicht schaden, ein paar Minuten weiterzumachen, auch wenn es vielleicht schon nicht mehr nötig war. So genau konnte ich es nicht beurteilen. Ich war kein Arzt. Also weiter: Hoch mit den Armen, einen Augenblick gewartet, dann wieder herunter und…
    »Reck sie hoch, Junge!« kommandierte plötzlich eine scharfe, energische Stimme von der Tür her.
    Ich unterbrach meine Tätigkeit nicht, sah mich aber kurz über die Schulter hinweg um. Gerade kamen zwei Streifenpolizisten zur Tür herein, die ich offengelassen hatte.

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