Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett
eigentlich nur um Phil handeln. Aber woher hatte der seine überraschende Kenntnis? Wer hatte meinem alten Freund Phil Decker denn bloß auf die Nase gebunden, daß jemand beabsichtigte, den alten Peabody zu ermorden?
Der zweite Cop kam zurück und meinte gelassen: »Der Krankenwagen ist gleich da. Ein Arzt kommt auch mit. Hier in der Nähe ist eine Rettungsstation.«
»Prima«, sagte der erste.
Und mir lief der Schweiß in Strömen am Oberkörper hinab. Vielleicht neigte der alte Peabody dazu, leicht zu frieren. Jedenfalls hatte er die Heizung auf vollen Touren aufgedreht. Es war kaum noch auszuhalten.
»Löst mich ab!« keuchte ich. »Ich kann kaum noch Luft schnappen.«
Draußen ertönte eine Sirene. Direkt unter den Fenstern hörte man das Kreischen von stark abgebremsten Rädern. Dann hallten Schritte auf dem Pflaster wider.
»Der Krankenwagen«, sagte einer der Cops.
»Oder die Jungens von der Kriminalabteilung«, sagte der zweite.
»Oder der G-man, der uns angerufen hat«, meinte der erste.
»Oder der Bürgermeister«, schlug ich wütend vor. »Ich könnte es ihm nicht verdenken, wenn er sich einmal die beiden dickfelligsten Cops von New York City in voller Aktion ansehen will.«
»Er wird schon wieder frech, das Seelchen«, brummte der erste.
»Vielleicht tut er uns den Gefallen und leistet bei seiner Verhaftung ein bißchen Widerstand«, sagte der zweite sehnsüchtig. »Ich soll mehr Gymnastik treiben, hat unser Hausarzt gesagt. Ich fange sonst an, Fett anzusetzen.«
Zur Tür kamen zwei weißbekittelte Männer mit einer Trage herein. Ihnen folgte ein dritter, der ebenfalls einen weißen Kittel trug, aber darunter sogar eine weiße Leinenhose. Er kniete sofort neben mir nieder und zog ein Lid des alten Peabody in die Höhe. Gleich darauf sagte er: »Okay, lassen Sie ab.«
Ich schwang ein Knie über den Alten hinweg und ließ mich rückwärts auf den abgetretenen Teppich fallen. Mein Atem ging keuchend, und der Schweiß hatte mir alles, was ich auf dem Leibe trug, an die Haut geklebt. Ich schloß die Augen und ruhte mich keuchend aus.
Sie trugen den alten Mann hinaus. Der Arzt verschwand nach ein paar Worten zu den Polizisten, mit denen er ihnen erklärte, daß man den Patienten ins Medical Center bringen würde. Ich richtete mich auf und starrte in die Mündungen von zwei Polizeirevolvern.
»Versuchen Sie ja nicht, die Hand auszustrecken, Freundchen«, warnte einer. »Ihr Revolver dort bleibt unter dem Stuhl liegen, bis die Jungens von der Kriminalabteilung eingetroffen sind. Wenn Sie sich hastig bewegen, knallt es!«
Ergeben blieb ich auf dem Teppich hocken und hütete mich, ihnen einen Grund zum Schießen zu geben.
»Wie wäre es, wenn einer von euch beiden mal in meine Rocktasche greifen würde?« erkundigte ich mich mit erzwungener Freundlichkeit.
»Gib dir keine Mühe, Freundchen. Wir sind nicht bestechlich. Selbst wenn du ein ganzes Paket von Hundertern dort haben solltest.«
»Ich habe keinen Cent in meiner Rocktasche. Aber meinen Dienstausweis, ausgestellt auf den Namen Jerry Cotton, Special Agent des FBI. Unterschrieben von Mr. Hoover höchstpersönlich.« Jetzt wurden sie doch stutzig. Ich sagte ihnen auch noch auswendig meine Dienstnummer. Aber ihre Gläubigkeit wurde durch etwas anderes erschüttert. Einer fragte: »Was für einen Schlitten fahren Sie, Mister?«
Im Vergleich zu dem ewigen »Freundchen« vorher war der »Mister« schon ein Fortschritt.
»Einen roten Jaguar«, sagte ich wahrheitsgemäß.
Sie sahen sich vielsagend an. Dann gab der eine dem anderen seinen Revolver, so daß der jetzt alle beide auf mich gerichtet hielt. Mit größter Vorsicht, als ob ich so etwas wie eine rasselnde Klapperschlange wäre, näherte er sich mir von der Seite. Er streckte den Arm so weit aus, daß er gerade noch mit den Fingerspitzen in meine Tasche kam.
»Au verdammt!« sagte er eine halbe Minute später und starrte mich erschrocken an. »Er hat recht, Wash. Es ist der G-man mit dem roten Flitzer.«
Ich stand auf und reckte meine steifen Glieder. »War wirklich eine Freude, euch kennenzulernen«, sagte ich.
Die beiden Männer hätten gern eine Ritze im Fußboden ausgenutzt, um sich zu verstecken, aber es gab keine. Verlegen brachten sie ihre Entschuldigung an den Mann. Ich hörte sie mir ein paar Sekunden lang an, weil ich mich genug über sie geärgert hatte, dann fiel ich ihnen ins Wort: »Okay, okay. Kann ja mal passieren. Wer hat euch angerufen?«
»Ich!« sagte eine mir nur
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