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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Namen, Miß Berger! Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Sie sich nicht daran erinnern?«
    »Die Männer, die wir kennenlernten, schlugen Klubs vor.«
    »Okay, aber in irgendeinem Laden müssen Sie angefangen haben, und vielleicht fällt Ihnen wenigstens dessen Name ein.«
    Sie sah mich wenig freundlich an. »Ich glaube, einmal waren wir im Sarong-Klub. Das ist ein asiatisch aufgemachtes Lokal. Beim zweiten- oder drittenmal schleppte Carmie mich in einen Tanzschuppen auf einem Floß im Potomac. Irgendwie hing der Name mit ›River‹ zusammen.«
    »Mit welchen Leuten verkehrte Carmie Gill?«
    Das Mädchen warf das Haar in den Nacken. »Ihre Freunde wechselten schneller als Filmbilder auf einer Kinoleinwand. Sie verfügte immer über ein Dutzend und gleichzeitig über keinen. Carmies Erfolge hielten selten länger an als vierundzwanzig Stunden. Die meisten Männer ließen sich verleugnen, wenn sie zum zweitenmal anrief.«
    »Hatte sie Geld?«
    »Mr. Govin zahlt nicht schlecht«, antwortete Anita Berger, »aber Carmie hielt die Cents nicht zusammen. Gewöhnlich war sie pleite und pumpte uns alle an. Bei mir steht sie noch mit rund fünfzig Dollar in der Kreide.«
    »Danke für die Auskünfte, Miß Berger!« Ich grinste Govin flüchtig an. »Keine Nachrasur heute!« Mit der Serviette wischte ich mir die Reste des Seifenschaumes aus dem Gesicht und stand auf. Er nahm mir zwei Dollar für die Behandlung ab.
    Ich hatte den Mercury auf dem Parkplatz in der Duncan Street abgestellt. Der Mercury stand in der zweiten Reihe, und ich erinnerte mich, daß links von ihm eine Lücke gewesen war. Jetzt stand ein Wagen in dieser Lücke, ein schmutziger graugrüner Ford, dessen linker Kotflügel halb eingedrückt war: Carmie Gills Wagen.
    Das Seitenfenster am Fahrersitz war heruntergedreht. Ein Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln lag auf dem Sitz. Zwischen Steuerrad und Hupring steckte ein weißer Umschlag, der nicht verschlossen war. Ich öffnete ihn und fand einen Fetzen Papier, der offensichtlich aus einem normalen Schreibheft herausgerissen war. Der mit der Maschine geschriebene Text lautete:
    Warum hältst Du Dich nicht an unsere Vereinbarungen? Bist Du verrückt geworden? Wir stehen dicht vor der Abwicklung des großen Geschäftes, und Du erhältst bis auf den letzten Cent, was wir Dir versprochen haben. Welchen Sinn soll es haben, daß Du mir nachspionierst? Du hast erlebt, wozu es führen kann. Du machst die Schnüffler wild, und niemanden werden sie schneller an den Galgen bringen als Dich. Nimm Vernunft an! Du siehst mich am 18. wie vereinbart. Rufe Waitfield 7-2211 an und nenne Deine neue Adresse! Das Girl war nicht mehr anders zu stoppen. Ich gebe Dir die Möglichkeit zum Abschied, aber dann mache Dich aus dem Staube.
    Der Schrieb zeigte als Unterschrift die Buchstaben H und G. Ich hielt den Brief in der linken, die Wagenschlüssel in der rechten Hand. Was bedeuteten die Worte »Möglichkeit zum Abschied«? Auf welche Weise hatte er Carmie Gill »gestoppt«, wie er sich auszudrücken beliebte?
    An dem Ring baumelten Schlüssel; einer für das Zündschloß, der andere für alle anderen Schlösser des Ford.
    Ich ging zum Heck des Wagens, schob den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn und bemühte mich, den Deckel zu heben. Als Carmie Gill den Dokumentenkoffer geholt hatte, war es ihr nur unter Schwierigkeiten gelungen, die Kofferraumhaube zu schließen. Heute setzte das verbeulte Blech meinen Anstrengungen, es zu öffnen, hartnäckigen Widerstand entgegen. Es sprang erst auf, als ich kräftig mit dem Fuß dagegentrat.
    Ich prallte nicht zurück, denn ich hatte den Anblick erwartet. Carmie Gills Körper lag zusammengekrümmt im Kofferraum. Das Gesicht war nach oben gedreht. Die Augen standen weit und blicklos offen.
    Ich schlug den Deckel zu, und ich war froh, daß das Schloß jetzt sofort einschnappte und mir ein zweiter Blick auf das tote Mädchen erspart blieb.
    ***
    Das Haus war ein gewöhnliches, einfaches Siedlungshaus, wie sie draußen in Cherrydale, dem Vorort Washingtons auf dem anderen Ufer des Potomac, zu Hunderten stehen. Der Bewohner war Stanley, wie er genannt wurde — ein hoher Beamter der Gegenspionageabteilung des FBI. Stanley — es war ein Deckname — ähnelte bis zu einem gewissen Grad meinem New Yorker Chef, John D. High. Er war groß, grauhaarig mit einem langen klugen Gelehrtengesicht. Im Gegensatz zu meinem Chef war Stanley stark kurzsichtig. Er trug eine dicke getönte Brille, hinter der seine

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