Jerry Cotton - 0558 - Ballett mit Maschinenpistolen
keine Zweifel mehr gibt: Dies ist ein Überfall. Sie wissen, daß wir 21 Girls sind. Jede von uns ist mit je einer Maschinenpistole und genügend Munition ausgerüstet. Diese Bewaffnung verdanken wir der Großzügigkeit der Sicherheitsbehörden, die dankenswerterweise unser Künstlergepäck nicht kontrollierten. Das war übrigens eingeplant. Sie hingegen, Ladies and Gentlemen, sind — ebenfalls dank der Sicherheitsbehörden — unbewaffnet. Es hat also keinen Zweck, Widerstand zu leisten. Einige Männer der Besatzung würden das jetzt auch einsehen, wenn sie noch lebten. Was wir von Ihnen wollen, ist ebenfalls klar. Dank der Indiskretion der Presse oder auch der gewollten Publicity Ihrerseits ist bekannt, daß sich hier an Bord zur Zeit Schmuck und Wertgegenstände im Wert von mindestens fünf Millionen Dollar befinden. Die wollen wir haben. Dazu sämtliches Bargeld, das sich in Ihrem Besitz befindet. Außerdem werden wir im Laufe der nächsten Stunden noch verschiedene Gentlemen persönlich ansprechen und um Ausstellung von diversen Barschecks bitten.«
Erregtes Stimmengewirr wurde im vorher so festlichen Salon laut.
Das Gangstergirl auf der Bühne hob die Maschinenpistole. Schlagartig verstummte der Protest der Betroffenen.
»Ich bin noch nicht fertig«, sagte die Verbrecherin. »Die von uns eingesammelten Wertgegenstände und die Schecks werden noch im Laufe der Nacht von Bord gebracht. In unserer unmittelbaren Nähe kreuzt ein Schiff, das uns und diese Dinge aufnehmen wird. Das Schiff hat einen Hubschrauber an Bord, so daß wir die Schecks zu Beginn der Bankstunden in New York zur Einlösung vor legen können. Sobald es irgendwelche Pannen gibt, wenn hier nicht alle unsere Forderungen erfüllt werden, wird die ,Star of Yucatan' von dem anderen Schiff torpediert und versenkt. Ich möchte noch sagen, daß unser Schiff keine Verbindung mehr zur Außenwelt hat. Die Funkanlage ist zerstört. Bis Hilfe für Sie möglich wäre, können Sie längst auf dem Grund des Atlantiks ihr süßes Leben weiterführen.«
Mit einem spöttischen Lächeln schaute das Girl ins Publikum.
In diesem Moment passierte es.
»Verbrecherin!« schrie eine gellende Stimme durch den riesigen Raum.
***
»Das würde bedeuten, daß sich an Bord des Schiffes 21 Mädchen aufhalten, die keine Tänzerinnen sind, sondern Verbrecherinnen«, stellte Mr. High kurz und fragend fest.
Ich hatte ihn angerufen, und er war jetzt, mitten in der Nacht, gekommen. Untadelig gekleidet wie immer. Einwandfrei rasiert. So, als habe er es gewußt, daß er in dieser Nacht in sein Office zurückkehren müsse.
»Das würde es bedeuten«, bestätigte ich.
»Gibt es auch andere Möglichkeiten?« fragte der Chef.
Phil nickte. »Natürlich. Beispielsweise die, daß nur ein Girl der ,Beachgirls‘ nicht echt ist — eben diese Annabella. Daß sich eine andere unter ihrem Namen in der Girl truppe auf hält.«
»Seit wann?« fragte ich.
»Das müssen wir erst feststellen«, sagte Phil.
Ich widersprach ihm; seine Theorie erschien mir unwahrscheinlich.
Mr. High hörte aufmerksam zu.
Es war zu verstehen, daß er nicht sofort zu einem Entschluß kommen konnte. Immerhin lag uns eine Auskunft vor, daß an Bord des Schiffes ein rauschendes Fest gefeiert wurde. Andererseits war die Funkverbindung zu dem Dampfer unterbrochen. Und ein Girl, das dort sein sollte, war nicht dort.
»Wir müßten wissen, was mit dieser Hazienda in Mexiko los ist«, sagte Phil.
»Die mexikanische Polizei ist auf zwei Wegen um entsprechende Ermittlungen gebeten worden«, sagte Mr. High, der inzwischen schon herumtelefoniert hatte. »Einmal auf dem kurzen Weg über persönliche Gespräche unserer Kollegen in Tucson. Zum anderen auf dem offiziellen Weg über Interpol. Wie es dort läuft…«
»Manana«, sagte ich.
»Ich fürchte, daß wir auch warten müssen«, sagte Mr. High. »Es gibt nur einen Weg für uns, um tatsächlich gegen den erklärten Willen Mr. Urbans und der Schiffsleitung etwas zu unternehmen, zumal auf hoher See. Doch es ist ein amerikanisches Schiff, so daß doch jene Möglichkeit gegeben wäre. Wir brauchen einen Durchsuchungsbefehl, aber den gibt uns nach dem vorliegenden Material kein Richter und…«
Weiter kam der Chef nicht.
Etwas Unglaubliches passierte.
Irgend jemand polterte von draußen gegen die Tür zum Chefbüro und stürmte einfach herein.
Es war Gulbransson.
»Verzeihung, Mr. High«, stieß er hervor, »aber es ist wirklich…«
Der Chef winkte ab. »Was
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