Jerry Cotton - 0558 - Ballett mit Maschinenpistolen
vorliegt.«
»Gut«, sagte ich, überlegte einen Moment, angelte mir das Telefon und bat die Zentrale um eine Verbindung mit dem Reporter Ben Edwards.
15 Sekunden später hielt ich entsetzt den Hörer soweit wie möglich vom Ohr weg. Die Membrane zitterte unter einer Geräuschorgie, die sich verteufelt nach einer modernen Symphonie anhörte.
Die Musik hörte auf und eine Stimme bellte.
Das war Ben Edwards.
»He«, sagte ich. »Was war das eben? Dieses grauenhafte Geräusch?«
»Welches?« fragte er und lachte dann. »Kein Geräusch, ich habe gegähnt. Ist ja auch kein Wunder zu dieser Nachtstunde. Es ist…«
»… noch nicht einmal ein Uhr«, sagte ich unerschüttert.
»Wo brennt’s denn, Cotton? Daß es brennen muß, ist klar. Sie sind normalerweise ein vernünftiger Mensch, dem die eben bewiesene Herzensroheit fremd ist. Schießen Sie los!«
»Ich habe nur eine Frage, Ben. Welcher Ihrer Kollegen von der Fachpresse könnte mir wohl auf Anhieb sagen, ob ein bestimmtes Mädchen Mitglied der ,Beachgirls‘ ist?«
Er pfiff leise vor sich hin. »Sieh an«, murmelte er. »Alarm für die ,Star of Yucatan. Ich dachte es mir beinahe und…«
»Ben!«
»Ein einziger Kollege aus der Klatschpresse käme in Frage. Den können Sie aber nicht anrufen. Er spricht nicht mit Leuten, die er nicht kennt. Und mit Polizisten schon gar nicht, seitdem ihm mal ein Cop ’ne Kamera aus der Hand geschlagen hat, weil er Kim Novak… ist ja auch egal. Ich rufe ihn an. Wie heißt das Girl?«
»Lunday«, sagte ich, »Annabella Lunday.«
Phil saß vor seinem Telefon und wartete auf die Nachricht aus Washington. Ich saß vor meinem Apparat und wartete darauf, daß Ben Edwards sich wieder melden würde.
Die Minuten vergingen.
Und dann meldeten sich die Apparate fast gleichzeitig.
Wie zwei Marionetten an der gleichen Schnur griffen wir nach den Hörern, meldeten uns und lauschten.
Nachher schaute Phil mich gespannt an. »Nun?«
»Ben Edwards hat die Bestätigung bekommen, daß eine gewisse Annabella Lunday Mitglied der ,Beachgirls‘ ist!« sagte ich.
»Und Washington hat die Bestätigung dafür geliefert, daß das Girl im Hospital von Tucson tatsächlich Annabella Lunday ist. Sie ist aus England eingewandert, und deshalb sind ihre Prints registriert. Es besteht kein Zweifel!«
»Dann besteht auch kein Zweifel daran, Phil, daß auf der ›Star of Yucatan‹…«
Wieder schlug mein Telefon an.
Es war Gulbransson, unser Kollege in der Funkzentrale.
»Ihr könnt schlafen gehen«, meldete er, »auf der ›Star of Yucatan‹ scheint alles in bester Ordnung zu sein. Ich habe eben mit einem Tanker gesprochen. ›Costa Ora‹ heißt das Schiff. Die haben vor einer halben Stunde die ›Star of Yucatan‹ passiert und festgestellt, daß es dort hoch hergeht. Bunte Lichter, Musik, Beifallsstürme.«
Phil hörte über die zweite Muschel mit.
»Laß dir trotzdem die Position geben«, sagte er.
***
»Das muß ein Traum sein«, murmelte der Ölmagnat Francis Urban. Er schloß einen Moment die Augen und öffnete sie dann wieder. Der Traum war immer noch da. Er bestand aus einer ganzen Anzahl sehr leicht geschürzter und verteufelt hübscher Mädchen. Und aus ebensovielen Maschinenpistolen.
»Ein Traum«, flüsterte Urban.
Im gleichen Moment wurde es ihm schmerzhaft klar, daß es sich nicht um einen Traum handelte.
Irgendwo draußen ratterte eine Maschinenpistole. Ein Schrei war bis in den Salon zu hören.
Eine Tür flog auf. Durch diese Tür kam eine Gruppe der Schiffsoffiziere. Zuerst der Kapitän. Sie hielten die Hände hoch. Hinter den Offizieren gingen zwei der angeblichen »Beachgirls« und hielten die Maschinenpistolen auf die Rücken der Männer gerichtet.
»Gut, daß Sie kommen, Kapitän«, sagte das Girl, das auf der Bühne stand. »Sie haben es eben sicher gehört. Einige von den Leuten ihrer Besatzung sind so wahnsinnig, Widerstand leisten zu wollen. Ich gebe Ihnen fünf Minuten Zeit, über die Bordsprechanlage Ihre Besatzung zur Räson zu rufen. Wer nicht hört, wird als Meuterer erschossen. Und Sie hören auf uns!«
Sie gab einem der Girls einen Wink.
Der Kapitän wurde vom Rest der Gruppe getrennt und wieder hinausgeführt.
»So, Ladies and Gentlemen«, sagte das Girl auf der Bühne jetzt mit harter Stimme. »Sie werden inzwischen bemerkt haben, daß unsere Show von Veranstaltungen ähnlicher Art ziemlich abweicht. Sie wollten eine Show mit einem besonderen Pfiff. Diesen besonderen Pfiff haben Sie jetzt. Damit es
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