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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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dieser Gegend nicht scheu machen. Wir gingen also an ihm vorbei, ohne ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken als jedem anderen Passanten.
    Bekannte Gesichter sahen wir nicht. Als wir unseren Weg zu Fuß abgepirscht hatten, nahmen wir uns die Kneipen vor. In der ersten tranken wir einen Kaffee, in der zweiten einen Fruchtsaft, dann wieder Kaffee und so fort. Wir hielten uns in jedem Lokal zehn Minuten auf und studierten verstohlen die Gesichter des Personals und der Gäste. Hin und wieder fiel einem das Gesicht eines Mannes oder 6iner Frau auf, weil die Spuren des Rauschgiftes deutlich zu erkennen waren. Aber das mußte nicht heißen, daß der Betreffende seinen Stoff ausgerechnet in diesem Lokal bekam.
    Alles in allem hatten wir ungefähr drei Stunden Zeit aufgewandt, ohne irgendein Resultat zu erzielen.
    »Feierabend«, brummte ich, als wir auf den Ausgang des letzten Lokals zugingen. Ich stieß die Tür auf und wollte hinaus, als gerade ein Mann von draußen hereinkommen wollte, so daß wir fast zusammenstießen. Es war ein ganz alltäglicher kleiner Zwischenfall, und es gab nicht den leisesten Grund, warum ich mir darüber hätte Gedanken machen sollen.
    »Entschuldigung«, murmelte ich, während der Mann zurücktrat, um Phil und mich vorbeizulassen.
    Er nickte nur, während wir uns an ihm vorbeischoben. Er war hager und gut angezogen und ungefähr fünfundvierzig Jahre alt. Auf seiner Oberlippe sproß ein strichdünnes Bärtchen. Und wahrscheinlich blieb mir nur aus diesem Grunde sein Gesicht im Gedächtnis…
    ***
    »Ich verstehe das nicht«, sagte der blaßgesichtige Mann, der neben Howard Burke saß. »Wir können nicht nach Toronto fliegen?«
    »Nicht mit dieser Maschine«, wiederholte Burke mit seinem sonoren Organ. »Herrgott, ich hab’s doch gerade erklärt. Die Maschine hat bei der verrückten Herumkurverei zuviel Treibstoff eingebüßt. Ein Flugzeug braucht nämlich Treibstoff, genau wie ein Auto. Und wir haben nicht mehr genug, um bis nach Toronto durchzukommen. Verstehen Sie’s endlich?«
    »Aber eine Maschine muß doch Reserven…«
    »Mann!« stöhnte Burke. »Ich hab’s vom Laufjungen bis zum Boß der United Steel gebracht. Wissen Sie warum? Weil ich Fachleute entscheiden lasse, wenn’s um spezielle Fachfragen geht. Ob diese Maschine bis nach Toronto oder nicht fliegen kann mit dem noch vorhandenen Treibstoff, das kann hier an Bord im Augenblick nur der Bursche entscheiden, der vorn allein im Cockpit sitzt und diesen Vogel immerhin ruhig und sicher durch die Lüfte bringt — oder?«
    Der vornehm wirkende blasse Mann neben Burke zog die Augenbrauen hoch.
    »Wahrscheinlich«, gab er zu. »Ich habe mich ja nur gewundert.«
    »Mich wundert’s, daß wir noch am Leben sind«, brummte Burke und fuhr sich über sein kantiges Gesicht. »Dieser Gesellschaft werde ich einen Prozeß an den Hals hängen, daß ihren Bossen die Augen übergehen. Es ist mir völlig gleichgültig, was mit unseren beiden Piloten los ist. Ob sie verrückt geworden sind, ob sie kiloweise Rauschgift gefressen haben, oder was sonst sie um den Verstand gebracht hat. Feststeht, daß so etwas nicht passieren darf und daß sich die Fluggesellschaft entsprechend vorzusehen hat. Es ist ja nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir nicht zufällig diesen Turner an Bord gehabt hätten, der die Maschine fliegen kann.«
    »Ja, das ist in der Tat ein sehr glücklicher Zufall«, bemerkte Burkes Nachbar.
    Burke nickte grimmig. Plötzlich stutzte er. Daß so etwas vorkam, war ohnedies höchst unwahrscheinlich. Daß aber dann auch noch rein zufällig ein richtiger Pilot unter den Fluggästen saß — dafür mußten die Chancen nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung fast gleich Null sein. Burke hatte zum erstenmal Zeit, darüber nachzudenken. Und je länger er es tat, um so unglaubwürdiger kam ihm der Zufall vor. Er stemmte sich aus seinem Sitz hoch und schob sich vor bis in die vorderste Sitzreihe.
    Die beiden gefesselten Piloten hingen schlaff und anscheinend noch immer ohnmächtig in ihren Sitzen. Den dritten Mann der Crew hatte Burke selber in die vordere Toilette gesperrt, weil er keine Ruhe hatte geben wollen. Jetzt fragte sich Burke, ob es wohl richtig gewesen war.
    Er ging ins Cockpit, zog die Tür hinter sich zu und sah hinab auf den sonnengebräunten Mann, dem er selbst zu diesem Platz verholfen hatte. Geistesabwesend rieb sich Burke über die aufgeschlagenen Knöchel seiner rechten Hand.
    Wenn das nun ein abgekartetes

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