Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
Bursche sitzt. Er kommt für die Entführung also nicht in Frage. Sicherlich hat Connors in New York ein Stammlokal, aber das kennen wir nicht Im Taburin war er nur wenige Male, meistens allein und einmal mit einer attraktiven Blondine, die dort niemand kannte.«
»Ich glaube, es geht los«, sagte ich und starrte durch die Windschutzscheibe. »Der Kasten biegt nach rechts auf die Long Beach Road ab.«
Ich kannte die Gegend. Man fährt etwa drei Meilen durch eine ziemlich triste Landschaft; zu beiden Seiten der Straße sieht man nur Wasser und viele kleine Schilfinseln. Ein ideales Gelände für Motorsportler — vor allem für solche, die ein lauschiges Plätzchen oder ein brauchbares Versteck suchen.
Über eine Brücke gelangt man dann nach Long Beach — einer langgestreckten Insel direkt im Atlantik.
Ich hörte über mir das Knattern eines Hubschraubers und ärgerte mich ein wenig, daß die Maschine so tief flog. Der Müllwagenfahrer durfte keinen Verdacht schöpfen. Glücklicherweise befand sich am südlichen Ende der Long Beach Road ein kleiner Flugplatz, so daß tieffliegende Maschinen in dieser Gegend nicht besonders aufzufallen brauchten.
Ich blickte wieder geradeaus und entdeckte, daß die Trommel des Müllwagens zu rotieren begann, nur ein wenig. Ich sah, daß bei dem Manöver ein großer Stahlring nach oben geriet, der ungefähr den Durchmesser und das Aussehen einer runden Peilantenne hatte.
Ich hörte, wie sich der Motorenlärm des Hubschraubers verstärkte, und steckte rasch den Kopf aus dem herabgekurbelten Fenster, um nach oben zu blicken. Die Maschine, die ich sah, war nicht unsere EF-4. Es handelte sich um einen knallrot gestrichenen schweren Transporthubschrauber. Ich konnte die beiden Piloten in ihrer Plexiglaskanzel deutlich erkennen.
Ich wußte oder ahnte, was uns erwartete, und gab Gas, um das Vorhaben der Gangster noch in letzter Sekunde zu verhindern. Gleichzeitig betätigte ich mehrere Male die Lichthupe, um die vor mir fahrenden Kollegen auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
Es war schon zu spät.
Der Hubschrauber stieß schräg herab, genau auf den Müllwagen zu. Ich sah, wie sich ein Drahtseil mit einem schweren Stahlhaken senkte und haargenau den Stahlring der Müllwagentrommel traf. Im nächsten Moment straffte sich das Seil. Der Hubschrauberpilot war ein Experte. Er flog genauso schnell, wie der Müllwagen fuhr. Dann ließ er seinen Vogel senkrecht in die Luft steigen. Die Müllwagentrommel, ein solides Mehrtonnengewicht, hob sich mit nach oben. Sekunden später schwebte sie bereits fünf, zehn oder zwanzig Yard über der Straße. Der Hubschrauber stieg noch immer.
Ich sah, daß meine Kollegen den Müllwagen überholt hatten und stoppten. Zwei Männer in blauen Overalls jumpten aus dem Wagen und rannten nach links und rechts davon. Ich hörte das kurze, trockene Peitschen von Revolverschüssen, die den Motorenlärm des Hubschraubers noch übertönten.
Die Gangster trugen offenbar keine Waffen bei sich. Jedenfalls schossen sie nicht zurück. Einer lief in meine Richtung. Ich sprang aus dem Wagen und rannte los, um ihm den Weg abzuschneiden. Der Gangster kam keuchend auf mich zu. Im Laufen zog er plötzlich den Kopf zwischen die Schultern. Er wollte mich rammen. Ich wich mit einem eleganten Sidestep aus, stoppte aber gleichzeitig seinen Sturmlauf mit einem blitzschnell hochgezogenen Haken. Der Gangster ging zu Boden, kam aber sofort wieder auf die Beine. Ich ließ ihn kommen und fertigte ihn dann mit einer kurz und hart geschlagenen Schwingerserie ab. Er fiel zum zweiten Male um und blieb liegen, völlig erschöpft und mit pfeifendem Atem, aber offensichtlich bei Bewußtsein.
Einer meiner Kollegen sprintete heran. Ich schaute nach oben und sah, wie der Hubschrauber sich in Richtung auf die Middle Bay entfernte. Es beruhigte mich, zu entdecken, daß ihm unser EF-4 folgte:
Der Gangster rappelte sich hoch. Mein Kollege klopfte ihn nach Waffen ab. Wir gingen zurück zur Straße.
»Sehen Sie sich das mal an«, sagte ein G-man zu mir. Er betrachtete das Chassis des Müllwagens. »Frische Schweißnähte! Ich wette, die Burschen haben die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Trommel für die Aktion vorzubereiten. Da, die Verankerungen sind schon vorher gelöst worden, so daß der Vogel seine Beute mühelos krallen konnte.«
Einer der Gangster war bei der Schießerei am Oberarm verwundet worden. Wir legten ihm einen Notverband an. Der ganze Autoverkehr war ins Stocken gekommen. Einer
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