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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Töne. Vivian begann zu tanzen, mit ihrem Glas in der Hand und halbgeschlossenen Augen. Sie verstand es, sich zu bewegen, auch wenn sie dabei zuweilen übertrieb. Sie hatte das Glück, so gut gebaut zu sein, daß sie schon sehr plump werden mußte, um den Sinn für Ästhetik zu verletzen.
    Nachdem sie ein kleines, hübsches Solo hingezaubert hatte, swingte sie auf mich zu, wiegend, mit ausgebreiteten Armen, lockend wie eine Meerjungfrau in ihrem Element. »Lassen Sie uns tanzen, Jerry!« flüsterte sie.
    Ich stellte mein Glas auf den Tresen und glitt vom Hocker. Vivian bemühte sich, gleichsam mit mir zu verschmelzen. Sie war biegsam und duftgeladen. Sie nahm ihr Glas in die linke und begann mich mit ihrer rechten Hand zu liebkosen.
    Mit den gepreizten Fingern fuhr sie zärtlich über meine Krawatte und dann über den Stoff meines Oberhemdes.
    Ich bin nicht aus antimagnetischem Stahl. Vermutlich hätte es mich Mühe gekostet, Vivians hochgedrehter Anziehungskraft zu widerstehen — wenn mir nicht völlig klar gewesen wäre, daß sie eine Schau abzog, eine wohlkalkulierte Schau.
    Vivians träge, laszive Aufdringlichkeit wurde plötzlich weggefegt von einer quicken, gezielten Bewegung. Vivian versuchte, mir den Smith and Wesson aus der Schulterhalfter zu reißen.
    Genau das hatte ich erwartet. Ich klemmte blitzschnell ihre Hand ein und gab ihrem Arm gleichzeitig einen scharfen Twist. So etwas lernt man in der FBI-Akademie schon nach acht Tagen.
    Das Girl stieß einen schmerzhaften Schrei aus. Ich stieß sie zurück. Vivian wäre beinahe gefallen, aber der Bartresen bot ihr Halt.
    »Sie sollten diese Nummer ein wenig besser trainieren«, riet ich ihr spöttisch.
    »Sie ist schon ganz gut«, sagte eine männliche Stimme hinter mir. »Hände hoch, Cotton, oder es knallt!«
    Ich rührte mich nicht vom Fleck.
    Ob der Mann, der das Zimmer betreten hatte, bluffte? Daß ich ihn nicht gehört hatte, war nicht verwunderlich. Der Raum war mit Spannteppichen ausgelegt.
    Vivians Augen leuchteten triumphierend. Deshalb nahm ich an, daß der Bursche eine Waffe in der Hand hielt.
    »Los, tun Sie, was ich Ihnen befehle«, knurrte der Mann.
    Ich gehorchte, weil es im Augenblick keinen Sinn hatte, mich anders zu verhalten.
    »Nimm ihm die Kanone ab!« befahl der Mann.
    Vivian schüttelte den Kopf. Sie schwieg. Es war klar, daß sie vor mir Angst hatte.
    »Wie kommt es, daß Sie hier aufkreuzen?« fragte mich der Mann.
    »Dreimal dürfen Sie raten!« sagte ich.
    »Hat Hank geplaudert?« fragte er.
    »Keine Namen nennen!« zischte Vivian.
    »Shut up — ich mache das schon«, knurrte der Mann. »Wir servieren ihn ab — das ist die beste Lösung. Dieser Bursche hat uns schon zuviel Ärger bereitet.«
    Er gab sich Mühe, scharf und wütend zu sprechen, aber ich fühlte, daß auch er nur bluffte. Wenn er zu den Bankräubern gehörte, war er einfach nicht der Mann, der einen Mord riskieren würde. Trotzdem mußte ich auf alles gefaßt sein. Die Burschen fühlten sich in die Enge getrieben; das bedeutete, daß sie hektisch und nervös reagieren würden.
    »Miß Cumbers war einmal mit Hank Connors im Taburin«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Das wissen wir. Der Fotograf besorgte uns die Anschrift der jungen Dame. Die Adresse ist inzwischen auch im Distriktgebäude bekannt. Das Haus wird überwacht.«
    Diese Mischung aus Tatsachen und purer Erfindung mußte die beiden beeindrucken. Ihnen mußte klarwerden, daß sie mit meiner Ermordung nichts gewinnen konnten — im Gegenteil.
    »Er spinnt«, versicherte der Mann hinter mir. Er sagte es so, als müßte er sich Mut zusprechen.
    Vivians Augen blickten längst nicht mehr triumphierend. Sie zeigten nur noch blanke Furcht. »Was ist, wenn er die Wahrheit sagt?« wollte sie wissen. »Das mit den Bildern stimmt, und er weiß, wer ich bin. Wir sitzen in der Falle…«
    »Reg dich nicht auf«, meinte der Mann. »Von dem, was er uns erzählt, trifft nur die Hälfte zu. Das merke ich doch. Er ist hergekommen, um auf den Busch zu klopfen. Das ist alles. Natürlich weiß er jetzt, was gespielt wird. Das ist sein Pech. Es zwingt uns dazu, ihn über die Klinge springen zu lassen.«
    »Nicht mit mir«, sagte Vivian und schüttelte ihren Kopf. »Mit Mord will ich nichts zu tun haben.«
    »Bedaure, Baby«, sagte der Mann bitter, »wer kassiert, muß auch etwas dafür tun.«
    »Meinetwegen — aber es darf nicht hier passieren«, stieß das Girl hervor. »Nicht in meiner Wohnung!«
    »Wie stellst du dir das

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