Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
ein.
»Hat schon allerhand Wirbel gegeben«, sagte er zur Begrüßung. »Du hast ja einen tollen Fang gemacht!«
»Der Barkeeper?« fragte ich verwundert.
»Nein, die Scheinchen. Sie sind so falsch wie der Zopf meiner Großmutter. Die Nachricht kam, kurz bevor ich abgefahren bin. Der Chef erwartet dich morgen früh zum Bericht.«
»Die Nacht darf ich mir also noch um die Ohren schlagen.«
Phil grinste. »Du darfst. Und damit dir die Zeit nicht zu lang wird, werde ich dir Gesellschaft leisten. Hast du einen Plan?«
»Du weißt über Cook Bescheid?«
Phil nickte.
»Ich habe vorhin seine Frau auf gesucht. Sie ist sehr krank und macht sich große Sorgen um ihn. Natürlich war er nicht zu Hause.«
»Was tun wir dann noch in dieser verlassenen Gegend?« wollte Phil wissen. »Ich habe vom Chef eine interessante Adresse bekommen. Ein Barbesitzer, Tony Rice heißt der Mann. Schon mal gehört?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Der Chef meinte, wir sollten ihn uns mal ansehen. Dieser Rice war früher mal politisch engagiert.«
»Hat noch Zeit, wie?«
»Ja, seine Klubs wurden nämlich durch eine Verfügung des Bürgermeisters Murdock geschlossen. Wir werden ihn bestimmt irgendwo erwischen.«
Wir gingen langsam die Straße hinunter, eine stille Straße, in der es noch nicht einmal Laternen gab. Bis in diesen Teil des Ortsbezirks Queens schien die Zivilisation jedenfalls noch nicht vorgedrungen zu sein.
Die Häuser standen noch nicht lange, auch die Straße selbst befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand, der von den schweren Baufahrzeugen herrühren mochte.
Und in dieser Straße wohnte Jos Cook!
Ich faßte Phil am Arm. Er blieb sofort stehen. Sehen konnten wir nichts, um so deutlicher hörten wir die Schritte, die von zwei Personen herrühren mußten.
Ich zog Phil von der Straße herunter, und wir gingen hinter einem Bretterstapel in Deckung.
Die Schritte kamen näher. Es waren zwei Männer, und sie unterhielten sich halblaut miteinander. »Er kommt bestimmt nach Hause, Don. Den Kleinen zieht es doch in sein warmes Bettchen.«
Die Stimme des Mannes kam mir bekannt vor. Und der Vorname, den er eben genannt hatte, ebenfalls.
»Da sind sie«, flüsterte ich Phil ins Ohr. »Sie sind auf der gleichen Fährte wie wir: Jos Cook!«
Sie kamen so dicht an uns vorbei, daß ich sie beinahe greifen konnte. Die Nacht war sternenklar, jedenfalls hell genug, so daß ich sie als die Männer identifizieren konnte, mit denen ich zusammengestoßen war.
Wir warteten, bis sie ein Stück weg waren. Gerade wollte ich Phil klarmachen, daß er die beiden beschatten sollte, während ich auf meinem Beobachtungsposten blieb, da kamen sie zurück. Sie gingen geduckt wie Panther, die eine Beute beschleichen.
Unwillkürlich sah ich nach rechts. Auf der anderen Seite, dicht vor dem Haus, in dem Jos Cook wohnte, bewegte sich ein Schatten. Er war so klein, daß es auch ein Kind sein konnte.
Ich stieß Phil an, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Gleichzeitig griff ich nach meinem Revolver.
Die beiden Gangster überquerten die Straße. Sie gingen immer schneller. Und ihr Ziel war der Schatten!
Phil raste nach rechts, während ich von der anderen Seite herankam.
Trotzdem waren sie vor uns da. Ich hörte einen erstickten Aufschrei, und aus dem kleinen Schatten war plötzlich ein einziger großer geworden.
Cook!
Im nächsten Augenblick war ich heran. Fast im gleichen Moment kam Phil von der anderen Seite. Unsere Kommandos ertönten gleichzeitig: »Die Waffen weg und Hände hoch!«
Es war, als ob eine Bombe einschlug. Sie schnellten hoch, und fast gleichzeitig zuckten feurige Flammen auf mich zu.
Ich warf mich zu Boden und schoß zurück. Aber ich mußte vorsichtig zielen, wenn ich nicht Jos Cook treffen wollte, der seltsam verkrümmt am Boden lag.
»Achtung, Jerry!« schrie Phil plötzlich.
Etwas flog auf mich zu. Ich sprang auf und lief nach rechts weg, der Mitte der Straße zu. Ich hatte sie noch nicht ganz erreicht, als es hinter mir krachte.
Es war eine Handgranate. Der Luftdruck ließ mich taumeln. Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich, wie Phil in die Dunkelheit hineinschoß.
Die Gangster flüchteten. Phil rannte hinter ihnen her, während ich mich um Jos Cook kümmerte.
Er atmete gleichmäßig, wie ich als erstes feststellte. Vorsichtig legte ich ihn auf die Seite.
Ich zündete meine Kugelschreiberlampe an und leuchtete ihm ins Gesicht. Von der Stirn bis zum Haaransatz klaffte eine breite Wunde. Ich riß ein
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