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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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hundertprozentig sicher. Wir lassen vom Computer alle Karten auswerfen, mit denen er das Kennzeichen verwechselt haben könnte. Eine Fünf kann man zum Beispiel mit einer Drei verwechseln. Also wirft der Computer auch die Karte für LY 2368 aus. Auch eine Acht kann mit einer Drei verwechselt werden. Also wirft der Computer noch LY 2563 und LY 2363 aus. Er nimmt, kurz gesagt, alle Merkmale mit auf, die ähnlich sind. Sagt ein Zeuge, ein Mann wäre sechs Fuß groß, ungefähr hundertzwanzig Pfund schwer und hätte graue Augen, dann kann man vom Computer verlangen, daß er jeweils ein Merkmal vernachlässigt, weil der Zeuge ja nicht in jedem Punkt hundertprozentig zuverlässig sein muß. Und was die Haarfarbe angeht, Winters, darauf reagieren unsere Computer nur noch, wenn man es ausdrücklich von ihnen verlangt, sonst unterschlagen sie das Merkmal Haar überhaupt.«
    Winters grinste plötzlich. »Liegt an den Frauen, was?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Bei den weiblichen Wesen von heute, ob sie nun sechzehn oder sechzig sind, können Sie doch nie sicher sein, daß eine Blonde in drei Stunden noch blond, eine Schwarze noch schwarz ist. Und deshalb ist die Haarfarbe schon aus unseren Karteien verschwunden.«
    »Ich verstehe«, sagte Winters. »Also unser Kerl hat gar keine roten Haare, sondern eine Gla… eine Glatze — eine Glatze!«
    Winters verzog plötzlich das Gesicht.
    »Was ist los?« fragte ich ihn.
    »In dem Leerzug aus Queens, in dem sie das Geld gefunden haben, habe ich einen Mann erwischt. Er machte einen recht verstörten Eindruck, als er aus dem Wagen wieder auf den Bahnsteig sprang. Und er hatte eine Glatze!«
    ***
    Etwa sechzig Yard hinter dem Ende der Bahnsteige vereinigten sich die Tunnel von sechs Bahnsteigen, weil hier die Gleise nach Bronx zusammenliefen. Eine einzelne Bogenlampe erhellte das Gewirr von blanken Stahlschienen, die von Weichen und Vorsignalen flankiert wurden. Oben in der Tunneldecke hingen Signallichter.
    Lindsay und die drei Jungen hockten sich neben den Gleisen auf den Schottergrund.
    »Wo steckt Harris?« fragte Lindsay alias Connor, wie unser Computer sehr richtig herausgefunden hatte.
    »Er wird gleich kommen. Devvy holt ihn ja.«
    Lindsay nickte. Ihm sollte es recht sein. Auf ein paar Minuten kam es jetzt nicht mehr an. Aber Harris würde sich wundern. Er, Lindsay, war nicht gesonnen, sich von einem windigen Großstadtgangster wie Harris um seine Beute prellen zu lassen.
    »Eh, Mister«, brummte einer der Jungen.
    »Ja?« Lindsay hob den Kopf. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß es halbe Kinder waren, die um ihn herum saßen. Auch wenn sie sich noch so sehr Mühe gaben, harte Männer zu spielen.
    »Sie haben also ein Ding bei der Bank gedreht?« fragte der Junge.
    »Hm«, brummte Lindsay undeutlich.
    Die Augen des Jungen glitzerten. »Was… eh… was ist das für ein Gefühl?« fragte er.
    Lindsay zuckte mit den Achseln. »Gefühle kann man sich bei so was nicht leisten«, sagte er, aber er wußte, daß er log. Das erstemal war er vor Angst fast ohnmächtig geworden. Gut, ja, mit der Zeit gewöhnte man sich auch daran. Aber völlig ließ sich die Angst nie ausklammern.
    »Was…«, fing der Junge wieder an.
    »Halt’s Maul!« unterbrach ihn ein anderer. »Wir sollten ihn hierherbringen. Niemand hat etwas davon gesagt, daß du mit ihm stundenlang quatschen sollst.«
    »Ich wollte ja nur wissen…«
    »Halt’s Maul!« wiederholte der andere schärfer. »Da kommt jemand.«
    Sie drückten sich eng an die Tunnelwand. Lindsay lugte um die Ecke in den Tunnel hinein, aus dem sie gekommen waren. Undeutlich konnte er zwei schattenhafte Figuren wahrnehmen, die auf dem schmalen Pfad zwischen den Gleisen näher kamen. Lindsay bückte sich und tat, als müßte er sein Schuhband neu schnüren. Mit zwei geschickten Griffen ließ er zwei Schottersteine in seine Rocktaschen gleiten. Er vergewisserte sich, daß das Messer — ein sehr schmaler Finnendolch mit Ledergriff — an der gewohnten Stelle saß.
    Wenig später waren sie heran. Es waren Tob Harris in einer weißen Jacke und ein Junge der Bande. Nein, ein Mädchen. Lindsay sah sie verdattert an. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Tob Harris zu.
    »Hallo, Harris«, sagte er. Seine Stimme klang heiser.
    »Tag, Lindsay-Kumpel«, knirschte Harris. »Unverhofftes Wiedersehen, was? Wie du siehst, habe ich neue Freunde.«
    »Meinetwegen«, erwiderte Lindsay uninteressiert. »Wir wollen uns nicht lange mit Geplänkel aufhalten, Harris. Wo ist

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