Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben
Rowles konnte seinen Auftrag nicht ausführen. Das muß aber nicht bedeuten, daß sein Auftraggeber das Unternehmen abblasen wird. Ein anderer wird sich bemühen, die schmutzige Arbeit zu erledigen. June Forster befindet sich in Lebensgefahr. Wir müssen dafür sorgen, daß ihr nichts zustoßen kann.«
Mr. High lehnte sich zurück. Er legte das Bild aus der Hand. »Aufgabe Nummer zwei ist’ es, die Hintergründe des Auftrages zu erkunden und ihre Initiatoren zu fassen. Schließlich und endlich müssen wir in Zusammenarbeit mit der Mordkommission herausfinden, wer Mandy Rowles erschossen hat.« Er blickte mich an. »Sie wollen etwas sagen, Jerry?«
»Ja«, nickte ich. »Ernest Forster — Junes Vater — sitzt seit kurzem im Gefängnis. Er war bis zu seiner Verurteilung nicht vorbestraft. Die Art und Weise, wie er hinter Gitter kam, läßt vermuten, daß er unbedingt im Gefängnis landen wollte…«
Mr. Highs klare helle Augen verengten sich zu Schlitzen. »Sie meinen, er wollte sich selbst aus dem Verkehr ziehen?«
»Es sieht fast so aus. Wahrscheinlich glaubt er, daß ihm im Gefängnis nichts zustößen kann. Wenn wir unterstellen, daß er sich auf diese Weise einer Bestrafung durch uns unbekannte Gangster zu entziehen versuchte, können wir weiter folgern, daß diese Gangster ihn durch Junes Tod zu treffen versuchen. Sie wissen, wie sehr er seine Tochter liebt, und glauben, daß ihr Tod ihn härter treffen wird als all das, was sie ihm selbst antun könnten.«
»Der Schlüssel zu dem Geschehen liegt offenbar in Chicago«, ergänzte Mr. High. »Wir müssen feststellen, wer die anonyme Anruferin war. Welches von Rowles’ Girls hatte einen Grund zum Singen?« Er überlegte kurz und fügte dann hinzu: »Es wird am besten sein, Sie fliegen morgen einmal hinüber, Jerry. Unser District Office in Chicago wird inzwischen alle wichtigen Informationen Zusammentragen.«
Mr. High wandte sich an Phil. »Sie, Phil, organisieren den Polizeischutz für June Forster und durchleuchten den beruflichen und privaten Hintergrund des Vaters. Möglicherweise arbeitet Forster in einem Betrieb, der in Syndikatsbesitz ist. Wir wollen dem guten Mann keine unbewiesenen Vergehen unterstellen, aber wenn die Gangster hinter ihm und seiner Tochter her sind, muß das schwerwiegende Ursachen haben. Als Oberbuchhalter könnte er sicherlich manches manipulieren…«
Mr. High schob einen Zettel zurecht, auf dem einige Stichworte notiert waren.
»Der blaue Dodge gehört einem Radiohändler aus Queens. Der Wagen wurde ihm heute abend gestohlen, vermutlich gegen neunzehn Uhr. Die Nummernschilder stammen vom Schrottplatz und gehören zu einem nicht mehr zugelassenen Fahrzeug. Die Untersuchung des Dodge brachte keine verwertbaren Ergebnisse. Der Hotelportier wurde inzwischen mit Erfolg operiert. Die Kugel, die man aus seinem Körper entfernte, wurde aus einem Winchestergewehr abgefeuert — vermutlich einem Modell mit abgesägtem Lauf. Danke, meine Herren — das wär’s!«
Phil und ich gingen hinaus. Ich klemmte mich in den Drehstuhl meines Büros und rief die Kollegen in Chicago an. Ich erfuhr, daß Rowles zuletzt mit einem Girl namens Suzy Baker zusammengelebt hatte.
»Lassen Sie bitte feststellen, was mit dem Mädchen los ist und wo es sich jetzt auf hält«, bat ich und legte auf.
»Kommst du mit?« fragte mich Phil. »Ich suche das Revier in Forsters Nähe auf.«
Ich nickte. Wir holten uns einen Chevy aus der Fahrbereitschaft. Als wir losfuhren, ließ ich mir den bisherigen Sachverhalt durch den Kopf gehen. Das Verbrechen hatte erste Konturen bekommen. Es sah so aus, als hätte Ernest Forster mit dem Syndikat von J. F. T.
Ärger gehabt. Um der Rache der Gangster zu entgehen, war er ins Gefängnis gegangen. Die Gangster hatten daraufhin beschlossen, seine Tochter umzubringen.
Trotzdem blieben einige Fragen offen. Forster mußte es klar sein, daß er mit dem kurzen Gefängnisaufenthalt bestenfalls einen Aufschub seiner Probleme erreichte, und außerdem: wir wußten nicht, weshalb Mandy Rowles erschossen worden war.
»Setz mich vor dem Haus 871 Court Street bitte ab«, bat ich Phil, als wir Brooklyn erreichten.
Phil blickte auf seine Uhr. »Zwanzig nach elf«, meinte er. »Willst du die Kleine jetzt noch auf suchen? Ich glaube nicht, daß sie momentan in Gefahr ist. Das Syndikat muß erst den Schock von Rowles’ Ermordung verkraften und neue Anweisungen geben.«
»Wir müssen June Forster trotzdem warnen«, sagte ich. »Vielleicht
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