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Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Titel: Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kidnapping? Forster hängt an seiner Tochter. Und er ist kein armer Mann. Stets gut in Schale, nicht auffällig, aber solide. Verdient bestimmt nicht schlecht. Zahlt pünktlich seine Miete — zweihundertfünfzig im Monat.«
    »Halten Sie ihn für so vermögend, daß sich die Entführung seiner Tochter lohnen könnte?«
    »Schwer zu sagen. Man weiß ja nie, was die Leute auf der hohen Kante haben. Ich habe mal eine alte Frau gekannt, die bei ihren Verwandten herumschnorrte, und als sie starb, fand man unter ihrer Matratze siebzigtausend Bucks in großen Scheinen. Ich sage Ihnen…«
    Ich winkte ab. »Sind die Forsters abends zu Hause?«
    »Nicht immer. Manchmal gehen sie zusammen ins Kino. Ihn habe ich schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Ich wollte June schon mal fragen, was denn mit ihm los ist. Vielleicht ist er krank…«
    Ich fuhr mit dem Lift in die fünfte Etage und klingelte an der weißgelackten Tür, die ein blankpoliertes Schild mit der Aufschrift Ernest F. Forster trug.
    Es war inzwischen zweiundzwanzig Uhr geworden. Ich klingelte, doch niemand öffnete mir. Ich marschierte daher zum nächsten Revier, nur zwei Häuserblocks von dem Apartmenthaus entfernt.
    Ich kannte den .Lieutenant vom Dienst. Er war ungefähr in meinem Alter und hieß Noel Denningsen. Er war einer von diesen blonden Hünen, die freundlichen Ernst mit unaufdringlicher Autorität zu paaren verstehen.
    »Nein«, sagte er. »Niemand von den Forsters hat sich jemals etwas zuschulden kommen lassen. Nur er ist vor ein paar Wochen aus der Rolle gefallen.«
    Ich spitzte die Ohren. »Was hat es gegeben?«
    »Nichts Besonderes. Offenbar kann Forster nicht viel vertragen. Er hat mal einen über den Durst getrunken und in diesem Zustand vier Schaufensterscheiben zerschlagen. Er wäre vielleicht mit einer Geldstrafe davongekommen, aber bei der Verhandlung zeigte er sich seltsamerweise höchst uneinsichtig und beleidigte sogar den Vorsitzenden. Na ja, und das hat ihm vier Wochen Gefängnis eingebracht.«
    »Er wurde von einem Schnellgericht abgeurteilt, nehme ich an?«
    »Ich war dabei, als es passierte. Es sah fast so aus, als sei Forster geradezu darauf versessen, hinter Gittern zu landen. Sein Benehmen war unmöglich.«
    »Wo arbeitet er?«
    »Er ist Oberbuchhalter der STAFFORD CORPORATION«, antwortete der Lieutenant. »Der Betrieb liegt irgendwo drüben in Jersey. Forster verdient etwa tausend Dollar monatlich, das gab er jedenfalls auf Befragen an. Die zerschlagenen Schaufensterscheiben wurden von ihm schon vor der Verhandlung bezahlt.«
    »Und June?«
    »Sie war bei der Verhandlung dabei — ein wunderschönes großäugiges Mädchen, das einen verschreckten Eindruck machte und zu weinen begann, als der Richter das Urteil verkündete. Die Kleine tat mir leid.«
    Ich zeigte Denningsen das Foto und schilderte, wie ich in seinen Besitz gekommen war. Der Lieutenant sah mich an. »Dafür habe ich keine Erklärung«, meinte er. »Gangster schrecken zwar vor nichts zurück — aber was hätten sie davon, ein Kind zu töten?«
    »Diese Frage gilt es zu klären«, sagte ich.
    Ein Taxi brachte mich zurück zum Distriktgebäude. Phil erwartete mich schon. »Ich bin am Boden zerstört«, sagte er zerknirscht, »genau wie dein roter Meilenfresser.« Er berichtete mir, was geschehen war, und schloß: »Ich habe ihn gleich zur Werkstatt gebracht.«
    Wir gingen gemeinsam zu unserem Chef, Mr. High, der uns bereits erwartete. Es war inzwischen zweiundzwanzig Uhr fünfundvierzig geworden, aber der Chef, Phil und ich hatten es uns längst abgewöhnt, an festgelegte Bürostunden zu denken.
    Mr. High sah ernster aus als gewöhnlich. Es war zu spüren, wie sehr ihn der Anblick des fotografierten Mädchengesichtes beschäftigte. Phil und mir erging es nicht anders. Vor dem Gesetz gibt es in der Bewertung eines Menschenlebens keine Unterschiede. Wenn jedoch ein junger unschuldiger Mensch, fast noch ein Kind, zum Opfer eines Verbrechens werden sollte, reagierten wir verständlicherweise mit der Empfindsamkeit von Seismographen.
    »Rowles ist tot«, stellte Mr. High fest. »Wir wissen noch nicht, ob er ermordet wurde,' um seinen Auftrag nicht ausführen zu können, oder ob es sich um den Racheakt eines gegnerischen Syndikats handelt. Wir glauben zu wissen, daß Rowles nach New York kam, um zu töten. Jedenfalls spricht einiges dafür. Rowles’ Versuch, das Bild zu verbrennen, läßt einen geschulten Gangster erkennen, der das einzige Beweisstück vernichten will.

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