Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
langsame Art, sich zu bewegen.
    Vor dem Spiegel hatte es ihm Spaß gemacht, die Rolle einzustudieren, aber jetzt, im hellen Sonnenlicht auf der Straße, kam er sich wie ein Narr vor. Ihm schien es so, als müßte jeder Mensch erkennen, daß er kostümiert war.
    Erst nach hundert oder zweihundert Yard bemerkte er, daß kaum jemand ihm einen Blick schenkte. Wenn ihn wirklich einmal jemand kurz ansah, dann geschah es mit der Gleichgültigkeit, mit der Fußgänger einander begegnen.
    Ab und zu musterte Yonkers verstohlen sein Spiegelbild in den blanken Schaufensterscheiben. Ich darf nicht schnell gehen, hämmerte er sich ein. Nicht zu schnell und nicht zu langsam! Meine- Bewegungen müssen mit meinem Leibesumfang übereinstimmen.
    Allmählich wurde er sicherer. Er kletterte in ein Taxi und ließ sich nach Brooklyn bringen. Dort wechselte er das Fahrzeug und fuhr zurück nach Queens. Er trieb das Spiel mit wechselnden Zielen so lange, bis er sicher sein konnte, daß niemand imstande war, seine Ausgangsposition zu rekonstruieren.
    Dann fuhr er mit der Fähre nach Richmond hinüber. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Vanderbuilt Avenue. Eine kleine Seitenstraße nannte sich Oakwood Road. Sie wurde hauptsächlich von Büro- und Lagerhäusern gesäumt, aber es gab auch eine Menge Läden sowie Lokale und reine Wohnhäuser auf beiden Straßenseiten.
    Der Verkehr war dementsprechend gemischt. Hier fiel man nicht auf. Man war eine kleine, unscheinbare Welle im wogenden Meer der Menge.
    Yonkers blieb stehen und steckte sich eine Zigarre an. Er haßte Zigarren, aber Jill hatte ihm mit Erfolg klargemacht, daß alles, was er in diesem Aufzug tat, zu seinem Äußeren passen mußte.
    Niemand schenkte ihm auch nur die leiseste Beachtung, als er die schattige Einfahrt des Hauses Nummer 187 betrat. Er durchschritt sie ohne Eile und gelangte auf einen asphaltierten Hof, der von einem einstöckigen Gebäude und hohen Ziegelmauern begrenzt wurde. Hier befand sich eine Fabrik, die Fensterrahmen herstellte. Man hörte das Kreischen und Heulen der Motorsägen. Es roch nach frischem Holz.
    Yonkers blickte kurz zu dem Gebäude hinüber und ging dann an der Rückseite des Vorderhauses eine Treppe hinab, die an einer eisernen Kellertür endete. An der Tür hing ein Schild mit dem Aufdruck »Lager«. Darunter stand etwas kleiner: »Webster & Miller, Fabrikation vön Holzschrauben.«
    Yonkers grinste matt. Natürlich gab es auch in dieser Gegend Ganoven, die sich für gefüllte Lager interessierten, aber niemand war versessen darauf, so unnütze und schwer verkäufliche Dinge wie Holzschrauben zu stehlen. Solange Yonkers zurückdenken konnte, hatte niemand versucht, die Tür aufzubrechen.
    Yonkers öffnete sie mit einem Schlüssel und drückte sie dann hinter sich zu. Er knipste das Licht an. Der große, etwas muffig riechende Raum war mit Holzregalen bestückt. Auf ihnen lagen säuberlich geordnet die Paketstapel mit den verschiedenen Schraubensorten.
    Karupky hatte vor einigen Jahren die Fabrik und das Lager aufgekauft. Die Fabrik hatte er wieder abgestoßen. Das Lager hatte er behalten.
    Yonkers schritt bis zum Ende des langgezogenen Lagerraumes. Er griff hinter die Strebe eines Regals und drückte auf einen darin eingelassenen Knopf. Das Regal glitt fast lautlos zur Seite und gab den Eingang in einen Raum von etwa zwölf Quadratyard frei.
    Beim Zurückweichen des Regals schaltete sich in dem Raum automatisch die Neonbeleuchtung ein. Der Raum war fensterlos und enthielt nichts außer einem Tisch und einem großen, reichlich antiquiert wirkenden Geldschrank.
    Yonkers atmete rascher, als er den Raum betrat. Er war am Ziel.
    Er hatte sich immer für einen Mann mit eisernen Nerven gehalten, deshalb überraschte es ihn, daß seine Finger zitterten, als er zwei Schlüssel aus seiner Hosentasche holte.
    Er bewegte dabei, allerdings unbewußt, schnuppernd die Nase. In dem Raum war ein herbsüßer Geruch, der ihm bekannt vorkam, ohne daß er ihn auf Anhieb einzuordnen vermochte.
    Yonkers trat an den Geldschrank. Der Safe ließ sich nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Einen davon hatte Karupky bei sich getragen. Yonkers hatte ihn dem Toten abgenommen.
    Yonkers schob erst den einen und dann den anderen Schlüssel ins Schloß. Er merkte, daß ihm die Kleider am Leibe klebten.
    Nur noch ein Handgriff trennte ihn von dem Besitz vieler Millionen. Der Schrank enthielt nicht nur Dollars in Hunderter- und Fünfzigernoten, er war auch mit Wertpapieren, zwei

Weitere Kostenlose Bücher