Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer
freue dich jetzt schon auf die nächste Trainingsrunde in unserer Boxhalle.«
»Du kannst mir leidtun«, meinte Steve ein bisschen großspurig. »Weißt du, was heute Nacht passiert ist?«
»Ja«, sagte ich. »Ich habe zu wenig Schlaf gekommen.«
»Na und? Für einen G-man gehört das zu den Alltäglichkeiten. Hast du schon einmal etwas von der Schmuckwarenfabrik Abble gehört?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Sie liegt in der Downtown. Und sie ist heute Nacht ausgeraubt worden. Der Tresor lässt sich nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Einen Schlüssel hat die Chefin der Firma, und nach ihren Worten war er jederzeit in ihrer Geldbörse. Den zweiten Schlüssel hat der Prokurist, bei dem kreuzten ein paar Gangster auf, bedrohten seine Frau und seine Kinder und erzwangen dadurch die Überlassung des Schlüssels. Immerhin waren sie so freundlich, ihn nach der Benutzung zurückzubringen.«
»Ich denke, der Tresor lässt sich nur mit beiden Schlüsseln öffnen?«
»Das ist es ja, was uns Kopfzerbrechen macht. Außerdem ist da noch eine Alarmanlage. Vor einer Wandseite her fallen unsichtbare Strahlen auf Fotozellen in der gegenüberliegenden Wand…«
»Sieh mal an!«, sagte ich und jetzt wurde ich wirklich allmählich wach. »Erzähl mal ein paar Einzelheiten, Steve.«
Mein Kollege berichtete bis ins Detail, was es zu berichten gab. Ich hörte mir alles aufmerksam an, dann sagte ich: »Mein Jaguar ist in der Inspektion. Ich werde jetzt Phil anrufen, damit der sich einen Dienstwagen kommen lässt und mich abholt. Es wird also ein paar Minuten dauern, aber wir kommen so schnell wie möglich. Okay?«
»Das wäre wirklich mal ein gescheiter Einfall«, lobte Steve. »Warum soll eigentlich bloß ich die ganze Arbeit machen?«
»Übernimm dich nur nicht«, grunzte ich, drückte die Gabel nieder, um die Verbindung zu unterbrechen, und wählte anschließend Phils Privatanschluss. Wahrscheinlich ging es mir jetzt, wie es Steve vorhin mit mir ergangen war: Ich musste eine ganze Weile warten, bis eine Reibeisenstimme durch die Leitung drang.
»Guten Morgen, mein Alter«, flötete ich zuckersüß. »Nett, dass du schon aufgestanden bist. Kannst du dich zufällig an einen gewissen Jim Cartney erinnern?«
»Ist das nicht der begabte Konstrukteur, Wissenschaftler und Tausendsassa, der Alarmanlagen austrickst? Ist er wieder aufgetaucht?«
»Anscheinend. Bloß nicht in seinem trauten Heim.«
»Sondern?«
»In einer Schmuckfabrik, wo es für zwei Millionen Dollar Rohdiamanten zu holen gab.«
»Für zwei Millionen? Mit was für Lappalien die Leute sich heutzutage zufriedengeben. Ich nehme an, dass irgendein genialer Mensch auf den Gedanken kam, wir sollten uns um die Geschichte kümmern?«
»Ja. Das Genie ist Steve Dillaggio. Ich dachte mir, dass wir ihn als Kollegen nicht der Blamage überlassen sollten, sondern dass wir für ihn die Geschichte aufklären könnten.«
»Na klar«, sagte Phil. »Vor dem Frühstück habe ich nichts weiter vor. Holst du mich ab?«
»Mein Jaguar ist in der Inspektion. Lass dir einen Dienstwagen kommen und hole zur Abwechslung mal mich ab, ja?«
»Fein«, sagte Phil. »Dann sitzt wenigstens mal jemand am Steuer, der Auto fahren kann. Also bis gleich!«
Es knackte in der Leitung. Ich rief die Überwachungsabteilung an und fragte der Form halber, ob sich Jim Cartney schon wieder zu Hause hätte sehen lassen. Die Antwort fiel, wie nach Lage der Dinge nicht anders zu erwarten, negativ aus.
Da ich sicher ein paar Minuten Zeit hatte, bis Phil mit dem Dienstwagen aufkreuzen konnte, beeilte ich mich mit Duschen, Rasieren und Anziehen, um mir noch rasch ein kleines Frühstück zubereiten zu können. Als der Kaffee und die Eier mit Schinken fertig waren, schlurfte ich hinaus, holte mir meine Zeitungen und blätterte sie durch, während ich frühstückte. Bis mir plötzlich die knalldicke Überschrift Die Diamanten-Killer in die Augen sprang. Hätte ich nicht gerade erst von diesen niedlichen Steinchen gehört, wäre ich wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, den Anfang eines Zeitungsromans zu lesen. Weil unsereins ja meistens doch nicht dazu kommt, die Fortsetzungen auch zu lesen. So aber vertiefte ich mich in die Geschichte.
Das Blatt an der entsprechenden Stelle aufgeschlagen, stieg ich zu Phil in den Dienstwagen, als er eingetroffen war.
»Da!«, sagte ich. »Lies dir das durch! Nein, bevor wir weiterfahren. Das stinkt doch zum Himmel! Oder will uns hier jemand knüppeldick
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