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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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bitte«, sagte ich. Der Appetit auf einen Hamburger war mir plötzlich vergangen. Das Girl trat an die Kaffeemaschine und stellte eine Tasse unter den Hahn. Ich blickte erneut aus dem Fenster. Eigentlich war es Blödsinn, daß ich hier herumsaß und mich der Gefahr aussetzte, von Wyler ertappt zu werden. Für meine weitere Arbeit war es zweckmäßig, wenn er nichts von meinem Verdacht ahnte.
    »Mit oder ohne Sahne?« fragte das Mädchen.
    »Schwarz wie die Sünde«, sagte ich.
    Die Serviererin stellte die Tasse vor mich hin. Dann ging sie wieder hinaus. Ich blickte ihr hinterher. Kein Wunder, dachte ich, daß es in dieser Bude so leer ist. Dieses Mädchen war ungefähr so freundlich wie ein Wintergewitter. Ich führte die Tasse zum Mund und trank. Der Kaffee schmeckte miserabel.
    »Zahlen!« rief ich.
    Die Serviererin tauchte auf. »Zwanzig Cent«, sagte sie und blickte mich an. Das Mädchen hatte sehr helle Augen von metallischer Kälte. Die Augen faszinierten mich. Sie waren nicht einmal häßlich, aber auch keineswegs anziehend. Sie wirkten seltsam fremd. Von ihnen ging eine seltsam hypnotische Wirkung aus. Das Mädchen lächelte plötzlich — spöttisch und verächtlich zugleich.
    Ich griff in meine Tasche, um das Kleingeld hervorzuholen. Ich merkte, daß ich auf einmal Mühe hatte, den Arm und die Finger zu bewegen.
    Die unerklärliche Lähmung verbreitete sich in Sekundenschnelle über meinen ganzen Körper. Es war, als befiele mich unvermittelt eine eigenartige Müdigkeit. Ich stemmte meinen ganzen Willen dagegen, aber das war zwecklos. Ich wollte etwas sagen, doch mir fehlte die Kraft, meine Zunge zu bewegen.
    Das Girl lächelte stärker. Ich begriff, daß ich in eine Falle gegangen war. Mein Kinn sackte auf die Brust. Ich starrte in die Kaffeetasse, die vor mir stand. Der Teufel mochte wissen, was mir das Girl hineingetan hatte. Ich fühlte mich so schlapp und fertig wie ein ausgetretener Schuh am Ende eines Angelhakens. Und genauso nutzlos.
    Ich schaffte es, noch mal den Kopf zu heben. Die Konturen des Girls begannen sich vor meinen Augen zu verzerren. Das Mädchen löste sich in Wellenlinien auf. Dann wurde es um mich herum dunkel. Ich hatte plötzlich Angst vor einem Sturz von dem Barhocker und versuchte, nach der Messingstange zu greifen, die oberhalb des Tresens angebracht war. Es blieb bei dem Versuch.
    Im nächsten Moment rutschte ich weg. Ich spürte den Schmerz des Aufschlags, aber nicht sehr lange. Sekunden später fühlte ich nichts mehr.
    ***
    Zuerst hörte ich die Musik. Jemand pfiff dazu »Komm und halte meine Hand«. Meine brauchte niemand zu halten. Sie waren gefesselt. Meine Füße ebenfalls.
    Ich hob die Lider und schloß sie sofort wieder, weil das grelle Licht einer direkt über ' mir hängenden Glühbirne die Schmerzen in meinem Kopf noch verstärkte. Ich spürte eine leidlich weiche Matratze unter mir. Jetzt hörte ich außer der Musik noch andere Geräusche. Das Kreischen einer Metallsäge. Hämmern. Dann ein dumpfes Dröhnen. Ich wälzte mich auf die Seite und öffnete abermals die Augen.
    Ich lag auf einem Bettgestell in einem büroähnlichen Verschlag. Durch ein kleines Fenster konnte ich in das angrenzende Ersatzteillager sehen. Ich wußte plötzlich, wo ich war. Man hatte mich aus dem Lokal in einen Werkstattanbau geschleppt.
    Ich war nicht allein. Am Schreibtisch saß ein Mann in einem blauen ölverschmierten Overall. Er hatte graues struppiges Haar und ein faltiges Gesicht. Sein Alter ließ sich nur schwer bestimmen. Er las in einem Comics-Heft.
    In meinem Mund war ein häßlicher pelziger Geschmack. Ich schaffte es mit einiger Mühe, einen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen. Es war halb zwölf. Sehr lange konnte ich nicht bewußtlos gewesen seih.
    Der Mann schaute mich an. Er legte das Heft beiseite und griff nach dem Telefon. »Er ist wieder da«, sprach er in den Hörer.
    Ich legte mich auf den Rücken und schloß die Augen. Ich wartete darauf, daß der lastende Druck von meiner Stirn wich und prüfte gleichzeitig behutsam den Sitz der mehrfach verknoteten Stricke. Es schien Expertenarbeit zu sein. Solange ich bewacht wurde, hatte ich keine Chance, mich von den Fesseln zu befreien.
    Schritte kamen näher. Die Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen zeigte sich eine alte Bekannte. Es war das blonde Gift aus Miß Lavolas Apartment, das Mädchen, dem ich zuletzt in Hank Wades Wohnung begegnet war.
    ***
    »Hallo«, sagte ich. »Ich bin entzückt, Sie zu sehen.«
    In gewisser Weise

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