Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
dieser Art gehen niemals auf«, erklärte ich. »Fred muß ganz schön in Druck gewesen sein. Arnold war vermutlich nicht bereit, seines Bruders Leichtsinn noch länger zu unterstützen. Fred war knapp bei Kasse. Um an das Firmengeld heranzukommen, mußte er Arnold aus dem Weg räumen.«
»Was hat das alles mit dem Tod von James Ridge zu tun?« erkundigte sich das Girl spöttisch.
Sie hatte recht. Diese Frage war der Pol, um den sich alles drehte. Solange sie nicht befriedigend geklärt war, gab es keine Lösung.
»Jetzt sind Sie dran«, sagte ich. »Sagen Sie mir, wer Ridge vergiftete.«
»Ich möchte, daß Sie sich ein bißchen anstrengen«, meinte das Girl. »Sie haben gute Arbeit geleistet, soweit es die theoretische Aufhellung des Falles betrifft. Nur immer weiter so!«
»Ich glaube nicht, daß Wyler den CIA-Mann tötete«, meinte ich und schloß die Augen. Mir war es plötzlich so, als sei ich allein, allein mit den vielen Gedanken, die sich mir aufdrängten, mich langsam klarsehen ließen. »Ich bin eher der Ansicht, daß Sie und Ihre Hinterleute den Mord inszenierten.«
»Welche Hinterleute?« fragte sie rasch und ein wenig atemlos.
Ich wußte jetzt, daß ich mich auf der richtigen Fährte befand, gab aber zu, diese Hinterleute nicht zu kennen.
»Ja, wir töteten ihn«, sagte das Girl mit leiser harter Stimme. »Uns blieb kein anderer Ausweg. Wir wußten, daß er bei Wyler ein Testament hinterlegt hatte, und waren entschlossen, dieses Testament in unseren Besitz zu bringen. Wir kannten Fred Wylers Schwächen und bestachen ihn. Für tausend Dollar erklärte er sich bereit, uns das Testament zu verschaffen.«
»Warum dann dieser gefährliche Zirkus mit Viola Lavola?« wollte ich wissen.
»Die Aktion hatte zwei Ursachen. Viola sollte sterben, weil wir damit rechnen mußten, daß James Ridge seine Geliebte über gewisse Einzelheiten des Testaments aufgeklärt hatte. Zum anderen hofften wir, mit einem Trick an das Testament heranzukommen. Ich war bereit, das Testament als Viola Lavola entgegenzunehmen. Mit Hilfe des echten Passes und eines falschen Fotos wäre das nicht schwierig gewesen. Als Sie jedoch in Violas Schlafzimmer unser Opfer unter dem Bett entdeckten, waren wir gezwungen, unsere Pläne zu ändern.«
»Hm«, machte ich grimmig. »Sie schafften das Girl, das Sie für tot hielten, aus der Wohnung, und verbargen es in Fred Wylers Keller.«
»Mit seinem Wissen und Einverständnis«, nickte das Mädchen. Sie drückte ihre Zigarette in einem großen Keramikascher aus. »Dann brachten wir Fred dazu, das Testament zu stehlen. Dafür sollte er eine Sondervergütung erhalten. Deshalb bestellten wir ihn her. Selbstverständlich interessierten wir uns für den Wagen, der seinem Galaxie folgte. Als ich Sie in dem Taxi erkannte und kurz darauf den Trailer betreten sah, gab ich den Befehl, Sie auf Eis zu legen.«
»Sie leiden nicht unter Entschlußarmut«, sagte ich lobend.
»In unserer Branche muß man schnell sein — und hart«, meinte sie. »Nur dann hat man eine Chance, zu überleben.«
»Das gilt auch für uns G-men.«
»Um Ihre Zukunft brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, spottete sie. »Sie geht heute zu Ende. Morgen oder übermorgen werden Sie noch einmal in den Schlagzeilen auftauchen. Man wird Sie als Helden feiern.«
»Als toten Helden?« fragte ich sarkastisch.
»Erraten«, antwortete das Girl. »Vorher gilt es noch ein paar Punkte zu klären«, sagte ich.
»Wem nützt das etwas?«
»Denken Sie an meinen Seelenfrieden«, spottete ich.
»Sie sind so gut wie tot«, sagte das Girl. »Aber nicht einmal diese Einsicht wird mich dazu veranlassen, Ihnen irgendwelche Namen mitzuteilen — meinen Vornamen ausgenommen. Sie dürfen mich Gipsy nennen.«
»Das ist ein Zigeunername. Er paßt nicht zu Ihnen.«
»Weil ich blond bin?«
»Nein, weil er eine Beleidigung für die Zigeuner ist«, sagte ich.
Gipsy lachte halblaut und spöttisch. »Wie sehr müssen Sie mich hassen!«
»Irrtum. Ich hasse nur das Verbrechen.«
»Verständlich. Sie sind drauf und dran, sein Opfer zu werden.«
Schritte kamen näher. Die Tür wurde aufgestoßen. Der kauzige Alte erschien.
»Es ist alles vorbereitet, Miß«, sagte er.
»Habt ihr die anderen weggeschickt?«
»Ames ist auf einer Probefahrt, und die beiden Lehrlinge mußten zur Schule.«
»Nimm ihm die Fußfesseln ab.«
Der Alte zerschnitt die Stricke mit einem Taschenmesser. Ich unterdrückte den Impuls, ihm meine Füße in den Unterleib zu
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