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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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rammen. Solange Gipsy bei mir war, und solange ich meine Hände nicht bewegen konnte, waren Aktionen dieser Art sinnlos.
    »Stehen Sie auf!« befahl Gipsy. Sie öffnete eine Schublade des Schreibtisches und entnahm ihr einen schweren Trommelrevolver. Ich erhob mich und machte einige Kniebeugen, um meine Muskeln zu lockern.
    »Ich würde gern etwas trinken«, sagte ich.
    Gipsy glitt vom Schreibtisch. Ihr Lachen hatte einen bösen, häßlichen Unterton.
    »Davon bekommen Sie gleich mehr als genug«, meinte sie. »Gehen Sie voran und verschränken Sie die Hände im Nacken. Los, tun Sie, was ich Ihnen sage!« Ihre Stimme wurde scharf, schneidend und befehlend.
    Ich gehorchte und verließ das Office. Gefolgt von Gipsy und dem Graukopf marschierte ich durch das Ersatzteillager in eine mittelgroße Werkstatthalle. Nirgendwo war ein Mensch zu sehen.
    Sämtliche Hebebühnen waren mit Fahrzeugen besetzt. Die vorderen hohen Schiebetore waren geschlossen.
    »Wir benutzen den Hinterausgang«, meinte Gipsy.
    Sie hielt sich etwa vier Schritte hinter mir, nicht mehr und nicht weniger. Die unterschwellige Spannung in ihrer Stimme verriet, daß sie mit wachen Sinnen jede meiner Bewegungen verfolgte. Sie war nicht der Typ, der sich überrumpeln ließ.
    Hinter der Werkstatt befand sich ein Lagerplatz. Er wurde von einigen windschiefen Holzschuppen und riesigen Stapeln übereinandergetürmter alter Schrottfahrzeuge begrenzt. Ein hoher baufälliger Holzzaun sicherte das Gelände gegen neugierige Blicke ab.
    Zwischen der Werkstatt und dem Lagerplatz befand sich eine betonierte Fläche. Sie war mit dunklen Ölflecken übersät. Die Sonne strahlte grell und heiß von einem wolkenlos blauen Himmel. In der Luft hing der intensive Geruch von Öl, Benzin und rostendem Metall.
    Etwa in der Mitte der Betonfläche gähnte eine große rechteckige Grube. Ich hielt sie zunächst für eine Montagegrube. Beim Näherkommen sah ich jedoch, daß sie fast bis zum Rand mit Altöl gefüllt war.
    Ich blieb stehen, als hätte mich eine unsichtbare Faust gestoppt. In der Grube befand sich nicht nur diese widerliche schwarze Flüssigkeit! Obenauf schwamm ein Mensch.
    Er war tot.
    ***
    Das pechschwarze Altöl trug ihn. Von seinem nach unten gewandten Gesicht war nichts zu sehen. Nur der Hinterkopf und ein Teil des Rückens ragten aus der im Sonnenlicht bläulichschwarz schillernden Flüssigkeit.
    »Wyler!« sagte ich kaum hörbar.
    Gipsy verstand mich trotzdem. »Uns blieb keine andere Wahl«, meinte sie. »Er war einer von denen, die immer Geld brauchen. Eines Tages hätte er uns erpreßt. Sie werden verstehen, daß wir darauf nicht warten wollten.«
    Ich wußte, was auf mich zukam. Ich hatte inzwischen die Härte und die Grausamkeit des Girls kennengelernt, und ich ahnte, was sie sich diesmal zurechtgelegt hatte. Im nächsten Augenblick sprach sie es aus.
    »Natürlich wäre es am einfachsten gewesen, ihn einfach von der Bildfläche verschwinden zu lassen«, meinte sie, »aber Ihr Auftauchen und die Existenz des Taxifahrers machten es notwendig, ein wenig differenzierter vorzugehen. Wir müssen daran denken, daß man Sie vermissen und Ihr Foto veröffentlichen wird. Der Taxifahrer wird zur Polizei gehen und erklären, daß er Sie hier in Leonia absetzte.«
    »Genau das ist zu erwarten«, bestätigte ich.
    »Darauf stellen wir uns ein«, meinte Gipsy ruhig. »Der Fahrer wird wahrheitsgemäß aussagen, daß er mit Ihnen Wyler verfolgte. Er setzte Sie in der Nähe dieser Werkstatt ab und fuhr dann zurück. Darauf gründet sich mein Plan. Sie waren hinter Wyler her. Wyler bekam Wind davon und verfiel in plötzliche Panik. Er rannte buchstäblich vor Ihnen davon. Sie jagten hinter ihm her. Wyler glitt aus und fiel in die Altölgrube. Sie versuchten ihn herauszuziehen und verloren dabei die Balance. Als Sie kopfüber in die Grube stürzten, schlugen Sie mit der Schläfe gegen die Metallkante. Sie wurden ohnmächtig und ertranken.«
    »Wie ich sehe, haben Sie den Ehrgeiz, den perfekten Mord zu inszenieren«, sagte ich. Ich ließ die Hände sinken und drehte mich um. »Sie haben leider ein paar Kleinigkeiten übersehen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das Betäubungsmittel, das Sie mir in den Kaffee schütten ließen. Man würde es bei einer Obduktion zutage fördern und daraus den Schluß ziehen, daß die Schläfen wunde auf andere Weise zustandegekommen ist.«
    Gipsy sah betroffen aus. »Daran habe ich nicht gedacht«, gab sie zu. »Aber weshalb sollte man eine Autopsie

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