Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
identifizieren.«
»Bitte rufen Sie mich an, sobald Sie mit Ihren Ermittlungen weitergekommen sind«, sagte Wyler, als er sich von uns verabschiedete. Wir blickten ihm nach, als er zu seinem Wagen ging. Ich holte die Zündschlüssel aus meinem Anzug und hielt sie Phil vor die Nase.
»Da, mein Junge. Mach dir ein paar schöne Stunden und fahr mit meinem Wagen. Ich bin anderweitig beschäftigt.« Phil schnappte nach den Schlüsseln. »Du willst ihm folgen?« fragte er.
Ich nickte. »Da er meinen roten Flitzer kennt, werde ich mich eines Taxi bedienen. Da drüben parken welche.«
»Ist es nicht sinnlos, Fred Wyler zu verdächtigen?« fragte Phil skeptisch. »Er war es, der Viola entdeckte, und er war es, der dich in den Keller führte.«
»Gewiß«, antwortete ich und sah zu, wie Wyler die Tür seines Wagens aufschloß. »Das entlastet ihn scheinbar. Genau deshalb tat er es! Er nahm alle Verdächtigungen, die sich gegen ihn richten konnten, gleichsam persönlich Vorweg, er entschärfte sie, indem er die Argumente vorbrachte, die sich uns aufdrängen mußten. Im übrigen hielt er Viola Lavola für tot. Er spekulierte darauf, daß wir ihn als unschuldiges Opfer eines Mörders betrachteten.«
»Beeil dich«, meinte Phil, »er fährt gleich ab.«
»Er soll mich hier mit dir stehen sehen«, sagte ich. »Ich wette, er schaut noch einmal her, um uns zuzuwinken.« Ich hatte kaum ausgesprochen, als das Erwartete geschah. Wyler hob beim Abfahren grüßend seine Rechte. Wir nickten zurück.
»Das ist eine gewagte Kombination«, meinte Phil, dessen breites Grinsen noch immer Wyler galt.
»Ich gehe noch ein paar Schritte weiter«, sagte ich. »Ich behaupte, daß Fred seinen Halbbruder Arnold tötete, und ich hoffe, das schon bald beweisen zu können.«
Wylers dunkelgrüner Galnxie 500 verschwand hinter einer Gebäudeecke. Ich sprintete los und schwang mich kurz darauf in ein wartendes Taxi.
***
Ich war enttäuscht, als Fred Wyler Kurs auf die West End Avenue nahm. Wenn er jetzt nach Hause fuhr, bot sich mir keine Chance, ihn zu beobachten.
Aber dann ging die Fahrt an seiner Wohnung vorbei und in nördlicher Richtung hinauf zur George-Washington-Brücke. Zehn Minuten später befanden wir uns in New Jersey.
Der Taxifahrer schien darauf spezialisiert zu sein, einem anderen Wagen zu folgen. Er hielt einen bestimmten Sicherheitsabstand ein und sorgte dafür, daß stets zwei oder drei Wagen zwischen uns und Wylers Galaxie fuhren.
Unmittelbar hinter Fort Lee bog er von der Bundesstraße ab und rollte nach Leonia hinein. Der Taxifahrer vergrößerte sofort den Abstand, denn die Zufahrtsstraße war nur mäßig belebt.
Wyler verlangsamte sein Tempo vor einer großen Reparaturwerkstatt, die vor der eigentlichen Ortseinfahrt lag und, wie ein weithin sichtbares Schild verkündete, insbesondere auf Modelle der Galaxie-Serie spezialisiert war.
Zu der Werkstatt gehörten eine Tankstelle und ein sogenanntes Trailer-Restaurant, ein ausrangierter Pullmanwagen, den sein Besitzer in eine Snack Bar verwandelt hatte.
»Fahren Sie daran vorbei, bitte«, sagte ich mißmutig.
Offenbar hatte Wyler nur einer Reparatur wegen diesen Ort aufgesucht. Die Stadtwerkstätten waren überlaufen und nicht selten wegen ihres schlechten Services verpönt.
Der Taxifahrer stoppte an der Ortseinfahrt. »Was nun?« fragte er und schaute mich an. Die Verfolgung hatte ihm Spaß gemacht. Leider konnte ich ihm keine Fortsetzung des Vergnügens gönnen. Ich zahlte und stieg aus. Er wendete und fuhr zurück.
Ich ging auf das Trailer-Restaurant zu. Ich hatte Appetit auf einen Hamburger und eine Tasse Kaffee, außerdem wollte ich mit meiner Dienststelle telefonieren — vorausgesetzt, daß sich in dem Wagen eine Box befand, die nicht jedem Gast das Mithören erlaubte.
Das Lokal war leer. Vor dem langgezogenen Tresen waren Barhocker mit roten Plastikpolstern festgeschraubt. Eine auf Hochglanz polierte Kaffeemaschine summte monoton. Das Telefon stand neben der Registrierkasse unter einem Flaschenregal. Die Küche befand sich in einem Anbau. Der Zugang war durch einen dunkelgrünen Filzvorhang verdeckt.
Ich schob mich auf einen der Hocker und blickte nach draußen. Ich fragte mich, was ich Wyler sagen sollte, wenn er hereinkam und mich hier entdeckte.
Der Vorhang bewegte sich. Ein blasses hochaufgeschossenes Mädchen mit herben Zügen kam herein. Sie klatschte einen Lappen vor mir auf den Tresen und begann, die Oberfläche sauberzuwischen.
»Einen Kaffee,
Weitere Kostenlose Bücher