Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln
Verbindungstür. »Chester, Sir!«
»Thank you — Sie können sofort weiterfahren!«
Der G-man öffnete die Tür, sprang hinaus und reichte von draußen dem Versicherungsdirektor die Hand. Auch Melville sprang auf den tiefliegenden Bahnsteig. Als die Männer draußen standen, griff der G-man nach der schwarzen Aktentasche.
Melville überlegte einen Moment.
Der G-man bemerkte es. »Glauben Sie mir, es ist besser so. Man kann nie wissen…«
Irgendwo schrillte eine Trillerpfeife. Langsam setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Melville schaute ihm nach.
Als er sich wieder umdrehte, sah er, daß er mit dem G-man allein war. Plötzlich war er beunruhigt. Der Bahnhof war wie ausgestorben. Sogar der Fahrdienstleiter, der den außerplanmäßig haltenden Zug abgefertigt hatte, war verschwunden.
Aus der Unruhe wurde panische Angst.
Melville taumelte zurück. »Mann, wer sind Sie?«
Sein Begleiter schüttelte erstaunt den Kopf. Er griff in die Tasche und holte erneut seinen Ausweis hervor. »Ich sagte es bereits: FBI. Special Agent Douglas Barret vom FBI-Distrikt Philadelphia.«
Melville atmete erleichtert auf. »Wissen Sie… Ich meine, ich dachte, Sie wären von…«
»Kommen Sie ins Office. Ich muß melden, daß ich Sie gefunden habe und daß alles in Ordnung ist.«
»Ja, ja…« nickte Melville.
Er folgte dem G-man Barret in das Bahnhofs-Office. Barret wies sich aus und bat den Bahnbeamten um einen Raum, von dem aus er ungestört telefonieren könne. Ein kleines Office war frei. Barret schloß die Tür, bat Melville, Platz zu nehmen, und wählte dann die Nummer des FBI Philadelphia.
Er gab seinen Bericht durch und nahm offensichtlich eine Weisung entgegen.
»Moment, bitte«, sagte er.
Melville sah ihn gespannt an. »Alles in Ordnung. G-man?«
»Hoffentlich, Mr. Melville. New York hat uns ledgiglich gebeten, der Form halber noch die Aktentasche zu überprüfen.«
»Bitte«, nickte Melville. Er nahm die Tasche, die zwischen seinen Füßen stand, und hob sie auf den Tisch. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er den Verschluß und klappte die Tasche auf.
G-man Douglas Barret warf einen Blick in die Tasche und zuckte zusammen.
»Was ist?« fragte Melville verwundert. Er schaute selbst in die Tasche.
Die Füllung der Tasche bestand aus etlichen Exemplaren New Yorker Tageszeitungen.
***
Mr. High legte den Telefonhörer so vorsichtig auf die Gabel zurück, als fürchte er, den Apparat zu zerbrechen. Wir waren gerade erst in sein Office gekommen und standen zu viert vor seinem Schreibtisch. Phil, Steve Dillaggio, George Baker und ich. Der Chef schaute uns der Reihe nach an.
»Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt«, sagte er nach einer Weile. »Leider muß ich Ihnen mitteilen, daß wir in der ganzen Sache um keinen Schritt weitergekommen sind. Das Napalm befindet sich nach wie vor in den Händen irgendwelcher Gangster und…«
»Unmöglich«, entfuhr es mir. »Was wir in der Sandgrube erlebt haben, war einwandfrei eine Napalmexplosion.«
Er nickte. »Zugegeben. Aber es ist höchstens ein Bruchteil der ursprünglichen Menge hochgegangen. Ich habe mit einem Streifenbeamten der New York State Police Station Meneola gesprochen. Der Beamte hat etwa eine halbe Stunde vor der Explosion den Tankwagen kontrolliert. Es besteht kein Zweifel, daß es sich um den richtigen Tankwagen handelte. Die Beschreibung des Fahrers, mit dem er gesprochen hat, paßt genau auf den bei uns aktenkundigen Bill Silver. Der Streifenbeamte hat außerdem bemerkt, daß sich in der Nähe des von ihm kontrollierten Tankzuges ein Taxi befand. Wir haben inzwischen festgestellt, daß sich zur fraglichen Zeit im fraglichen Gebiet kein Tankzug der Notheast Fuel befand. Der Streifenbeamte kontrollierte aber einen.«
»Was beweist das? Wir haben gesehen, daß der Tankzug hochging«, schaltete sich Steve Dillaggio ein.
»Der Tankwagen, der von der State Police kontrolliert wurde, war leer«, sagte Mr. High. »Oder fast leer.«
»Woher…?« setzte ich an. Doch ich verschluckte den Rest der Frage.
»Jerry scheint die Antwort auf seine Frage gefunden zu haben«, nickte Mr. High. »Die Cops der State Police sind last ausschließlich mit der Verkehrsüberwachung beschäftigt. Es gibt bei ihnen wie bei uns Dinge, die ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Ein Verkehrsüberwachungsbeamter sieht es meistens mit einem Blick, ob ein Fahrzeug überladen ist.«
»Und ebenso sieht er mit einem Blick, wie weit beispielsweise die Federn eines Tankzuges belastet
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