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Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Titel: Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Allerdings mit herkömmlicher Munition. Silberne Kugeln finde ich kitschig.
    Ich drückte den Klingelknopf des Apartments 12 A. Drinnen ertönte ein Gong. Leichte Schritte näherten sich der Tür.
    Caroline starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an, hob beide Hände zum Gesicht, taumelte zwei, drei Schritte rückwärts. Ich folgte ihr, drückte hinter mir die Tür ins Schloß.
    »Du — du…«, stammelte sie, versuchte, herumzuschnellen, verlor aber dabei das Gleichgewicht und mußte sich festhalten. Nach wie vor starrte sie mich an wie ein Gespenst.
    Ich mußte ja auch eines sein. Sie war bis vor ein paar Sekunden davon überzeugt, daß es mich bei der Explosion in der Sandgrube erwischt hatte.
    Plötzlich schrie sie laut und gellend wie vom Entsetzen gepackt, verzweifelt wie eine Verlorene.
    Ich reagierte falsch, als ich dachte, es sei ein Alarmschrei. Sofort stürmte ich in das Zimmer, in dem ich die ganze Nacht gesessen hatte. Es war leer. Zurück. Ein Blick in das andere Zimmer. Leer.
    Ich hörte ihre Schritte und sprang wieder in die Diele. Caroline hatte die Tür bereits geöffnet. Ich setzte ihr nach, aber sie war bereits im Treppenhaus. Mit einem riesigen Satz folgte ich ihr. Vielleicht war ich am Türgriff hängengeblieben — auf jeden Fall fiel hinter mir die Apartmenttür mit einem lauten Knall ins Schloß.
    Caroline versuchte ihr Heil auf der Treppe. In ihrer hastigen Flucht verfehlte sie eine Stufe, strauchelte und stürzte. Damit war ihre Flucht beendet. Sie hatte sich nicht verletzt, aber ihr Widerstandswille war gebrochen.
    »Komm«, sagte ich und half ihr beim Aufstehen.
    Schweigend stand sie auf, und ich nahm sie am Arm. Als wir vor der Wohnungstür standen, schüttelte sie den Kopf. »Ich habe keinen Schlüssel.«
    Ich hatte keine Zeit, mich mit dem Schloß zu beschäftigen. Caroline mußte sofort vernommen werden. Wieder drückte ich auf den Liftknopf. Sofort glitt die Tür auf. Alles ging ganz reibungslos Caroline machte keinen Versuch, ihren Abtransport zu verhindern.
    Wir waren fast Unten, als sie plötzlich lächelte. »Jetzt hast du mich tatsächlich verhaftet.«
    »Allerdings«, nickte ich.
    Ihre Mundwinkel zogen sich spöttisch abwärts. »Ja, G-man — trotzdem hast du deinen großen Moment verpaßt. Bis vor ein paar Sekunden hättest du von mir alles erfahren können. Aber jetzt ist es vorbei. Jetzt habe ich mich wieder in der Gewalt. Ich werde schweigen. Verstehst du, G-man — schweigen!«
    Der Lift blieb stehen. Lautlos öffnete sich die Palisandertür. Ich nahm Caroline am Arm, führte sie hinaus. Noch einmal blieb sie stehen.
    »Weißt du, was mich freut?«
    »Was?«
    »Er wird sich dafür rächen, daß ich nicht mehr da bin. Und ich freue mich jetzt schon darauf, wie sie in der Feuerhölle schmoren werden, diese fetten Weiber, diese selbstgerechten Kerle, diese bornierte Masse, diese widerlichen Kinder, alle. Irgendwann in den nächsten Stunden, in einem Kaufhaus, auf einem Rummelplatz, in der U-Bahn, irgendwo in der Hölle, die sich auftun wird, ohne daß ihr etwas daran ändern könnt! Du, G-man, du…«
    Ich hatte keine Zeit, es auf eine Auseinandersetzung ankommen zu lassen.
    Ein metallischer Laut ersetzte alle anderen Argumente.
    Entsetzt betrachtete sie die Handschellen, die ich ihr angelegt hatte.
    »Das hast du mir angetan?« murmelte sie fassungslos.
    ***
    »Vernehmung zu Ende!« sagte ich so laut, daß Caroline zusammenzuckte.
    Phil schüttelte betroffen den Kopf, und Mr. High schaute mich fragend an.
    »Abführen!« sagte dennoch unser Chef.
    Sekunden später waren wir allein. Ich blickte auf die Schreibmaschine des Protokollführers. Ein leeres Blatt steckte in der Maschine. Das heißt, ganz leer war es nicht. Das Datum stand darauf und der Name Phil Decker. Er war der Vernehmungsbeamte in diesem Fall.
    Caroline hatte kein Wort gesagt. Wir wußten nicht einmal, ob der Name Caroline stimmte.
    Sie war inzwischen erkennungsdienstlich behandelt worden. Die Daten waren fernschriftlich, die Fingerabdrücke per Bildfunk nach Washington unterwegs. Vielleicht wußten wir in einigen Stunden wenigstens, wer sie war.
    »Warum haben Sie die Vernehmung abgebrochen, Jerry?« fragte Mr. High.
    »Weil mir etwas eingefallen ist«, erklärte ich. »Als ich vorhin in dem Apartmenthaus war, habe ich den Lift benutzt. Das heißt, zuerst wollte ich ihn benutzen. Die Tür ging auf, und ich blieb einen Moment nachdenklich davor stehen. In diesem kurzen Moment schloß sich die Tür

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