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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Washington Bridge westwärts rollte, überdachte ich nochmals die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Ich fühlte, daß ich irgendwo etwas übersehen hatte.
    Im nächsten Augenblick fiel es mir ein. Ich rief die Zentrale an und bat sie, mich mit Steve Dillaggio zu verbinden. Mein Kollege Steve hatte Nachtdienst.
    »Hör zu, alter Junge«, sagte ich. »In Springfield gab es einen Fotografen namens Parker. Er ist tot. Früher arbeitete er einmal für die dortige Zeitung, den Springfield Morning Star. Später plante er, ein Buch über das Werden einer Geisterstadt zu veröffentlichen .— eben über Springfield. So eine Art Fotodokumentation, weißt du?«
    »Ich verstehe«, meinte Steve. »Ich soll veranlassen, daß man sein Bildmaterial sichtet.«
    »Nicht nur das Bildmaterial«, sagte ich. »Das ist, fürchte ich, nicht aktuell genug. Ich wünsche, daß jemand seine Kamera in die nächste Dunkelkammer bringt und dort sofort den Film entwickelt, der noch in der Kamera steckt.«
    »Meinst du, Parker hat die Killer seiner Stadt geknipst?«
    »Er hatte nichts anderes zu tun, als mit seiner Kamera umherzulaufen und alles auf den Film zu bannen, was mit dem Sterben der Stadt zusammenhing. Häuser, die verfielen. Menschen, die gingen, und solche, die einfach resignierten. Vielleicht aber auch solche, die kamen — schließlich passierte das selten genug. Ja, vielleicht hat er die Mörder seiner Stadt fotografiert!«
    Steve pfiff durch die Zähne. »Jerry, das klingt gar nicht so dumm«, meinte er.
    Ich grinste. »Hast du von mir schon jemals etwas anderes gehört?« fragte ich.
    Dann legte ich auf.
    ***
    Die gesuchte Klinik befand sich weder in Rutherford noch in Bergenfeld. Die nächste Adresse auf meinem Zettel führte mich nach Rockleigh, New Jersey. Die dortige Privat-Nervenheilanstalt lag in einem Park, der von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben war. Die roten Isolierkörper an den Stahlpfeilern verrieten, daß der Zaun elektrischen Strom führte.
    Von den Anstaltsgebäuden hinter den Bäumen waren nur ein paar Dächer zu sehen. Die Zufahrtsstraße war nicht asphaltiert. Am Pförtnerhäuschen befand sich ein Schlagbaum.
    Ich glaubte zu wissen, daß ich am Ziel war.
    Aus einiger Entfernung beobachtete ich, daß jeder ein- und ausfahrende Wagen von dem Pförtner kontrolliert wurde. Er trug eine Art Uniform mit Schirmmütze. Der Mann verrichtete seinen Dienst gründlich, aber ohne Hast oder besonderen Eifer. Ich fand, daß über dem Komplex eine friedvolle Stille lag. Sie paßte nicht zu meinen Vorstellungen. Im nächsten Augenblick fiel mir die mögliche Ursache dieser Ruhe ein. Prime und seine Komplicen hatten vermutlich noch gar nicht bemerkt, daß ich geflohen war.
    Mein Herz klopfte rascher. Die Vermutung, daß man von meiner Flucht noch nichts wußte, schuf eine Menge Möglichkeiten, die ich nicht ungenutzt lassen wollte.
    Ich rief die Zentrale an und bat um eine Vermittlung mit Phils Wagen. Kurz darauf hatte ich Phil an der Strippe.
    »Ich habe noch nichts erreicht«, berichtete er.
    »Ich glaube, ich bin am Ziel«, sagte ich. »Die Adresse lautet Rockleigh, New Jersey. Komm bitte sofort mit ein paar Leuten her. Benutze ein getarntes Fahrzeug. Dringe unter einem Vorwand — meinetwegen als Monteure der Bell Telephone Company — hier ein, bleib aber zunächst außerhalb des Hauptgebäudes. Vergiß nicht, das Richtmikrofon und das Bandgerät mitzubringen. Ich hoffe, daß du Gelegenheit finden wirst, ein paar interessante Gespräche mitzuschneiden.«
    »Es kann rund zwei Stunden dauern, ehe ich dort aufkreuzen kann«, gab Phil zu bedenken. »Ich bin augenblicklich am äußersten Zipfel von Long Island.«
    »Das macht nichts. Auf der Fahrt nach Manhattan kannst du die Vorbereitungen telefonisch veranlassen. Ich werde versuchen, ungesehen in die Nervenheilanstalt einzudringen. Wenn mir das gelingt, verschwinde ich in der Zelle, aus der ich von Leonie geholt wurde. Ich nehme den Minisender mit. Notiere dir die Frequenz bitte. Sie entspricht der Kennziffer KW 10. Hast du das?«
    »KW 10«, wiederholte Phil.
    Nach dem Gespräch erledigte ich ein paar Dinge, die mir sehr wichtig erschienen. Ich schnallte zunächst meinen Smith and Wesson um die linke Wade. Dann holte ich den Minisender aus dem Handschuhkasten und überzeugte mich davon, daß die eingestellte Frequenz stimmte. Dann parkte ich meinen Jaguar etwas abseits des Highway. Es kam für mich darauf an, ungesehen das Anstaltsgelände zu betreten. Noch während ich

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