Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht
Phil.
»Könnt ihr haben.« Er rückte näher auf den Eingang zu.
»Wir würden uns lieber im Büro unterhalten.«
»Ich will aber keinen verpfeifen!«
»Das sollen Sie auch nicht. Wir wollen nur wissen, was das für Burschen sind, mit denen Marcel zusammen ist.«
Er wackelte bedächtig mit dem Kopf. »Getretener Wurm scheut das Feuer«, dozierte er mit verklärtem Gesicht.
Widerwillig folgte er uns. Phil quetschte sich auf den Rücksitz des Sedan. Den Professor stopfte ich auf den Beifahrersitz.
***
Joey lag auf einem der Feldbetten und döste vor sich hin. Obwohl er hundemüde war, konnte er nicht schlafen; dazu war er viel zu nervös. Am Freitag mußte er am Ziel sein, und am Samstag sollte wohl gesprengt werden. Als das Telefon schrillte, zuckte seine Hand zurück. Hastig sprang er auf und stolperte zum Tisch. Wer mochte das sein? Zögernd griff er nach dem Hörer.
»Hallo?« fragte er leise. Mit zusammengepreßten Lippen lauschte er den hastigen Worten, die er nur schwer verstand. In Jack Valentis Bar ging es laut zu.
»Und du meinst, sie haben ihn mitgenommen?« fragte er. Sein schmales Gesicht verfinsterte sich immer mehr. »Okay, Jack, danke«, sagte er gepreßt und legte auf. Mit fahrigen Bewegungen zündete er sich eine Zigarette an. Er begann, seinen Job zu verwünschen. Er hatte noch nie so ein großes Ding gemacht, und noch nie hatte er den Boß gespielt. Wie war der Unbekannte bloß auf ihn verfallen? Jetzt hatte er schon einen Mord am Hals und das FBI im Rücken. Er fluchte. Die zwei Männer am Schacht zogen gerade wieder einen Korb hoch, als die Falltür aufsprang und Eddy Martin und Luke Dugdale in der Öffnung erschienen.
Joey atmete auf. »Ihr müßt noch mal los!« rief er ihnen zu.
Träge kletterten sie die Stufen herab. »Hast du einen umgelegt?« fragte Eddy Martin. Luke Dugdale grinste.
»Quatsch. Jack Valenti hat angerufen. Zwei Typen vom FBI haben den Professor mitgenommen.«
»Und?«
»Der Professor hat schon bei Jack das Maul aufgerissen. Was meint ihr, wie der erst singt, wenn die beim FBI richtig loslegen. Ihr müßt ihn umlegen, sofort!«
»Was wollen die denn vom Professor?«
»Ihr macht mich wahnsinnig«, schrie Joey los. »Die haben nach Marcel, dem Franzosen, gefragt, und der Professor kennt uns doch alle. Los, haut ab! Vielleicht seid ihr noch vor den G-men da. Ihr wißt doch, wo das FBI ist?«
»East 69th Street«, sagte Luke Dugdale. »Aber was ist, wenn die schon da sind?«
»Dann legt ihr ihn um, wenn er rauskommt! Und die G-men auch!« Nach diesem Befehl fühlte Joey sich tatsächlich wie ein großer Boß. Er konnte zwar kein Blut sehen, aber fremdes Leben war ihm völlig gleichgültig.
***
Wir schoben den Professor aus dem Lift im 4. Stock unseres Distriktgebäudes. Während Phil mit ihm in eines unserer Vernehmungszimmer ging, trabte ich zum Nachtdienstleiter, um ihn zu informieren.
»Glauben Sie, Jerry, daß Sie diesen Marcel Boquet bald finden werden?« fragte er mich.
»Ich muß gestehen«, gab ich zu, »daß er zunächst einmal spurlos verschwunden ist. Aber vielleicht hilft uns die Aussage des Professors weiter.«
»Dieser Bursche führt zwar mächtig große Reden, aber er macht mir auch zuviel Wind!« Der Nachtdienstleiter blickte mich zweifelnd an.
»Warten wir es ab!« antwortete ich. Phil enthob uns weiterer Überlegungen über die Glaubhaftigkeit des Professors. Mit einem pfiffigen Lächeln trat er auf uns zu. »Der Professor kennt sechs Leute mehr oder weniger gut, die mit diesem Joey verschwunden sind. Er meint, es könnten noch mehr sein!«
»Etwa zehn Mann, und für jeden eine halbe Million?« Ich glaubte immer noch nicht so recht an ein großes Ding, obwohl zehn entschlossene Männer mit 40 Pfund TNT eine Menge anrichten können. »Was ist dieser Joey deiyn für ein Typ?«
»Wenn man dem Professor glauben kann, ein ganz kleines Licht. Aber er hat gefährliche Leute dabei. Eddy Martin und Luke Dugdale zum Beispiel, zwei Killer von der ganz üblen Sorte.«
»Die Luger-Brüder?« Ich hatte von ihnen gehört. Sie arbeiten für jeden, der gut zahlt, aber niemand hat sie bisher überführen können. »Und wen noch?« fragte ich.
»Dann Marcel Boquet und Paul Mallory. Der soll früher Vorarbeiter bei einer großen Baufirma gewesen sein. Dann fing er an zu trinken, und als er seinen Job verlor, kam er auf die schiefe Bahn. Tausendmal gehabt.«
»Wie heißt Joey mit Nachnamen?«
»Der Professor kennt ihn nur unter dem Namen Yellow Joey.
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