Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
Besprechung mit den Revierdetektiven.«
»Nein, ich glaube, ich komme ohne den Captain aus. Wo ist der Mann, den Ihre Streife festgenommen hat?«
»Der sitzt hinten im zweiten Vernehmungszimmer. Die dritte Tür rechts, Sir.«
»Danke.«
Ich machte mich auf den Weg, klopfte und trat ein. Hinter einem uralten Schreibtisch, der mehr Brandflecken von Zigarren und Zigarettenstummeln hatte als ein Mann Bartstoppeln haben kann, saß ein ergrauter Cop und hämmerte mit zwei Fingern auf einer Schreibmaschine herum, die eigentlich ins Museum für amerikanische Frühgeschichte gehört hätte.
»Hallo, Mr. Cotton!« sagte der Cop und stand auf. »Das ist Timmy Elderly. Hör zu, Timmy! Das ist Mr. Cotton vom FBI! Wenn er dich etwas fragt, wirst du wie aus der Pistole geschossen Antwort geben. Oder wir könnten verdammt unfreundlich werden, du alter Gauner.«
Ich wandte mich an den Festgenommenen. Er war einer der Burschen, die nicht einen Augenblick lang in dieselbe Richtung blicken können. Ich wußte auf Anhieb, daß von zehn Wörtern, die er vielleicht sagen würde, möglicherweise neun gelogen waren. Trotzdem versuchte ich es.
»Wie ich hörte, sind Sie bei einem Raubüberfall geschnappt worden. Sie sollen ausgesagt haben, daß das gar nicht Ihre Idee gewesen wäre. Wessen denn?«
»Slim Brodder!« zischte der Kerl. »Das Schwein hat mich ’reingelegt! Warum gebt ihr nicht zu, daß er mich verpfiffen hat? Wieviel habt ihr dem verdammten Hund gezahlt, he? Wieviel dreckige Dollar habt ihr ihm in die Hand gedrückt, damit er mich ans Messer liefert?«
»Aber Timmy«, sagte ich ruhig, »Sie wissen doch genau, daß solche Sachen vertraulich sind. Und wie kommen Sie überhaupt zu der Meinung, daß dieser Brodder Sie verpfiffen haben könnte?«
»Na, erst tut er so, als wollten wir zu dritt die Sache schaukeln, dann kommt er nicht — und dafür kreuzt genau im richtigen Augenblick ’ne Streife auf. Die Jungs können doch nicht hellsehen — oder?«
Ich wechselte einen kurzen Blick mit dem ergrauten Cop. Der grinste flüchtig. Ich verstand. Sie waren nur durch Zufall aufmerksam geworden, aber das wollte Timmy natürlich nicht glauben.
»Wer war denn der andere Mann, der bei Brodder war?« fragte ich.
»Irgendein Johnny Wasweißich.«
»Was für Haare hatte dieser Wasweißich-J ohnny?«
»Haare? Vielleicht hat er auf der Brust Haare. Auf dem Kopf hatte er jedenfalls keine.«
»Und mit den beiden wollten Sie den Überfall zusammen machen? Wann haben Sie denn das abgemacht?«
»Heute nachmittag! Und außer denen hat’s niemand gewußt. Als sie dann nicht kamen, habe ich es eben allein versucht. Aber die Idee stammt von Brodder! Der hat das alles ausgeheckt! Ich käme ja nie auf so was! Ich hab’s nur vor Wut gemacht, weil die beiden nicht auf kreuzten.«
»Natürlich«, sagte ich. »Das war alles, was ich von Ihnen wissen wollte. Vielen Dank, Kollege.«
Ich nickte dem älteren Cop zu und ging wieder hinaus. Phil hatte etwas von einem Alibi gehört, das Mrs. Collins irgendwelchen Männern beschwören sollte. Es konnte ein Alibi für die beiden Kerle sein, die mit Elderly hatten den Überfall ausführen wollen. Aber wo waren diese beiden Männer, wo steckten Glatzen-Johnny und sein Komplice Slim Brodder? Warum waren sie nicht gekommen, um den abgesprochenen Raubüberfall mit Elderly zusammen auszuführen, wie sie es mit ihm besprochen hatten? Phil hatte Glatzen-Johnny ins Haus von Mrs. Collins gehen sehen. Der Mann, der wenig später aus dem hinteren Fenster auf ihn geschossen hatte, konnte Slim Brodder gewesen sein. Wo waren die beiden?
Ich stieg in meinen Jaguar und fuhr zu Mrs. Collins. In meiner Brieftasche steckten Haft- und Durchsuchungsbefehl, aber ich war mir noch nicht darüber schlüssig, ob ich von den Papieren Gebrauch machen sollte.
»Hallo, Mrs. Collins!« sagte ich freundlich, als sie die Tür geöffnet hatte.
»Mr. Cotton, nicht wahr?« fragte sie und sah mich lauernd an. Vor zwei Stunden noch hätte ich ihren Blick harmlos neugierig genannt. Jetzt wußte ich nicht, ob diese alten Augen durchtriebener blickten, als man bei einer so alten Lady anzunehmen bereit war.
»Es tut mir schrecklich leid, daß ich Sie sogar abends behelligen muß«, sagte ich, »aber es ist nun einmal nicht zu umgehen. Haben Sie wohl ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Selbstverständlich, Mr. Cotton. Für einen Polizeibeamten doch immer. Sie wissen vielleicht, daß mein Mann selbst viele Jahre bei der Polizei war, bis
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