Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt
Überführung Logans in eine der FBI-Untersuchungszellen — auf dessen eigenen Wunsch übrigens, denn ohne Haftbefehl kann ich nicht einmal eine Maus bei uns unterbringen. Ich bestellte mir einen Wagen, denn mit dem roten Jaguar wäre ich in der Goddard Avenue so auffällig gewesen wie ein quergestreifter Esel. Ich bestellte unsere Funk- und Fernmeldespezialisten in Bereitschaft, damit sie die Pläne gleich auswerten konnten, wenn ich sie brachte.
Und dann wartete ich.
Eileen Logan durfte jeden Nachmittag eine Viertelstunde früher das große Bürogebäude verlassen als ihre Kolleginnen. Dafür kam sie auch an jedem Morgen eher, um die Post vorzusortieren und sie den einzelnen Abteilungen zuzustellen.
Sie trat im sechzehnten Stock in den Expreßlift und nahm nur nebenbei wahr, daß sie von einem Mann gegrüßt wurde, der schon in der Kabine stand und bei ihrem Eintreten den Hut abnahm.
»Hinunter?« fragte er hilfsbereit, und als sie nickte, drückte er den Knopf. Sie bemerkte nicht, daß er keinesfalls den Knopf für das Erdgeschoß gedrückt hatte, sondern den für den Tiefkeller. Das wurde ihr erst bewußt, als der Lift am Erdgeschoß vorüber in die Tiefe glitt. Verwundert wandte sie sich um.
Aber jetzt sah der nette Herr gar nicht mehr so verbindlich und so zuvorkommend aus. Er hielt eine längliche Glasröhre in der Hand, an deren einem Ende sich ein Ventil befand. Und das zielte genau auf Eileen Logan.
Sie spürte den scharfen Strahl im Gesicht. Eiskalt wurde es da, wo er ihre Haut traf. Es roch penetrant süßlich. Unwillkürlich atmete sie tief ein. Es war das Schlimmste, was sie tun konnte.
Der Mann steckte die Ampulle in seine Manteltasche und fing Eileen Logan auf, ehe sie zu Boden sinken konnte. Der Lift hielt mit einem Ruck, und die Türen glitten auseinander.
»Hast du sie?« fragte eine Stimme.
»Natürlich. Hier — hilf mir, Langer!«
Hilfreiche Hände griffen aus dem Dunkel des Tiefkellers zu, packten die schlanken Fesseln des Mädchens und hoben sie an. Eileen spürte nichts davon, wie sie hinüber zur Tiefgarage getragen und in einem milchig-weißen Mercury verstaut wurde. Sie merkte nicht, wie der Wagen anzog und in der schlanken Kurve der Garagenausfahrt hinausglitt auf die Straße.
»Hübsches Ding«, sagte der Lange anerkennend und musterte die Bewußtlose. »Man müßte sie eine Weile dabehalten können.«
»Wirst noch froh sein, wenn du sie schneller loswirst als du denkst«, entgegnete der andere und gab Gas, so daß sie tief in die Polster des Wagens gedrückt wurden.
Sie fuhren mehr als eine Viertelstunde. Dann hielt der Wagen vor einem dreistöckigen altviktorianischen Gebäude und schwang in den Federn aus.
»Niemand zu sehen«, sagte der Lange. »Schnell ins Haus hinein!«
Er stieg aus, rannte um den Wagen herum, öffnete die linke rückwärtige Tür und zog das Mädchen heraus, bis der andere zupacken konnte.
Von irgendwoher war eine nette alte Dame gekommen. Keiner hätte sagen können, wie sie auf einmal auftauchen konnte, aber sie stand da in ihrem altmodischen Kleid und mit einem Beutel, den sie eng an sich gepreßt hielt. Kopfnickend verfolgte sie den Transport des Mädchens über den Bürgersteig zum Haus.
»Diese jungen Dinger«, sagte sie quengelnd, »immer muten sie sich zuviel zu! Und dann klappen sie eines Tages zusammen!«
Der Lange zerrte das Mädchen mit einer Geschwindigkeit hinter sich her, daß sein Kumpan kaum folgen konnte. Als sich die schwere altertümliche Haustür hinter ihnen schloß, ließ er das Mädchen achtlos auf die kühlen Fliesen sinken und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Verdammt — wo ist 'die Alte nur plötzlich hergekommen?« fragte er.
»Keine Ahnung. Aber sie hat bestimmt keinen Verdacht geschöpft. Ich kenne diese Typen. Los, Langer! Weiter mit dem Girl! Der Boß wartet nicht gern!«
Sie hoben das Mädchen auf und schleppten es die Treppe empor bis in ein Wohnzimmer im ersten Stock. Dort setzten sie die Bewußtlose in einen tiefen Sessel, und der Lange ging ins Nebenzimmer.
»Wir haben sie, Boß«, sagte er schlicht. Von einem Sofa wuchtete sich eine massige Gestalt hoch. Der Mann strich sich über das stoppelige Kinn.
»Ist sie bei sich?« fragte er. Der Lange schüttelte den Kopf.
»Dann brauche ich mich vorher auch nicht zu rasieren«, brummte der Boß. »Hol einen Eimer Wasser, und dann machst du den Wagen wieder fertig. Nimm die anderen Nummernschilder, falls euch jemand zugesehen hat eben.« Er tappte
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