Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt
rufen wir Bill Henley von nebenan. Der schreibt für die Zeitung. Und der macht es öffentlich bekannt, daß ich dieses verdammte Päckchen Ihnen gegeben habe. Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Klar?«
Ich verstand den alten Mann. Solange er im Verdacht stand, die Pläne zu haben, mußte er ein ähnliches Attentat wie sein Sohn befürchten. In dieser Gegend war so etwas denkbar, und die Leute, die hier wohnten, wußten es.
Ich nickte und streckte die Hand aus. Er ging zum Schrank, hob einen zerbeulten Hut auf, der darauflag, und drückte mir ein flaches Päckchen in die Hand.
»Wer ist außer Ihnen noch hier?« fragte ich. Er schüttelte den Kopf.
»Jeff haben Sie ja kassiert. Meine Tochter arbeitet. Sie müßte jeden Augenblick nach Haus kommen. Ich bin allein.«
»Wer hat Sie bedroht?«
Er hob die Schultern.
»Er hat mir seinen Namen nicht gesagt. So ein Langer. Er glaubte, einfach hier hereinkommen zu können und Krach zu machen.«
»Und?«
»Ich hab’ ihn ’rausgeworfen. Später kam noch einer. Angeblich vom Gaswerk. Den habe ich auch ’rausgeworfen. Dann habe ich diese Flinte geladen — na, und dann kamen Sie.«
Ich nickte.
»Das wird Ihnen noch ein paar Anzeigen einbringen, fürchte ich. Aber jetzt holen Sie diesen Reporter. Die Welt soll ruhig wissen, wer die Pläne besitzt.« Oder zumindest die interessierte Unterwelt, fügte ich in Gedanken hinzu. Der Plan des alten Mannes war gar nicht so schlecht…
***
Mr. High hatte die Abendausgaben der Zeitungen auf dem Tisch. Fragend hob er den Kopf, als ich eintrat.
»Sie wollten mich sehen, Sir?« fragte ich gewohnheitsmäßig.
Er hob eine der Zeitungen auf.
»Sie haben sicher eine gute Erklärung für Ihre Publicity, Jerry?«
»Ja. Jeff Logan kann sich angeblich nicht mehr erinnern, wem er irrtümlich diese Schaltpläne geklaut hat. Sein Vater erinnert sich nicht, wer ihn bedroht hat. Gleichgültig, was dahintersteckt — ich will es wissen. Deshalb habe ich eingewilligt, das Interesse des Bestohlenen auf mich zu lenken. Tut mir leid, Sir, wenn Sie den Weg, den ich eingeschlagen habe, für falsch halten.«
Er hob die Hand.
»Mißverstehen Sie mich nicht, Jerry. Ich wollte nur sichergehen, ob Sie das Risiko würdigen, das wir mit solchen Veröffentlichungen eingehen. Unsere Experten sitzen über den Plänen. Die Chancen, daß damit eine strafbare Handlung geplant ist, stehen 90 : 10. Bis ich das Ergebnis habe, muß ich für diese eventuellen zehn Prozent geradestehen.«
Es klopfte, und dann trat ein etwas unscheinbarer und nicht besonders großer Mann ins Zimmer. Mr. High erhob sich zu einer angedeuteten Verbeugung.
»Das ist Dr. Bensberg. Special Agent Cotton, Doktor.«
Ich nickte dem Mann zu und wußte im Augenblick nicht, was es mit ihm für eine Bewandtnis hatte.
»Dr. Bensberg hat die Pläne geprüft, Jerry, die Sie vorhin mitgebracht haben. Darf ich hören, was Sie herausgefunden haben, Doktor?«
»Nicht viel, Sir. Es handelt sich um Blaupausen von den Schaltplänen einer Fernschreibanlage. Und zwar einer Fernschreibanlage, wie sie beispielsweise be'i den Nachrichtendiensten im Gebrauch ist — wo also von einem Apparat mehrere andere angeschrieben werden. In diese Pläne ist eine Möglichkeit eingearbeitet worden, mit einem zusätzlichem Gerät ins Netz zu schreiben. Raffiniert gemacht, muß ich sagen. Nur weiß ich nicht, um welches Fernschreibenetz es sich handelt, und ich weiß nicht, wo der zusätzliche Apparat angebracht werden soll.«
»Kann es sich um militärische Einrichtungen handeln?« fragte Mr. High. Dr. Bensberg hob die Schultern.
»Es kann, Sir, ist aber unwahrscheinlich. Wenn, dann nur auf einer unteren Ebene, wo die Fernschreiben nicht verschlüsselt werden. Ich halte es nicht für wahrscheinlich. Eher wäre an ein kommerzielles Netz zu denken.«
»Und davon haben wir eine ganze Menge«, nickte Mr. High gedankenvoll. »Wenn wir berücksichtigen, daß heute abend dieser Plan verwirklicht werden soll, dann sehe ich eigentlich kaum eine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Sie, Doktor?«
»Fernschreiben geht schnell«, sagte der ausweichend. »Aber selbst dann, wenn wir alle Teilnehmer der verschiedenen Netze erreichen, was wollen wir ihnen dann durchgeben? Wovor sollen wir sie warnen?«
Mr. High nickte.
»Das ist die Frage. Wie kann man ein Verbrechen verhindern, wenn man nicht weiß, was geplant ist, und wo. Sehen Sie eine Möglichkeit, Jerry?«
»Ich fürchte«, sagte ich, »daß ich von der
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