Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan
durchsuchen. Dazu fehlte uns jede rechtliche Handhabe. Wir mußten schon raffinierter Vorgehen, um unser Ziel zu erreichen.
Die beste Methode, sich ihm zu nähern, war zweifellos eine Zusammenarbeit mit dem Milchmann. Er kannte die Leute, die schon lange in der Gegend wohnten, und er würde uns sagen können, welche Häuser erst kürzlich oder vor wenigen Monaten bezogen worden waren.
Das Telefon klingelte. Phil meldete sich. Inzwischen war es Mitternacht geworden.
»Fehlanzeige«, sagte Phil. »Das Grundstück ist von keinem Nachtwächter besetzt. Bis jetzt hat sich dieser Ramsey jedenfalls nicht blicken lassen. Vielleicht kommt er noch.«
»Das ist zu bezweifeln«, sagte ich. »Ich glaube zu wissen, was passiert ist. Vivian Lollan sollte ursprünglich im Keller des verlassenen Fabrikgrundstückes versteckt gehalten werden. Emptywood fuhr zu Ramsey, um sich davon zu überzeugen, daß die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Mein Aufkreuzen machte diesen Teil des Planes jedoch zunichte. Cornell mußte sich dazu entschließen, für das Girl ein anderes Versteck zu finden. Er wählte ein Haus in Englewood.«
»Kennst du es schon?« fragte Phil.
»Ich hoffe, es schon morgen betreten zu können«, sagte ich. »Es ist ein Haus mit zwei Bädern, aber nicht einmal sie werden es schaffen, den Schmutz wegzuspülen, den seine Insassen dort zusammengetragen haben.«
***
Ich rief das für Englewood zuständige Polizeirevier an und unterhielt mich mit dem Lieutenant vom Dienst, einem Mann namens Parker. Von ihm erfuhr ich, daß es in Englewood drei größere Wohnsiedlungen mit Häusern des von mir geschilderten Typs gab und mindestens drei Dutzend Straßenzüge, die für unsere Ermittlungsarbeiten in Frage kamen.
Parker nannte mir den Namen eines Milchmannes, der in einer dieser Siedlungen seine Kundschaft belieferte, und versprach mir, mich anzurufen, sobald er die Namen der anderen Milchlieferanten ausfindig gemacht hätte.
Obwohl es inzwischen null Uhr zwanzig geworden war, rief ich den Milchmann an. Er hieß Bill Tompkins und kam sofort an den Apparat. Der frische Klang seiner Stimme verriet, daß er noch nicht geschlafen hatte.
»Jerry Cotton vom FBI«, meldete ich mich. »Sie können uns in einer wichtigen Sache helfen, Mr. Tompkins. Damit Sie wissen, daß dieser Anruf kein Ulk ist, schlage ich Ihnen vor, daß Sie wieder auflegen und dann unsere Nummer wählen… 535-7700.«
Eine Minute später hatte ich ihn erneut an der Strippe. Er war ziemlich aufgeregt und machte aus seiner Neugierde kein Hehl. Ich erklärte ihm, daß es um eine Entführungsgeschichte ginge, nannte aber keine Namen.
»Es besteht der begründete Verdacht«, fuhr ich fort, »daß sich der oder die Gangster als biedere Bürger getarnt haben und in einem der Bungalows leben, in einem Fünfzimmerhaus mit zwei Bädern und einem etwa tausend Quadratyard großen Garten. Wir können die Leute, die schon seit Jahren in der Gegend wohnen, zunächst einmal ausschließen. Mich interessieren vor allem die neueren Zugänge, Leute also, die erst vor einigen Monaten oder Wochen in die Gegend gekommen sind.«
»Das ist eine ganze Reihe, Sir«, meinte Tompkins. »Ich weiß nicht, woran es liegt, aber in diesen Häusern und Straßen ist der Umzugsfimmel ausgebrochen. Man sieht ständig den Möbelwagen und neue Gesichter.«
»Wurden Sie heute von einem Kunden gebeten, ab morgen größere Milchmengen zu liefern?«
»Nein, Sir.«
»Gibt es Häuser, deren Bewohner Ihnen durch ihr ungewöhnliches Benehmen aufgefallen sind? Ich denke dabei vor allem an Leute, die keiner geregelten Tätigkeit nachgehen.«
»Ich wüßte niemand, Sir.«
»Nennen Sie mir bitte einige Leute, die vor einem Vierteljahr zugezogen sind.«
Er brachte immerhin sieben Namen zustande. Ich notierte sie mir mit ihren Anschriften. Keiner der Namen war mit denen identisch, die sich auf der Liste von Andy Cornells Mitarbeitern befanden.
Das hatte nicht viel zu bedeuten. Falls der Syndikatsboß das Haus gekauft oder gemietet hatte, um es als Versteck zu benutzen, war einer seiner Leute mit Sicherheit dort .unter einem falschen Namen eingezogen.
»Rufen Sie mich bitte an, falls Sie morgen oder in den nächsten Tagen in Ihrem Bezirk etwas Ungewöhnliches bemerken«, bat ich den Milchmann. »Hüten Sie sich aber davor, wie ein Privatdetektiv aufzutreten. Unternehmen Sie nichts auf eigene Faust. Geben Sie sich völlig normal…«
»Sie können sich auf mich verlassen, Sir«, sagte Bill Tompkins
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