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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon in ähnlich vertrackten Situationen gesteckt, und wie oft sind wir mit heiler Haut davongekommen.«
    »Sicher. Aber wann ist die Kiste jemals so verfahren gewesen, he? Wir sind eingeschnürt wie eine alte Negermammy in ihrem Korsett, und der Menschenfreund Garrick hat bestimmt zwei nette kleine Mühlsteine an Bord, die er uns um den Hals hängen wird, bevor wir auf Tauchstation gehen. Jerry, mach dir nichts vor!«
    »Na schön. Du bist anscheinend wild darauf, von den Fischen verspeist zu werden. Da muß ich eben allein versuchen, mich zu befreien.«
    »Moment mal, Jerry, soll das heißen, daß du eine Chance siehst. Ich bin natürlich dabei. Ist doch sonnenklar! Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie du es anstellen willst. Ich habe schon alles versucht.«
    »Ich auch. Allein würde es keiner von uns beiden schaffen. Die Fesseln sitzen zu gut. Aber sie konnten gar nichts Besseres tun, als uns hier zusammenzubringen. Paß auf — in meiner linken Jackentasche müßte sich mein Feuerzeug befinden. Wenn es dir gelingt, es herauszuholen, und wenn wir dann nur noch fünf Minuten ungestört sind, können wir unsere Fesseln los sein.«
    Phil verlor keine Worte mehr. Er rollte sich so, daß er mit dem Rücken neben meiner linken Seite zu liegen kam. Stöhnend versuchte er, mit seinen gefesselten Händen in die Tasche zu greifen. - »Es geht noch nicht, Jerry. Du mußt etwas tiefer rutschen.«
    Ich tat es, und Phil unternahm einen neuen Versuch. Er mußte große Schmerzen haben, denn er fluchte unablässig. Jetzt war er in der Tasche drin, ich fühlte, wie er herumfingerte.
    »Ich hab’s, Jerry, ich hab’s. Wir haben gewonnen!«
    »Noch lange nicht. Kannst du gleich weitermachen?«
    »Gib mir eine Minute! Ich fühle meine Arme kaum noch.«
    »In Ordnung. Aber warte nicht zu lange! Sonst sterben sie dir ganz ab. Wir haben sowieso nicht viel Zeit.«
    Phil rollte sich schwer atmend zur Seite. Das war unser Glück. Nachdem er etwa eine halbe Minute still gelegen hatte, stand Ritchie Garrick plötzlich in der Kabinentür.
    Aus! Wir hatten zu spät gehandelt. Jetzt kam das, was Phil vorher prophezeit hatte. Na ja, ich hatte zwar immer dunkel geahnt, daß ich keines natürlichen Todes sterben würde. Aber das, was uns nun bevorstand, mißfiel mir doch außerordentlich.
    Wenn es wenigstens noch eine Kugel wäre! Aber wie eine bleierne Ente auf den Grund des Hafenbeckens hinabzusinken!
    »Ist es schon soweit, Garrick?« fragte ich.
    »Kannst es wohl kaum erwarten, wie? Geduldet euch noch fünf Minuten! Dann kommen wir an ein hübsches Fleckchen Wasser, das wird euch Zusagen. Schade, daß ihr Nichtschwimmer seid. Haben die Herren noch einen Wunsch?«
    Ich bezähmte meinen Drang, ihm meine ihn betreffenden Wünsche mitzuteilen. Fünf Minuten, hatte er gesagt. Das war genau die Zeit, die wir brauchten.
    Träge verrannen die Sekunden. Der Schweiß lief mir in Bächen in den Hemdkragen, und das Schweigen lastete wie etwas Greifbares in der Kajüte. Nach einer Minute drehte sich Garrick schließlich um und ging.
    »Los, jetzt geht es um jede Sekunde!«
    Phil hatte sich bereits aufgesetzt und robbte heran. Ich drehte mich so, daß wir Rücken an Rücken saßen. Ich fühlte seine Hände an meinen und dann den Stahl des Feuerzeugs.
    »Fertig, Jerry?«
    »Fertig. Fang an!«
    Er knipste es an und verbrannte mir sofort die Finger. Ich sagte ihm, er solle das Ding tiefer halten, und biß die Zähne zusammen. Man kann nicht wählerisch sein, wenn es brenzlig wird.
    Es war schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Viel mehr hätte mir Garrick mit seiner Zigarette auch nicht antun können. Nach zwei endlosen Minuten, in denen ich mehrmals einer Ohnmacht nahe war, war es schließlich geschafft. Fast hätte ich gar nicht mehr gefühlt, wie die Stricke von meinen Handgelenken abfielen. Ich schwenkte die Arme locker hin und her, um den Blutkreislauf wieder in Bewegung zu bringen.
    »Schneller, Jerry! Er kann jeden Augenblick zurück sein.«
    Phil hatte recht, aber ich brauchte ein paar Sekunden, um mich wenigstens etwas zu erholen. Dann machte ich mich Über meine Fußfesseln her. Sie waren verhältnismäßig einfach zu lösen — wenn man seine beiden Hände frei hatte.
    Als ich die Fesseln von den Knöcheln streifte, ertönten schwere Schritte an Deck.
    »Verdammt, Phil, sie kommen! Laß dir nichts anmerken! Ich werde versuchen, sie zu überlisten.« Damit rollte ich mich wieder in meine ursprüngliche Lage und nahm die Arme auf den

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