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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde sie bei seinem Tod bekommen, weil ich sein einziger Bruder sei. Er war manchmal etwas schwermütig und sprach viel vom Tod. Ich habe ihm das nie ausreden können.«
    Rosebud machte eine Pause. Ich sagte nichts. Garrick hatte sich inzwischen auf der Couch niedergelassen.
    Rosebud fuhr leise fort: »Eines Tages lernte Johnny einige Leute kennen, die es auf die Bank abgesehen hatten, in der er arbeitete. Sie brauchten ihn, um an das Geld zu kommen. Erst wollte er nicht mitmachen, aber dann ließ er sich breitschlagen. Er war schon immer sehr labil gewesen. Trotzdem wäre es nicht so weit gekommen, wenn ich seinen Brief rechtzeitig erhalten hätte. Er wollte mich um Rat fragen und hatte mir geschrieben. Ich war jedoch gerade in Los Angeles und kam einen Tag zu spät zurück. Als ich in Chicago ankam, hatten sie das Ding bereits gedreht. Und wie sie es gedreht hatten!« Seine Stimme hatte einen bitteren Klang.
    »Sie haben ihn sitzenlassen, nicht wahr?« warf ich ein.
    »Ja, genauso war es. Als alles gelaufen war, verpfiffen sie ihn an die Polizei. Tinetto — ich meine Johnny, er wurde von seinen Freunden wegen seiner Harmonika immer Tinetto genannt, wurde von den Bullen gehetzt wie ein Schwerverbrecher. Dabei erwischte ihn eine Kugel. Dennoch konnte er ihnen entkommen. Ich fand ihn in dem Augenblick, als er verblutete.«
    Die Erinnerung an die Geschehnisse erregte Rosebud so stark, daß er wieder eine Pause einlegen mußte. Schweiß glänzte auf seinem kantigen Schädel, der bis auf einen Kranz rund um den Hinterkopf völlig ohne Haare war.
    »Er konnte mir nur noch mitteilen, daß er verraten worden war. Als ich ihn drängte, er solle mir die Namen sagen, verlor er schon das Bewußtsein. Ich bekam nur noch aus ihm heraus, daß er die Namen seiner Verräter auf einen Zettel geschrieben habe, der in der Mundharmonika verborgen sei. Ich war verzweifelt und suchte das verdammte Ding überall. Johnny redete wirr. Er sagte immer wieder etwas von einem Tate. Ich reimte mir zusammen, daß er ihm die Mundharmonika gegeben haben mußte.«
    »Was ja auch tatsächlich der Fall war«, warf ich ein. »Aber wieso haben Sie zehn Jahre gebraucht, um den Alten ausfindig zu machen?«
    Rosebud sah mich finster an. »Das habe ich Leuten Ihres Schlages zu verdanken. Kurz nach Johnnys Tod wurde ich durch einen dummen Zufall in Chicago geschnappt. Sie konnten mir nicht alles anhängen, aber es langte für zehn Jahre Zuchthaus.«
    Natürlich, das war es! Daher die fahle Gesichtsfarbe, die typisch ist für den professionellen Knastbruder.
    Ich sah Rosebud scharf an. »Beim nächstenmal wird der Richter wenig Verständnis haben, Rosebud. Darf ich Ihre Geschichte vollenden? Sie kamen also aus dem Zuchthaus, verbittert und ohne einen Cent in der Tasche. Deshalb drehten Sie zunächst mal ein Ding, und das scheint mir nicht von schlechten Eltern gewesen zu sein. Ich habe die hübschen kleinen Dollarbündel bereits bewundert, die Sie in Ihrem Schreibtisch gehortet haben. Dann mieteten Sie sich einen Killer, denn Sie wollten Johnny rächen und dabei völlig auf Nummer Sicher gehen. Unser Freund Ritchie Garrick, der so fabelhaft kleine Unfälle arrangiert und neuerdings seine Leidenschaft für dicke Bücher entdeckt hat, war genau der Mann, den Sie suchten. Sie machten Whistling Tate ausfindig. Ein Kompliment Ihrem ausgezeichneten Spürsinn, Rosebud. Außerdem hatten Sie das unwahrscheinliche Glück, daß der alte Bettler die Mundharmonika Ihres Bruders nach zehn Jahren immer noch mit sich herumschleppte. Tate war eben eine treue Seele und hielt sein Wort. Da Sie ihm nicht selbst gegen-. übertreten wollten, heuerten Sie drei Typen an, die die Sache für Sie erledigten. Dabei gab es zwar einen kleinen Betriebsunfall, aber Sie hatten Ihre Mundharmonika und damit die Liste mit den Namen der Verräter. Sie fingen oben an. Der erste auf der Liste war Fred Riddle, der Warenhausbesitzer. Sie brachten ihn um und einen seiner Angestellten dazu. Dann war Rechtsanwalt Lucas Tybell an der Reihe. Diesmal bedienten Sie sich jedoch zweier Killer, und zwar…«
    »Stopp, G-man, bisher war Ihre Geschichte gut, aber jetzt stimmt’s nicht mehr. Ich lege Wert auf die Feststellung, daß dieser Hundesohn von einem Anwalt von mir persönlich ins Jenseits befördert worden ist. Wie kommen Sie zu der Annahme, es wäre jemand anderer gewesen?«
    »Wir haben die Fingerabdrücke von zwei Männern in Tybells Wohnung gefunden, die nicht die Ihren sein konnten.«
    »Ach so,

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