Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
gesagt? Soll das etwa heißen, daß die Kerle vom FBI sind? Davon haben wir bisher nichts gewußt. Das hättest du uns sagen müssen.« Gebannt hörte ich zu. Jetzt wurde es kritisch. Auch Garrick fühlte das. Seine Stimme hatte einen nervösen Unterton, als er rief: »Ist doch ganz gleich, wer sie sind! Aber sie legen mich um, wenn ihr nicht vernünftig seid!«
»Jetzt hör mir mal gut zu, Ritchie!« sagte der Mann, der sich Pete nannte, kalt. »Wenn wir jetzt die Kurve kratzen, hilft dir das überhaupt nichts. Du wirst eingelocht für den Rest deines Lebens, das ist alles. Wir aber haben keine ruhige Minute mehr, weil wir das FBI ständig im Nacken haben werden. Ich will aber noch nicht eingelocht werden, Ritchie.«
»Nein«, heulte Garrick mit überschnappender Stimme, »du bist vollkommen verrückt geworden, Pete. Es ist stockfinster. Sie wissen überhaupt nicht, wer ihr seid. Ihr habt nichts zu befürchten, glaub mir.«
»Wer garantiert uns das? Auf dein Wort können wir uns nicht verlassen.« Er hob die Stimme. »Alle mal herhören, Leute! Ihr habt gehört, worum es geht. Sollen wir verschwinden — oder sollen wir den Kahn samt Ritchie und den Bullen in die Luft jagen?«
Allgemeines Gejohle war die Antwort. »In die Luft jagen!«
»Laßt uns kurzen Prozeß machen!«
»Pfeifen wir auf Ritchie und sein Gequatsche!«
Pete gebot Ruhe und wandte sich wieder an Garrick: »Da hast du es, Ritchie. Demokratischer geht es nicht, das wirst du zugeben müssen. Dein Pech, daß du im falschen Boot sitzt.«
Das war zuviel für den Killer. Er, der sich so gern an der Todesangst seiner Opfer weidete, befand sich nun selbst mit einem Bein im Grab. Seine eigenen Verbündeten ließen ihn eiskalt über die Klinge springen, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.
Garrick sprang so schnell in die Höhe, daß Phil erst schoß, als er schon zum Sprung hinter die rettende Kajütenwand ansetzte. Die Kugel zerschmetterte Garricks rechtes Bein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht knickte er ein und sank wieder neben dem Ruder nieder.
»Ich habe dich gewarnt, Garrick«, rief Phil, »versuch es nicht noch einmal!« Garrick fluchte in so übler Weise, daß es selbst einem Seemann die Schamröte ins Gesicht getrieben hätte.
Dann wurde drüben auf dem Boot der Motor angeworfen. Das Licht erlosch. In das Knattern des davonfahrenden Bootes mischte sich Garricks Geschrei. Dann brachte ihn eine gewaltige Explosion zum Schweigen.
***
»Aber irgend jemand in diesem Haus muß doch wissen, wo die beiden stecken!« Mr. High durchmaß mit langen Schritten sein Büro. Helen, seine Sekretärin, sagte in Gedanken zu sich selbst: Zwölf. Mr. High hatte soeben zum zwölftenmal die Strecke zwischen Schreibtisch und Fenster zurückgelegt.
»Nein, Sir, das ist es ja eben. Ich habe mich überall erkundigt. Niemand hat auch nur die blässeste Ahnung, wo Jerry und Phil sich aufhalten könnten.«
»Aber das ist doch unmöglich! Die beiden hinterlassen immer eine Nachricht, wenn sie länger als gewöhnlich fortbleiben.«
Helen legte die hübsche Stirn in Falten. »Ich weiß, Sir. Dann gibt es nur eine Möglichkeit: Sie hatten gar nicht vor, länger zu bleiben, und dann ist ihnen etwas dazwischengekommen. Und sie melden sich deshalb nicht, weil sie gar nicht können.« Mr. High stoppte seine Wanderung. Er wirkte müde. »Sie haben ausgesprochen, Helen, was ich bisher nicht wahrhaben wollte. Jerry und Phil muß etwas zugestoßen sein, sonst hätten wir etwas von ihnen gehört.«
Es war nach Mitternacht. Der Chef hatte sein Büro den ganzen Abend nicht verlassen.
Das Telefon hatte bereits dreimal angeschlagen, bevor er sich des Läutens bewußt wurde. Er hob ab.
Die Zentrale meldete sich. »Mr. High?«
»Ja.«
»Sir, Lieutenant Parker von der City Police möchte Mr. Cotton sprechen. Ich habe mir gedacht, da Sie nach Mr. Cotton haben suchen lassen…«
»Ja, ja, schon gut, stellen Sie durch!« unterbrach Mr. High.
Es knackte. Dann meldete sich Parker. »Hier Parker, Sir, guten Abend!«
»Guten Abend, Lieutenant. Haben Sie eine Ahnung, wo Jerry und Phil sein könnten?«
»Wie bitte? Sir, offengestanden, ich dachte, sie wären bei Ihnen. Deshalb rufe ich an.«
»Nein, hier sind sie nicht. Niemand weiß, wo sie sind. Daher bin ich etwas beunruhigt. Aber was kann ich für Sie tun?«
»Tja, Sir, ich bin auch auf der Suche nach Cotton. Wie Sie wissen, arbeiten wir in der Mordsache Whistling Tate eng zusammen. Es hat sich etwas Neues ergeben. Ein
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