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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
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Liebenswürdigkeit eines gereizten Tigers an. Ich erkannte Garricks Stimme. Das bewog mich, vorsichtig die Augen aufzuschlagen.
    Es war ziemlich dunkel, aber ich erkannte Garrick, der keine zwei Meter neben mir stand. Ich selbst befand mich in der Horizontalen und war zusammengeschnürt wie ein Päckchen, das für den Versand nach Übersee bestimmt ist.
    Mein Schädel brummte wie ein Bienenhaus. Außerdem litt ich unter Gleichgewichtsstörungen, denn der Boden unter mir bewegte sich ständig. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß ich mich auf einem Schiff befand. Ich sah zu Garrick auf, der sich eine Zigarette anzündete.
    »Was ist los, Bücherwurm, machen wir eine Seereise?«
    »Ganz recht, Schnüffler. Allerdings wirst du dabei ein bißchen auf Grund gehen. Und da es im Wasser ziemlich kalt ist, könntest du eigentlich vorher ein bißchen Wärme gebrauchen.« Er nahm seine Zigarette aus dem Mund und beugte sich zu mir herunter.
    Ich biß die Zähne zusammen, so fest ich konnte. Die Glut einer Zigarette kann zum furchtbaren Folterinstrument werden, und Garrick war gefühllos genug, um es bedenkenlos zu tun. Sein zerschlagenes Gesicht war zu einem sadistischen Grinsen verzerrt, als sich die Zigarette meinem Hals näherte. Ich zuckte zurück, die Hitze wurde schon schmerzhaft.
    »Alles klar zur Abfahrt, Garrick!« Mit polternden Schritten bog ein Mann um den Deckaüfbau.
    Mein Peiniger erhob sich rasch und wandte sich ihm zu. »Großartig. Na schön, Slim, legen wir ab! Je schneller wir draußen sind, desto besser.«
    Damit verschwanden die beiden aus meinem Blickfeld. Ich sank aufatmend zurück und wünschte inständig, daß das Garricks letzter Glimmstengel in der Schachtel gewesen war. Dieser Teufel brachte es fertig und führte sein Spiel doch noch zu Ende!
    Was mochte er Vorhaben? Zweifellos befanden wir uns irgendwo im Hafen oder auf dem Hudson. Das konnte nur bedeuten, daß ich bald über Bord gehen würde.
    Hinter mir ertönte ein dumpfes Blubbern, das allmählich in helleres Knattern überging. Sie hatten den Motor angeworfen. Ein Zittern ging durch den Schiffsrumpf, und ich merkte, wie sich der Bug langsam drehte. Es war nur ein kleines Schiff, ein Kutter oder vielleicht ein größeres Motorboot. Ich befand mich auf dem vorderen Teil, und bei zunehmender Fahrt blies mir der Wind scharf ins Gesicht. Er ließ meine Lebensgeister wieder voll erwachen.
    Ich stemmte mich an der Kajütenwand hoch, um wenigstens halbwegs sitzen zu können. Die Fesseln schnitten tief ins Fleisch. Nur noch eine Viertelstunde, und mir würden langsam die Glieder absterben. Ich versuchte mich zu befreien, gab aber sofort wieder auf. Garrick verstand etwas vom Fesselanlegen. Je mehr ich an den Stricken zerrte, um so fester schnürten sie sich.
    Da, was war das? An Steuerbord tanzte ein Licht auf dem Wasser, und wenn mich nicht alles täuschte, kam es näher. Vermutlich ein anderes Boot. Das konnte die Rettung sein! Wenn es mir gelänge, die Besatzung auf mich aufmerksam zu machen…
    Ich hatte den Mund noch nicht zu einem Hilfeschrei aufgemacht, als mich starke Arme in die Höhe rissen. Slims Pranke verschloß mir den Mund. Zusätzlich hämmerte er mir seine geballte Faust von hinten über den Schädel, was mir zu meinem eigenen Erstaunen kaum noch etwas ausmachte.
    Slim schien Bärenkräfte zu besitzen. Er hob mich mit einer Leichtigkeit in die Höhe, als wäre ich ein Fliegengewicht, und trug mich zum Kajüteneingang. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf, und anstatt mich ordentlich abzusetzen, ließ er mich die Stufen hinunterkollern. Ich hatte jedoch so etwas erwartet und mich wie ein Ball zusammengerollt. So ging es einigermaßen glimpflich ab. Auf ein paar blaue Flecken mehr kam es ohnehin nicht mehr an.
    Ich stieß an etwas Weiches. Eine Stimme sagte: »Hallo, Jerry. Spielst du Bowling?«
    Vor Überraschung brachte ich zunächst kein Wort heraus. Aber dann sprudelte es aus mir hervor. »Phil, alter Junge, Menschenskind, was tust du denn hier? Und ich habe geglaubt, Rosebud hätte dich schon längst fertiggemacht.«
    »Hätte er auch beinahe. Aber dann überlegte er es sich und übergab die Angelegenheit diesem Hundesohn von Garrick. Und der wird sich gleich einen Jux daraus machen, und ins Wasser zu werfen.«
    »Du hast Nerven, mein Lieber. Wie haben sie dich überrumpelt?«
    »Auf eine einmalig simple Art.«
    »Das kommt eben in unserem Beruf schon mal vor, daß man in eine Falle geht. Kopf hoch, Phil! Wie oft haben wir

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