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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wandschrank in der großen Küche hatte er eine Dose Pulverkaffee hervorgekramt. Nancy hatte gesehen, daß er dort offenbar ein kleines Vorratslager unterhielt. Es gab einen Stapel von Konservendosen.
    »Koch Kaffee«, sagte Stewitt.
    »Womit?« fragte sie.
    »Verdammt, da steht doch Kaffee, oder?«
    »Soll ich ihn in meinen Händen kochen? Und was soll ich anzünden, damit es ein Feuer gibt?«
    Er knurrte etwas und war hinausgegangen. Ein paar Minuten später kam er mit einem Arm voller Brennholz herein und warf es ihr vor die Füße.
    »Streichhölzer«, sagte Nancy.
    Er warf sie ihr neben das Holz. Dann brachte er eine alte verbeulte Blechkanne und zwei Becher. Nancy hantierte schweigend. Das Heftchen Streichhölzer ließ sie im Bund ihres Rockes verschwinden, nachdem sie mit ein paar alten Zeitungen im Herd ein Feuer entzündet hatte.
    Vielleicht, dachte sie hoffnungsvoll, vielleicht sieht jemand den Rauch, jemand, der genau weiß, daß die Farm hier verlassen ist, und sich deshalb über den Rauch wundert.
    Nachdem er zwei Becher schwarzen Kaffee ausgetrunken und eine Zigarette dazu geraucht hatte, verschwand Stewitt. Er hielt es nicht für nötig, Nancy eine Erklärung abzugeben. Aber Nancy sah, daß er das Scheunentor aufschob und dann Bündel von gepreßtem Stroh beiseite räumte. Ein chromblitzender Cadillac wurde sichtbar. Nancy beobachtete es, halb hinter dicken Spinnweben versteckt, durch das zerbrochene Küchenfenster.
    Er muß ein Verbrecher sein, dachte sie. Nach allem, was hinter ihr lag, erregte sie dieser Gedanke nicht mehr sonderlich. Alles in ihr war gleichsam gefroren. Sie registrierte wie eine gefühllose Maschine mit ihrem Verstand alles, was es rings um sie zu bemerken gab. Irgendwann mußte sich einmal eine neue Chance zu einer Flucht bieten, und dann konnte die Kenntnis jeder winzigen Kleinigkeit von entscheidender Bedeutung werden.
    Als Stewitt mit dem Cadillac davongefahren war, fing Nancy an, die Kette zu untersuchen, mit der er ihr linkes Bein an den Herd gefesselt hatte. Die Kette war lang genug, daß sie jeden Punkt innerhalb der Küche erreichen konnte. Sie konnte sogar bis auf die oberste Stufe von der Haustür treten. Es konnte einmal wichtig werden, das zu wissen. Nancy kehrte an den Herd zurück, wo das Feuer leise knisterte. Sie nahm selbst einen Schluck Kaffee.
    Eine Zeitlang beschäftigten sich ihre Gedanken mit dem Feuer. Das Haus war zu einem guten Teil aus Holz gebaut. Konnte es ihr Rettung bringen, wenn sie Feuer an das Haus legte?
    Sie entschied sich dagegen. Vielleicht gab es, wie er gesagt hatte, meilenweit keine Menschen. Und lebendigen Leibes zu verbrennen — der bloße Gedanke ließ sie erschauern.
    Sie untersuchte den Fuß des mächtigen Eisenherdes, um den er die Kette geschlungen hatte. Aber auch da gab es keine Möglichkeit. Niedergeschlagen ließ, sie sich neben dem Herd zu Boden sinken.
    Ihre Schmerzen waren allmählich erträglicher geworden. Aber sie hätte ein Bad gebraucht, eine Schmerztablette und ein weiches Bett. Sie lachte bitter. Bad, Tablette — Selbstverständlichkeiten in einer zivilisierten Welt. Und für sie so unerreichbar wie die Freiheit, die sie draußen in der Welt gesucht hatte. Sollte es ihre Strafe dafür sein, daß sie von ihren Eltern weggelaufen war? Nancy ließ den Kopf sinken und fing wieder an zu weinen.
    Die Zeit dehnte sich endlos. Trotz ihres dumpfen Schmerzes verspürte sie später so etwas wie Hunger. Sie öffnete den Wandschrank und besichtigte Stewitts Vorräte. Wenn er die Sachen nicht gestohlen hatte, so hatte er so wahllos eingekauft, wie es nur ein in Haushaltsdingen unerfahrener Mann tun konnte. Es gab genug Fertiggerichte für mehrere Personen und für eine ganze Woche. Aber es gab kein Salz, kein Brot, keine Butter. Nichts Trinkbares — wenn man von dem Pulverkaffee absah. Aber es gab einen Büchsenöffner.
    Nancy wusch den einzigen Löffel, den sie fand, unter der Wasserleitung. Der Gedanke, diesen Löffel zu benutzen, erzeugte Ekel in ihr, aber was blieb ihr übrig? Sie wählte eine Büchse Bohnensuppe, wärmte sie am Herd und löffelte sie halb aus. Wenn sie diesem Mann entkommen wollte, mußte sie bei Kräften bleiben. Als sie den Büchsenöffner zurück in den Schrank legen wollte, sah sie im untersten Fach ein paar leere Ginflaschen liegen. Sinnend nahm sie eine der Flaschen in die Hand. Sie waren viereckig und schienen aus starkem Glas zu sein. Sie wog die Flasche. Ohne daß sie es wissen konnte, erschien in

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