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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrem Gesicht ein erschreckender Zug tödlicher Entschlossenheit.
    Draußen summten Bienen. Ein bunter Schmetterling verirrte sich in die Küche. Der Anblick seiner zarten Schönheit ließ Nancy erneut in Tränen ausbrechen. Und dann hörte sie draußen das Brummen eines näherkommenden Autos.
    Sie stürzte zur Tür. Ihr Herz hämmerte wie wild. Vielleicht, vielleicht kam jemand, der sie befreien würde.
    Es war der Cadillac, und es war Stewitt. Aber er war nicht allein. Neben ihm stieg ein vierschrötiger Kerl aus dem Wagen, der größer als Stewitt war, kräftiger und breiter in den Schultern. Er hatte eine niedrige fliehende Stirn, schwarzes, kurz geschorenes Haar und wulstige Augenbrauen. Zu der abgetragenen Kordhose paßte das karierte Baumwollhemd, das am Halse offenstand und eine schwarzbehaarte Brust sehen ließ.
    »Das ist sie!« rief Stewitt und zeigte mit einer schwungvollen Geste auf Nancy.
    Dem Mädchen war, als ob ihr das Herz erfröre. Die geröteten Gesichter, die unsicheren Bewegungen und die schweren Zungen verrieten allzu deutlich, daß die beiden Männer betrunken waren. Nancy stand in der offenen Tür und war für ein paar Sekunden wie gelähmt vor Schreck. Dann warf sie sich auf dem Absatz herum und lief zurück in die Küche. Verzweifelt irrte ihr Blick umher. Schließlich versuchte sie, zum Fenster hinauszuklettern.
    Es war Stewitt, der sie zurückriß. Mit dröhnendem Gelächter. Der andere Mann fing sie auf.
    »Das ist aber wirklich mal eine hübsche Puppe, Stewy«, grölte er.
    Nancy schrie, bis ihr das Blut in den Ohren dröhnte. Aber die nächsten Menschen waren die Straßenbauarbeiter, und die befanden sich um diese Zeit noch vier Meilen von der Farm entfernt…
    ***
    »Wozu haben wir eigentlich die schwarze Lola?« fragte Phil, als wir aus dem Labor herauskamen. »Niemand weiß besser Bescheid als unser schnurrendes Mädchen.«
    »Gute Idee«, lobte ich. »Hast du es heute mit der Intelligenz?«
    »Du mich auch«, brummte mein alter Streitgefährte.
    Im Office riefen wir den Betreuer der schwarzen Lola an. Diesen Spitznamen hat sich bei uns unser Computer eingehandelt, der mit allen Daten und Fakten gefüttert ist, um die Sich das FBI im Distrikt New York je gekümmert hatte. Die schwarze Lola ist in der Lage, in Minutenschnelle Karteikarten auszuspucken, für die Beamte beim Durchsuchen der Karteien Stunden oder gar Tage brauchen würden. Nur hat, wie alle weiblichen Wesen, die schwarze Lola ihre Eigenheiten: Man muß einige Semester Kybernetik, Datenverarbeitung, Elektronik und weiß der Teufel was noch studiert haben, um mit ihr umgehen zu können. Deswegen sind bei uns ein paar Spezialisten beschäftigt, die sich im Umgang mit der schwarzen Lola abwechseln. An diesem Tage hatte Martin Quibbish Dienst.
    Quibbish gehörte schon immer zu den verkannten Genies. Bei seinem fast zwergenhaften Wuchs muß einem der mächtige Charakterschädel mit der scharfen Geiernase geradezu riesenhaft erscheinen. Da er außerdem an der fast krankhaften Sucht leidet, aus allem und jedem einen Witz zu machen, weiß man nie so recht, wann er etwas richtig ernst meint. Aber wir kannten ihn schließlich mittlerweile lange genug. Er kam in unser Office gewirbelt wie ein loses Blatt in einem Taifun.
    »Hallo, hallo, hallo!« kreischte er atemlos. »Wißt ihr schon das Allerneuste? Es gibt in New York mehr Telefonanschlüsse als Einwohner, was man nur darauf…«
    »Martin!« sagte ich laut.
    Er sah mich erschrocken an.
    »Ist was?«
    »Setz dich«, sagte, ich und schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, in der Hoffnung, das könnte seinen Redefluß mindestens etwas dämpfen. Aber Quibbish ließ sich nicht stören.
    Ich ging schließlich um den Schreibtisch herum, packte Martin Quibbish mit der linken Hand und setzte ihn auf den Aktenschrank neben der Tür, so daß seine Beine hilflos strampelten.
    »Wenn du mir jetzt nicht zuhörst«, krächzte ich, »lasse ich dich dort oben verhungern.«
    »Wunderbar!« schrie Quibbish und rieb sich begeistert die Hände. »Das wäre der erste derartige Fall in der Geschichte des FBI.«
    Ich ließ mich ächzend in meinen Drehstuhl sinken. Warum braucht man zu einem Computer bloß Spezialisten? Warum läuft so ein liebes, süßes schweigsames Gerät nicht auch, wenn Laienhände damit umgehen? Hilflos wandte ich mich zu Phil. Aber der gab bereits keine Lebenszeichen mehr von sich.
    Ich kontrollierte meinen Puls. Ein Schlaganfall war nicht mehr unwahrscheinlich. Unter

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