Jerry Cotton - 0599 - Zur Cocktailparty Handgranaten
stand ein schwarzer Alfa Romeo, an dessen Steuer ein vierschrötiger Bursche mit hartem faltigem Gesicht wartete.
Rom ist während der Nacht eine lichterfunkelnde, prachtvolle Stadt, aber unsere Fahrt endete in einer unbeleuchteten Seitengasse. Der vierschrötige Fahrer ging an die Einfahrt der Gasse zurück, um Schmiere zu stehen. Mein anderer Begleiter klopfte in einem bestimmten Rhythmus gegen eine Tür, die sofort geöffnet wurde.
Ich sah einen schmalen Gang, und der Dunst von Tomatensoße und scharfen Gewürzen schlug mir entgegen. Ein Mann in Hemdsärmeln führte uns wortlos durch den Gang in einen quadratischen Raum, in dem vier Männer an einem Tisch saßen.
Einer von ihnen sprang auf. Er war nicht sehr groß, aber sehnig und ohne ein Gramm überflüssigen Fetts. Sein schwarzes Haar zeigte erste graue Fäden. Die dunklen Augen besaßen einen stechenden Drillbohrerblick. Unter der gebogenen Nase zierte ein Schnurrbartstrich die Oberlippe.
»Ich bin Enrico Zucchi«, sagte er und schüttelte mir die Hand mit solcher Inbrunst, als hätte er sich vor Sehnsucht nach mir verzehrt. »Setzen Sie sich, mein Freund! Probieren Sie unsere Spaghetti! Sie werden eine so großartige Tomatensoße in ganz Rom, in ganz Italien nicht finden. Paolo ist ein Spezialist in der Komposition raffinierter Soßen.« Er wies auf den großen Mann in Hemdsärmeln, der uns geöffnet hatte.
Wenig später dampfte ein Teller Spaghetti vor mir auf dem Tisch. Ich ergriff die Gabel und ließ mich in einen Ringkampf mit den armlangen Nudeln ein.
Signor Zucchi schüttete Wein in mein Glas. »Bitte, mein Freund! Wo haben Sie die Dollar?«
»Ich weiß nichts von Dollar«, knurrte ich, während ein Haufen widerspenstiger Nudeln aus meinem Mund heraushing.
»II Grandissimo irrt sich, wenn er glaubt, wir ließen uns betrügen!« schrie Zucchi. Mit theatralischer Gebärde wies er auf die Männer am Tisch. »Meine Freunde würden mich steinigen, wenn ich mich von einem schmutzigen Amerikaner ’reinlegen ließe. Nicht wahr, Freunde?« Er wandte sich an die Männer am Tisch, die automatisch mit den Köpfen zu nicken begannen und mich so finster anstarrten, als wollten sie im nächsten Augenblick mit Messern über mich herfallen.
»Ich erhalte meine Befehle von The Greatest! Bis jetzt hat er nichts von Dollar gesagt.«
»Wovon hat er gesprochen?«
Ich trank einen Schluck Wein. »Von einem Koffer!«
Zucchi beugte sich zu einem seiner Freunde und flüsterte italienisch. Zwei Männer erhoben sich und verließen den Raum. Ihr Chef füllte mein Glas neu bis zum Rand. »Erzählen Sie mir von II Grandissimo. Er muß ein wunderbarer Mann sein.«
»Ich kenne ihn nicht!«
»Unmöglich, mein Freund! Er betraut Sie mit einem Millionengeschäft, ohne Sie zu kennen?«
»Ich sagte, daß ich ihn nicht kenne. Soweit es ihn betrifft, wird er vermutlich über mich verdammt gut Bescheid wissen.«
Zucchi lachte die Opernarie. »Wie vorsichtig ihr Amerikaner seid. Wir hier sind alle eine einzige große Familie, und ich bin der Vater.«
»Verprügeln Sie Ihre Kinder, wenn sie Ihnen Schwierigkeiten machen?«
Er grinste. »Für Prügel sind meine Kinder zu groß. Wer nicht gehorcht, wird auf andere Weise gestraft!« Er zog die Handkante von links nach rechts über seine Gurgel. »Eine große Familie«, wiederholte er. »Kein Mißtrauen!«
»Sie versorgen The Greatest mit heißer Ware?«
Er nickte. »So kam unsere Geschäftsbeziehung zustande.«
»Also kennen Sie ihn?«
»Nur seine Stimme! Wir telefonieren! Er ruft mich an, direkt aus den Staaten, und meistens drückt er meine Preise.« Zucchi beugte sich vor. »Das wird sich in Zukunft ändern. Ich habe einen zweiten Abnehmer für meine Ware gefunden. Von jetzt ab erhält derjenige den Stoff, der meinen Preis bewilligt.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Nicht nur Signor Grandissimo ist schlau; auch Enrico Zucchi weiß seinen Verstand zu benutzen. Ich wette, daß die Preise für heiße Pülverchen mächtig steigen werden.«
»The Greatest hat mich nicht zu Preisverhandlungen hergeschickt, wenigstens hat er bisher nichts davon verlauten lassen.«
»Wissen Sie wirklich nicht Bescheid, mein Freund?« Zucchi blinzelte mich aus seinen schwarzen Knopfaugen ungläubig an.
»Nicht die geringste Ahnung.«
Mit südlichem Temperament hob er die Arme. »Wie sollen wir jemals mit einander einig werden-, wenn Sie nicht einmal wissen, um was es sich handelt. Soll ich Sie informieren?«
Er rückte so
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