Jerry Cotton - 0599 - Zur Cocktailparty Handgranaten
nahe an mich heran, daß ich den Knoblauchduft in seinem Atem roch.
»Wir beziehen den Rohstoff für unsere Ware direkt aus dem Osten. Manches kommt sogar aus Indien und hat eine lange Reise hinter sich, in Lastwagen, auf dem Rücken von Kamelen, verborgen im Bauch erbärmlicher Segelboote. Selbstverständlich weiß ich darüber keine Einzelheiten. Mein Kontaktmann sitzt in Beirut, und dieser tüchtige Bursche bot mir eines Tages eine Ware ganz besonderer Art an. Der Himmel mag wissen, auf welche Weise sie in seinen Besitz gelangt ist. Ich kaufte zu einem guten Preis, aber Abnehmer für solche Ware gibt es nur in den Vereinigten Staaten. Ich bot meine Schätze Ihrem Boß an, mein Freund! Wir verhandelten lange. Er drückte mich schrecklich. Ich mußte mich damit einverstanden erklären.«
»Warum schalteten Sie Ihre neuen Freunde nicht ein?«
Zucchi grinste. »Für diese Spezialware besitzt Signor Grandissimo noch ein Monopol.« Fast zärtlich streichelte er meinen Arm. »Zeigen Sie mir die Dollar, mein Freund! Ich habe Ihnen reinen Wein eingeschenkt.«
»Sie haben sich so blumig ausgedrückt wie ein Märchenerzähler aus Tausendundeiner Nacht, aber wirklich gesagt haben Sie nichts!«
Die beiden Männer, die Zucchi fortgeschickt hatte, kamen zurück. Ihr Boß sprang auf, zog sie in eine Ecke des Zimmers. Sie flüsterten miteinander. Als Zucchi sich wieder mir zuwandte, funkelten seine Augen drohend. »Sie haben keinen Cent bei sich, Amerikaner«, grollte er.
»Haben Sie nachsehen lassen?« fragte ich grinsend.
Er schmetterte die Faust auf den Tisch. »Zum Teufel, sagen Sie mir sofort, wo Sie das Geld haben!«
»Ich handle genau nach den Anweisungen von The Greatest, das sagte ich schon. Vorläufig erhielt ich keinen Befehl, Ihnen auch nur einen einzigen abgegriffenen Dollar zu geben.«
Er leckte seine Lippen. »Amerikaner, ich kann Sie zwingen, mir zu sagen, an welcher Stelle Sie das Geld versteckt haben.«
Ich verstärkte mein Grinsen. »Mr. Zucchi, Sie können sich höchstens von mir ’ne Menge Lügen erzählen lassen. Verlassen Sie sich darauf, daß The Greatest auch ein paar Sicherungen gegen die Gier eines sizilianischen Räuberhauptmanns eingebaut hat.«
»Ich bin kein Sizilianer, sondern Römer«, sagte er beleidigt. »Was soll geschehen?«
»Bringen Sie mich in mein Hotel zurück, und überlassen wir es meinem Chef im fernen Amerika, den nächsten Schritt zur Abwicklung des Geschäftes zwischen Ihnen und ihm zu bestimmen.«
Zucchi nagte verdrossen an seiner Unterlippe. »Meinetwegen!« Er gab dem Mann, der mich abgeholt hatte, einen knappen Befehl. »Roberto wird Sie zu Ihrem Hotel bringen! Ich werde morgen abend bei Ihnen anrufen, um zu erfahren, ob Ihr Boß Ihnen neue Instruktionen gegeben hat. Gute Nacht, Amerikaner.«
An der Tür blieb ich stehen. »Du hast mir noch immer nicht gesagt, was du an The Greatest verkaufen willst.«
Er hatte seine gute Laune endgültig verloren. »Falls dein Chef das Geschäft machen will, wirst du es früh genug erfahren«, knurrte er.
Roberto fuhr mich zurück zum Hotel, wendete den Wagen und verschwand in der Dunkelheit. Von der anderen Straßenseite her ertönte leise ein Pfeifsignal, das ich gut kannte.
Ich betrat nicht das Hotel, sondern ging die Straße hinauf. Hundert Yard weiter drückte ich mich in eine Türnische, die tief genug .war, daß mich ihr Schatten verschluckte.
Wenig später tauchte Phil neben mir in die Dunkelheit. »Hallo«, sagte er, als hätten wir uns heute morgen beim Frühstück zuletzt gesehen. »Wie steht die Aktion?«
»Ich bin noch immer eine Marionette, die an Fäden hängt. The Greatest zieht telefonisch und offenbar von New York aus an den Fäden. Im Tresor 466 einer Bank in der Via Drusus liegt irgend etwas, aber bisher hat mir The Greatest noch nicht gesagt, was ich mit diesem Etwas machen soll. Er nannte mir den Namen seines Rausehgiftlieferanten. Der Mann heißt Enrico Zucchi und scheint ’ne Menge von dem verdammten Zeug zu exportieren, aber außerdem will er irgend etwas besonders Kostbares an The Greatest verkaufen. Der Henker mag wissen, um was es sich handfeit.«
»Eine Ladung junger Mädchen für südamerikanische Hafenstädte?« riet Phil. »Ich würde mich nicht wundern, wenn The Greatest sich auch in dieses dreckige Geschäft stürzte.«
»Hast du mit Inspektor Ronco gesprochen?«
»Vor ungefähr einer Stunde. Er hofft, mit deiner Hilfe einen großen Schlag gegen die Rauschgifthändler zu landen.«
»Er
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