Jerry Cotton - 2902 - Den Tod gibts auf Rezept
Eindruck, sie darf sich jeden Alleingang leisten, während ich auf der Abschussliste stehe.«
»Du hast eine bewegte Vergangenheit, Ray«, antwortete Fisher nach kurzem Überlegen. »Ich kann dir nicht die gleichen Freiheiten geben wie Janet.«
Auf Bushs Stirn bildeten sich dünne Zornesfältchen. Er marschierte zu seinem Schreibtisch und nahm ein Fax aus dem Posteingang.
»Sie darf FBI-Ermittlungen einleiten, obwohl ich für jede Büroklammer eine Genehmigung brauche?« Er wedelte mit dem Fax durch die Luft. »Ich dachte, ich wäre mehr als dein Kumpel, Lee. Mehr als der Kerl, mit dem du nach Ontario zum Fischen fährst.«
»Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, erwiderte Fisher kühl. »Ich leite die größte Sozialbehörde des Landes. Ich muss mein Handeln politisch und personell rechtfertigen. Ich kann mir den Vorwurf der Vetternwirtschaft nicht erlauben.«
»Vetternwirtschaft!« Bush spie das Wort so verächtlich aus, als wäre es eine Beschimpfung. »Einem guten Freund die gleiche Fairness zuzugestehen wie allen anderen, das ist keine Vetternwirtschaft, Lee.«
Der Commissioner ging einige Schritte auf Bush zu. Er wusste, dass es alles andere als leicht war, mit seinem alten Freund zu diskutieren.
»Du hast deine Approbation verloren, Ray. Und zwar endgültig. An deiner Stelle wäre ich froh, einen Posten zu haben. Ein getarnter Beratungsvertrag und Vorteilsnahme als approbierter Arzt sind keine Kavaliersdelikte.«
Bush lachte prustend und schmetterte beide Fäuste auf den Schreibtisch.
»Das entbindet dich nicht von deinen Pflichten einem Freund gegenüber. Ich habe für meine Vergangenheit gebüßt und die Strafe bekommen. Ich verlange, dass du mich ebenso behandelst wie Janet Blackwell.« Er legte angriffslustig den Kopf schief. »Die FBI-Ermittlungen waren mit niemandem abgesprochen. Ich erfuhr erst hinten herum davon.«
»Die Kooperation mit dem FBI ist vertraulich«, entgegnete Fisher. »Ich habe eine Informationssperre verhängt, weil die beteiligten NYPD-Cops und FBI-Agenten sonst in Gefahr geraten. Sollte Janet diese Aktion erfolgreich abschließen, ist die HRA an der Aufklärung des größten Medikamentenbetrugs in den letzten zwanzig Jahren beteiligt.«
Auf Bushs Gesicht erschien ein verärgerter Ausdruck. Er trat einen Schritt von seinem Schreibtisch zurück.
»Also gibst du ihr grünes Licht? Sie wird sämtliche Lorbeeren einstreichen! Die übrigen Deputy Commissioners gehen leer aus.«
»Janet hat lange für dieses Projekt geschuftet. Sie verdient die Lorbeeren.« Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Ich muss zurück ins Büro, Ray.«
Bush nickte und wandte den Blick ab. Er presste die Lippen aufeinander und schritt um den Schreibtisch herum.
»Ist gut, Leroy. Ich weiß jetzt, wie du es mit der Freundschaft hältst.«
»Ray, ich …«
Nach kurzem Zögern kam Fisher zu dem Schluss, dass es nutzlos war, seinen Freund überzeugen zu wollen. Er hob wortlos die Hand zum Abschied und verließ das Büro.
»Den Bock zum Gärtner machen«, flüsterte Bush zu sich selbst. »Ein schöner Freund bist du.«
Er lief mechanisch zum Schreibtisch zurück und tippte eine Nummer ins Telefon.
» GenaXent Inc. «, meldete sich eine weibliche Stimme. »Hauptniederlassung Boston. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Sicher, Schätzchen«, entgegnete Bush. »Raymond Bush. Ich möchte mit Dean Clover sprechen. Teilen Sie ihm mit, dass Raymond Bush eine Nachricht von außerordentlicher Dringlichkeit für ihn hat.«
»Ich habe verstanden.« Eine Folge von Wähltönen erklang, die in die Melodie einer Warteschleife überging. Nach einigen Sekunden knackte es in der Leitung. »Clover. Ray? Was gibt es?«
»Es geht um das FBI«, sagte Bush. »Sie versuchen, zwei Männer in Operation Braindrain einzuschleusen. Travis Lendham und George Venn.«
Sein Gegenüber am anderen Leitungsende blieb eine Zeit lang stumm.
»Und weiter?«, fragte er dann.
***
Die gestochen scharfen Aufnahmen auf den Digitalkameras von Joe Brandenburg und Les Bedell zeigten uns zusammen mit Dean Clover. Sie waren aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen worden und dokumentierten, dass Clover sich angeregt mit uns unterhielt.
»Ausgezeichnete Arbeit«, war Mr High zufrieden. »Die Staatsanwaltschaft wird sich in Verbindung mit den Aussagen von Jerry und Phil für jedes Detail dieser Kontaktanbahnung interessieren. Die erste Phase des Einsatzes ist somit abgeschlossen.«
Ich ließ mir zwei Fotografien von Les
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