Jerry Cotton - 2902 - Den Tod gibts auf Rezept
reichen und begutachtete sie sorgfältig. Die Sorgfalt, mit der wir und unsere Kollegen vorgegangen waren, hatte sich in jeder Hinsicht ausgezahlt. Sie hatte sichergestellt, dass unser ehrgeiziges Ziel, die Operation Braindrain von der Wurzel her auszutrocknen, in greifbare Nähe gerückt war.
»Wie ging es mit Clover?«, erkundigte sich Mr High, als er die Fotos in meiner Hand bemerkte. »Gab es Probleme? Glauben Sie, er hat die Kröte geschluckt?«
»Von seinem grundsätzlichen Misstrauen abgesehen, schien er keine Zweifel zu hegen«, sagte ich. »Er ist ein Mann, der Erfolg gewohnt ist. Die Siegesgewissheit ist zugleich seine Achillesferse.«
»An dieser Stelle könnten wir den Hebel ansetzen«, beteiligte sich auch Phil an den Überlegungen. »Solange wir die Operation Braindrain nicht in Frage stellen, wird er uns als einen der Seinen akzeptieren.«
»Ich werde dafür sorgen, dass der Rest des Teams Clovers psychologisches Profil vervollständigt«, sicherte der Assistant Director uns zu. »Sie bleiben bis auf Weiteres im Undercover-Einsatz, damit wir die Illusion aufrechterhalten, dass es Travis Lendham und George Venn auch gibt.«
Er wurde von Helen unterbrochen, die mit aufgelöster Miene ins Büro stürmte. Sie trug einen Stoß Papiere auf den Armen.
»Die gerichtsmedizinischen Gutachten sind eingetroffen«, verkündete sie den Anwesenden. »Das NYPD-Labor hat mich gebeten, Sie umgehend zu informieren. Es geht davon aus, dass sich eine neue Spur ergeben könnte.«
Mr High nahm ihr den Blätterstoß ab und legte ihn auf den Tisch. Neben den üblichen Gutachterberichten enthielt die FedEx-Sendung Fotos von Bradys Hals und Oberkörper. Gelbe Kreise markierten die Stellen, von denen die Gerichtsmediziner annahmen, dass sie für die ermittelnden Beamten von Interesse waren.
»Würgemale«, sagte Steve Dillaggio als Erster von uns. »Sie hätten schon am Fundort auffallen müssen.«
»Das Wasser im Hudson hat die Hämatome zurückgehen lassen«, zitierte Mr High den Untersuchungsbericht. »Sie sind erst in der Gerichtsmedizin entdeckt worden. Jerry und Phil mussten sie übersehen.«
Wir beugten uns gemeinschaftlich über die Fotos, um uns ein Bild vom Verlauf, der Stärke und der Anordnung der Male zu machen. Sie erstreckten sich über den Nacken und den Halsbereich von Brady und waren unterschiedlich stark ausgeprägt. Das markanteste Abzeichen befand sich unterhalb des Haaransatzes und war annähernd vier Zoll groß.
»Das Labor schreibt, dass diese Druckstelle durch eine Handkante verursacht worden sein könnte«, vertiefte sich Mr High weiter in das gerichtsmedizinische Gutachten. »Den Abmessungen nach ist die Verletzung durch eine weibliche Hand verursacht worden. Der Tote könnte hinterrücks getroffen worden sein.«
Steve nannte den Namen, der uns plötzlich allen durch den Kopf ging.
»Anne Brady?«, fragte er. »Mit ihren hundertfünfzig Pfund wäre sie kräftig genug, um ihrem Mann einen solchen Schlag zu verpassen. Sie ist mordverdächtig.«
Ich zog das Foto zu mir und untersuchte es eingehend. Brady konnte sich den Bluterguss unmöglich selbst zugezogen haben.
»Steves Vermutung ist plausibel«, schloss ich mich meinem Dienstkollegen an. »Auch wenn wir im Blick behalten sollten, dass es sich bei den Aussagen des Labors um reine Vermutungen, nicht um stichhaltige Beweise handelt.«
»Ein wertvoller Hinweis, Jerry«, griff Mr High meinen Einwurf auf. »So vernichtend uns die Beweislage auch erscheinen mag, dürfen wir Mistress Brady nicht vorschnell verurteilen. Sie muss unter Berücksichtigung der Laboranalyse erneut verhört und mit dem Verdacht konfrontiert werden.«
Zeerookah machte eine Geste in unsere Richtung. »Jerry und Phil sind im Undercover-Einsatz. Aber Steve und ich könnten nach New Jersey fahren.«
Mr Highs schmales Gesicht bekam einen besorgten Ausdruck. Er setzte sich und griff nach den Fotos der Gerichtsmedizin.
»Falls ein Mord und kein Suizid hinter Bradys Tod steckt, müssen wir befürchten, dass sich Phil und Jerry durch den Floater -Einsatz ebenfalls in Gefahr befinden. Ich brauche jeden verfügbaren Agenten, um die beiden zu sichern.«
»Die Spur zu GenaXent Inc. könnte sich ebenso gut als Sackgasse entpuppen«, gab Zeerookah zu bedenken. »Wir sollten die Ermittlungen gegen Anne Brady von Floater und Operation Braindrain abkoppeln.«
Der Assistant Director grübelte kurz und schüttelte den Kopf.
»Davon halte ich nichts, Zeerookah. Falls es einen
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