Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
sagte, er habe Filme von uns gemacht und gespeichert. Wenn wir es jemandem sagen würden, würde er sie ins Netz stellen und wir würden als billige Huren abgestempelt. Wir würden unsere Jobs verlieren, unsere Freunde, unsere Familien. Und er wusste genau, wie er jeder von uns drohen konnte. Mir zum Beispiel ist meine Familie das Wichtigste, und sie sind sehr gläubig. Wenn sie solche Filme von mir sähen, würden sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Andere Frauen arbeiten hart an ihrer Karriere oder haben einen Freund, der ihnen den Laufpass geben würde, wenn er dächte, sie würden … so etwas machen. Er hat uns ja auch nicht körperlich etwas getan, daher haben wir beschlossen, erst mal nichts zu machen, bis wir irgendwann in einer besseren Position wären.«
Ich tauschte einen Blick mit Phil. Selbst wenn Miss Gomez die Situation hingenommen hatte, musste das nicht für alle Frauen gelten.
»Schildern Sie uns doch noch einmal die Ereignisse am Tag von Mister Baxters Sturz. Und denken Sie daran, Gott weiß, ob Sie die Wahrheit sagen oder nicht«, bat ich sie.
Sie sah mir wieder in die Augen und es schien, als suche sie nach Verständnis und Vergebung. »Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Aber nur, um einer Freundin zu helfen, und weil ich weiß, dass sie nichts Böses getan hat. Sie werden mir doch glauben, oder?«
»Miss Gomez, es liegt uns nichts daran, einfach irgendjemanden zu finden, dem wir die Schuld in die Schuhe schieben können. Wir möchten den wahren Schuldigen finden und seiner gerechten Strafe zuführen«, erklärte ich ihr, was sie etwas zu beruhigen schien.
»In Ordnung. Lisa und ich waren tatsächlich in ihrer Wohnung und aßen eine Pizza, doch die Wohnungstür war geschlossen. Wir hörten einen Schrei und ein dumpfes Poltern und liefen zur Tür, und kurz darauf hörten wir noch einen Schrei, diesmal von Emilia, die auf der Treppe zwischen dem ersten und zweiten Stock stand und nach unten sah. Wir liefen zu ihr und ich weiß, dass auf der Treppe vor unserer Wohnung Emilias Wischmopp stand. Als wir bei ihr waren, sahen wir am Fuß der Treppe Mister Baxter liegen. Lisa ging hinunter und tastete nach seinem Puls, doch er war tot.
Dann gingen wir in Emilias Wohnung. In ihrem Bad lief das Wasser und sie stellte es ab. Sie sagte, dass sie gerade frisches Putzwasser geholt hatte, als sie den Schrei und das Poltern hörte und nach draußen lief, um nachzusehen. Wir beratschlagten, was wir tun sollten. Ich wollte den Notarzt rufen, doch Lisa sagte, er sei eh tot und wir müssten auch an uns denken. Wenn die Polizei käme und die Filme von uns bei Mister Baxter fände, würden wir in Verdacht geraten, besonders Emilia, da sie kein Alibi hatte. Daher sind wir in Mister Baxters Wohnung und seinen Keller eingebrochen und haben die Filme und andere verräterische Dinge gesucht, aber sie waren nicht da. In der Wohnung war gar nichts zu finden, im Keller sah es aus, als hätte schon jemand die Sachen weggeräumt. Nur diese grässlichen Bilder an den Wänden waren noch da. Wir haben versucht, sie abzumachen, aber es ging nicht. Lisa sagte dann, wir dürften nicht zu viel Zeit verschwenden, sonst würde es auffallen, dass wir nicht direkt nach Mister Baxters Sturz die Polizei riefen. Daher riefen wir dann die Polizei, verabredeten, dass wir Emilia ein Alibi geben und erzählen würden, dass Mister Baxter sehr nett war, und hofften, dass das ausreichen würde. Das sprachen wir später auch mit den anderen Mieterinnen ab. Ich weiß, dass Emilia niemals etwas Böses tun würde. Sie hat nichts getan. Es war ein Unfall. Bitte glauben Sie mir«, schloss sie ihren Bericht voller Inbrunst.
***
Wir waren zurück in unser Büro gegangen, um uns zu besprechen. Leider war es nicht so einfach, wie Miss Gomez es sich wünschte. Wir konnten uns nicht einfach entschließen ihr zu glauben und hoffen, dass es tatsächlich ein Unfall war, und die Ermittlungen beenden.
»Immerhin ist es möglich, dass es so war, wie sie sagte«, wandte Phil ein.
»Genauso wie es möglich ist, dass es nicht so war«, hielt ich dagegen. »Wir brauchen mehr Informationen. Ist der Bericht von Dr. Carter endlich da?«
Phil schaute im Computer nach. »Ja, hier ist er. Eben eingetroffen.«
Er überflog die Seiten und runzelte ungeduldig die Stirn. Dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck.
»Hier ist es endlich. Baxter wurde gestoßen, eindeutig«, sagte er. »Verdammt.«
»Wenn wir davon ausgehen, dass Miss Gomez die
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