Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
Wahrheit sagt, hat sie sich entweder in Emilia Duncan getäuscht oder es gibt noch eine andere Person, die in den Vorfall verwickelt ist«, fasste ich zusammen.
»Ich glaube nicht, dass es eine der Frauen war«, sagte Phil voller Überzeugung.
Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass wir Baxters Mörder unter seinen Mieterinnen finden würden, doch ich wusste, dass ich mich nicht zu sehr auf persönliche Gefühle verlassen durfte.
»Trotzdem müssen wir mit den Verhören weitermachen«, erinnerte ich Phil daher, und er nickte mit brummigem Gesicht und folgte mir zurück zu den Verhörräumen.
Wir konfrontierten zunächst Miss Briander mit der Aussage von Miss Gomez, doch sie blieb standhaft und bestand darauf, dass es sich so zugetragen habe, wie sie es uns zu Anfang gesagt hatte, und warf uns vor, Miss Gomez derart unter Druck gesetzt zu haben, dass sie das erzählt hätte, was wir hören wollten.
Ich wies sie auf den Fehler in ihrer Logik hin, denn Miss Gomez hatte uns ja ausdrücklich gesagt, dass sie Miss Duncan für unschuldig halte, und hätte sie uns nach dem Mund geredet, hätte sie jemanden als Mörder benennen müssen.
Doch wie gehabt ließ sich Miss Briander nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer Weile gaben wir es auf und wechselten zu Miss Duncan.
Auch dieses Gespräch war ein Reinfall. Sie verlangte ihren Anwalt und sagte kein Wort mehr, bis er da war. Dann beriet sie sich mit ihm und sagte auch danach kein Wort, während ihr Anwalt uns fertigzumachen versuchte.
Wir hatten nichts in der Hand gegen irgendjemanden, außer dass Miss Duncan die Möglichkeit und ein Motiv gehabt hätte. Wir behielten sie vorläufig in Untersuchungshaft, doch für eine Anklage war das, was wir bisher vorweisen konnten, viel zu wenig.
***
Wieder einmal fuhren wir zur Orange Street, diesmal mit Unterstützung von Agent Michael Nawrath. Wir mussten irgendwelche Beweise finden, die entweder Emilia Duncan belasteten oder uns zu einer anderen Spur führten.
Zunächst sahen wir uns Miss Duncans Wohnung an, die wir ja nicht persönlich durchsucht hatten, und achteten neben möglichen Indizien für die Tat besonders darauf, die Kameras zu entdecken, die es laut Miss Gomez geben sollte.
Sie hatte gesagt, im Schlafzimmer und im Bad wären sie gefilmt worden.
Michael Nawrath, unser Computerexperte, nannte uns einige Möglichkeiten, wie winzige Überwachungskameras versteckt sein konnten. Natürlich hatten wir im Laufe unserer Karriere schon selbst häufig genug mit verstecktem Überwachungsequipment zu tun gehabt, doch manche der Verstecke, die er nannte, waren selbst mir neu.
»Es gibt einen Unterschied, ob die Kameras zur kurzfristigen oder langfristigen Überwachung vorgesehen sind, und ob sie nachträglich angebracht werden oder von vornherein vorhanden sind. Wir haben es hier vermutlich mit der langfristigen, von vornherein eingebauten Variante zu tun, sonst hätten die Bewohnerinnen sie sicher schon entdeckt und entfernt. Dann stellt sich die Frage der Stromversorgung«, dozierte er. »Sind sie an das Stromnetz angeschlossen oder haben sie einen Akku? Normale Batterien sind eher bei den kurzfristig geplanten üblich, da dort die Batterien gewechselt werden müssen, und das wäre für sein Vorhaben nicht günstig. Bei Akkus gibt es aber beispielsweise die Möglichkeit, dass sie über Induktion aufgeladen werden, also nicht direkt mit dem Ladegerät in Verbindung stehen müssen. Das Ladegerät könnte zum Beispiel in der Wand sein und die Kamera in einem Bilderrahmen oder ähnlichem in der Nähe. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, einen Akku mit Mikrowellen aufzuladen, wie es zu Zeiten des Kalten Krieges von einem Geheimdienst in einer feindlichen Botschaft gemacht wurde. Allerdings bekamen die Angestellten dort davon Kopfschmerzen und so ist es letztlich aufgeflogen.«
Er ging ins Badezimmer und wir folgten ihm. Der Raum war etwa vier Quadratmeter groß, aber modern. Er war hell gefliest, verfügte über eine offene Dusche, ein Hänge-WC und ein großes Waschbecken. Über dem Waschbecken befand sich ein großer Spiegel, der über die gesamte Breite der Wand ging.
»Hier würde ich davon ausgehen, dass sich eine Kamera hinter dem Spiegel befindet«, sagte Nawrath und fügte hinzu: »Das verdammte Ding ist an den Seiten festgeklebt. Helft mir mal, ihn abzunehmen.«
Er suchte sich ein langes Messer und fuhr damit hinter den Spiegel, nachdem er die obere Blendleiste abgenommen hatte. Phil und ich hielten gegen den
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