Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
dann machten wir uns an die Arbeit.
Phil übernahm mit einem Officer die Wohnung von Lisa Briander, ich mit einem anderen Kollegen die Wohnung von Maria Gomez, und zwei weitere Beamte durchsuchten zeitgleich die Wohnung von Emilia Duncan. Währenddessen wurden Miss Briander und Miss Gomez schon mal zum FBI Field Office gebracht, wo wir sie später verhören wollten, und ich veranlasste, dass Miss Duncan bei ihrer Arbeitsstelle abgeholt und ebenfalls dorthin gebracht wurde.
In der Wohnung von Gomez, die ich teilweise ja schon von dem ersten Gespräch kannte, hatte sich, soweit ich es beurteilen konnte, nichts verändert. Die Durchsuchung förderte nichts zutage, bei dem wir davon ausgehen konnten, dass es aus Baxters Keller stammte.
Auch in ihrem Keller erwarteten uns keine Überraschungen. Außer einem Kleiderschrank, in dem sie Winterklamotten und Schuhe untergebracht hatte, gab es nur einen ausrangierten, alten Schreibtisch sowie einige Kisten mit weiteren Dekoartikeln.
Phil hatte etwas mehr Erfolg und stellte einige DVDs sicher, allerdings waren es Spielfilme und es war schwer zu sagen, ob sie Eigentum von Miss Briander waren oder aus dem Besitz von Mr Baxter stammte. Daher leitete er die sichergestellten DVDs an die Crime Scene Unit weiter, um sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen.
Die Officers Miller und Barnowski, die Emilia Duncans Wohnung übernommen hatten, waren ebenfalls nicht fündig geworden. Es blieb uns nur zu hoffen, dass die Verhöre erfolgreicher verlaufen würden.
***
Im Field Office nahmen wir uns diesmal zuerst Emilia Duncan vor. Sie war diejenige, die im Treppenhaus geputzt hatte, also am nächsten am Unfallort gewesen war.
Sie saß im Verhörraum und wartete. Auf dem Bildschirm im Überwachungsraum sahen wir, dass sie ins Leere starrte und dabei geistesabwesend auf ihrer Unterlippen kaute. Offensichtlich war sie nervös.
Als wir eintraten, riss sie sich zusammen und versuchte einen entspannten Eindruck zu machen.
»Hallo, Agents. Ich finde es ja nett, dass Sie mich von der Arbeit wegholen lassen haben, aber wenn man schon frei hat, gibt es Spannenderes, als stundenlang in einem Raum zu sitzen und zu warten«, versuchte sie zu scherzen.
»Solange es nur ein paar Stunden sind … Jetzt stellen Sie sich mal vor, Ihr gesamtes Leben in einem kleinen, geschlossenen Raum zuzubringen«, begann ich das Gespräch in ernstem Ton und setzte mich ihr gegenüber, während Phil neben der Tür stehen blieb.
»Warum denn so ernst?«, fragte sie bemüht fröhlich, doch in ihren Augen sah ich Angst schimmern. »Man könnte ja fast meinen, Sie hielten mich für eine Mörderin.«
»Sind Sie das denn?«, hakte ich nach.
»Nein! Nein, gewiss nicht!«, stieß sie fast panisch aus. »Sie wissen doch … Maria und Lisa haben Ihnen doch gesagt, dass ich oben bei ihnen war.«
»Ja, das haben sie gesagt. Aber sie haben auch andere Dinge gesagt, die nicht stimmten, warum sollte ich ihnen also glauben?«, fragte ich kühl.
Phil, der die Rolle des »guten Cops« übernommen hatte, setzte sich zu uns an den Tisch und sagte mit ruhiger, verständnisvoller Stimme: »Miss Duncan, wir wissen, dass Mister Baxter Sie unter Druck gesetzt hat. Sie waren in einer sehr schwierigen Situation und wussten keinen Ausweg mehr. Das ist ein wichtiger Faktor und wird sicher berücksichtigt werden. Warum erzählen Sie uns nicht einfach alles?«
Sie rutschte auf ihrem Stuhl zurück und sah Phil an. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, sich ihm anzuvertrauen. Trotzdem versicherte sie, so gut sie es vermochte: »Sie irren sich. Mister Baxter war immer sehr freundlich zu uns. Er hat uns nichts getan und wir ihm auch nicht. Ich habe ihn nicht umgebracht, bitte glauben Sie mir doch.«
»Warum sind Sie dann in seine Wohnung und seinen Keller eingebrochen? Wir haben dort Ihre Spuren gefunden«, fragte ich unbarmherzig.
»Wir … ich …«, stotterte sie und holte einmal tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ich bin dort nicht eingebrochen. Ich war früher mal in Mister Baxters Wohnung und Keller, als bei mir in der Wohnung etwas nicht funktionierte und er dort Ersatzteile geholt hat.«
Das war offensichtlich gelogen, denn weder in Mister Baxters Keller noch Wohnung gab es Ersatzteile irgendeiner Art.
Wir hinterfragten das weiter, und Phil spielte seine Rolle perfekt. Er hatte ebenso wie ich gemerkt, dass sie darauf reagierte. Dennoch blieb sie bei ihrer Geschichte, und nichts, das wir sagten,
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