Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
müssten wir die Unterlagen Ihres Mannes durchsehen, falls er ihn dort irgendwo erwähnt, oder vielleicht findet er sich auf alten Fotos.«
»Sicher. Sein Arbeitszimmer ist dahinten, am Ende des Ganges. Ich habe es noch nicht über mich gebracht, es auszuräumen. Schauen Sie sich ruhig um«, antwortete sie.
»Wir müssten auch im Keller, auf dem Dachboden und so weiter nachsehen, falls es dort noch irgendwelche Hinweise gibt«, fügte Phil hinzu.
Jetzt wurde es spannend. Wenn sie etwas zu verbergen hatte, würde sie einen Vorwand finden, um das zu verhindern.
»Wenn es hilft, den Mörder zu finden, tun Sie das«, sagte sie aber nur. »Mary kann Ihnen zeigen, wo alles ist.«
»Vielen Dank«, sagte ich und blieb sitzen, während Phil aufstand. »Mein Partner wird das übernehmen, da ich noch ein paar Fragen an Sie habe.«
So hatten wir es abgesprochen. Wenn ich Mrs Baxter ablenkte, hatte Phil freie Hand, ganz abgesehen davon, dass ich so die Gelegenheit hatte, sie weiter zu befragen.
Phil verließ das Zimmer und Mrs Baxter ging an die kleine Bar, die im Schrank neben dem Fenster untergebracht war, und mixte sich einen Martini.
»Möchten Sie auch etwas?«, bot sie mir an, was ich jedoch dankend ablehnte.
Dass sie sich einen genehmigte, konnte jedoch von Vorteil sein und ihre Zunge lösen.
***
Sie setzte sich wieder aufs Sofa und nippte an ihrem Drink. Um sie zum Reden zu bringen, fragte ich sie ein paar Belanglosigkeiten, doch sie antwortete eher einsilbig. Erst als mir wieder einfiel, dass ihre Passion das Shoppen in New York war, und ich anfing, in dieser Richtung zu fragen, kam sie aus sich heraus.
»Sie sind doch sicher häufiger in New York zum Einkaufen. Hat Ihr Mann Sie da mal seinen Arbeitskollegen vorgestellt?«, wollte ich wissen.
»Nein, leider nicht. Er hatte immer zu viel zu tun, wenn ich da war. Ich wäre ja auch sehr gerne mal mit ihm zusammen einkaufen gegangen, aber irgendwie ist immer etwas dazwischengekommen«, erzählte sie.
»Sind Sie denn häufig dort?«, fragte ich weiter.
»Früher schon, aber in der letzten Zeit irgendwie nicht mehr, höchstens alle zwei Monate mal. Ich weiß gar nicht genau, wie es so gekommen ist. Seit Lewis wieder in New York gearbeitet hat, war ich weniger dort. Er sagte immer, dass er es so schön fände, nach den ganzen aufgetakelten Frauen, mit denen er in New York zu tun hatte, nach Hause zu kommen und mich in natürlicher Schönheit vorzufinden.«
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht loszulachen, doch sie meinte es offensichtlich todernst. Daher nickte ich ermutigend und sie fuhr fort. Währenddessen sah ich im Hintergrund Phil die Tür zur Kellertreppe öffnen und dort verschwinden.
»Wenn ich einkaufen gewesen war, sagte er immer, etwas von der Künstlichkeit der Großstadt hätte auf mich abgefärbt und ich wäre ihm anders lieber, daher bin ich nicht mehr so oft hingefahren. Und in der letzten Zeit war da natürlich noch dieses dumme Missverständnis mit der Bank.«
»Was für ein Missverständnis mit der Bank?«, fragte ich, hellhörig geworden, nach.
»Oh, das ist eine dumme Sache«, sagte sie. »So etwas ist mir früher noch nie passiert. Aber vor ein paar Wochen und jetzt schon wieder. Dabei hatte Lewis mir versprochen, dass er sich darum kümmern würde. Es schien dann auch gelöst, aber heute Morgen ist es schon wieder passiert. Ich verstehe das gar nicht. Können Sie da nicht was dran machen?«
Sie sah mich bittend an.
»Vielleicht, aber dazu müssten Sie mir erst mal sagen, worum es überhaupt geht«, versuchte ich herauszufinden, wovon sie sprach.
»Na, um die Schecks natürlich. Heute Morgen bekam ich wieder einen von der Bank zurück, der geplatzt war. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie unangenehm mir das war, noch dazu einer, den ich für Joseph Sofia Jewelers am Broadway ausgestellt habe. Ich habe natürlich sofort dort angerufen und erklärt, dass es sich um ein Missverständnis handelt, aber wenn es jemand erfahren sollte … mein Ruf wäre ruiniert.«
Sie holte Luft und ich nutzte die Gelegenheit, um eine Frage einzuschieben. »Sie sagten, das sei früher schon vorgekommen, aber Ihr Mann habe sich darum gekümmert?«
»Ja, er hat sich um alle finanziellen Dinge gekümmert, er wollte mich nicht damit belasten«, antwortete sie. »Es war vor ein paar Wochen, da waren es gleich drei Schecks auf einmal. Er hat gesagt, es müsse ein Irrtum sein, und ist direkt zur Bank gefahren, um sich zu beschweren. Ich weiß gar
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