Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
und anderen Leuten im Wartezimmer gesessen, unten in Gravesend.«
»Wie heißt der Kindergarten und wie der Arzt?«, fragte ich automatisch.
»Ich weiß es nicht«, sagte er und fügte sofort hinzu: »Aber wenn Sie mir einen Stadtplan geben, kann ich Ihnen zeigen, wo sie sind.«
Phil verließ den Raum und kam kurz darauf mit einer Straßenkarte von Brooklyn zurück. Rothschild beugte sich darüber, orientierte sich und zeigte dann auf zwei Adressen in Gravesend. Phil gab sie in sein Smartphone ein und verließ erneut den Raum, um Rothschilds Alibi zu verifizieren.
Kurz darauf kam er wieder herein und nickte.
»Gut, Sie scheinen Baxter also nicht selbst umgebracht zu haben«, sagte ich absichtlich unbestimmt. »Aber allein Ihre anderen Aktionen können Ihnen locker ein paar Jahre einbringen.«
Rothschild beugte sich vor und sah mir in die Augen. »Ich biete Ihnen einen Deal an. Ich sage Ihnen alles, was ich zu Baxter weiß – und das ist nicht wenig –, und Sie lassen mich laufen.«
»So funktioniert das nicht«, beschied ich ihn. »Wenn Sie glauben, Sie erzählen uns ein paar Geschichten und können dann wieder gehen, sind Sie auf dem Holzweg. Sie haben geltendes Recht verletzt und müssen sich dafür verantworten. Und es ist fraglich, ob der Staatsanwalt sich dabei auf einen Deal einlässt.«
»Wie Sie meinen«, sagte er und lehnte sich zurück. »Ich könnte Ihnen einen guten Tipp geben, um den wirklichen Mörder zu finden, aber wenn Sie nicht wollen … Ich will meinen Anwalt anrufen.«
Wir sorgten dafür, dass er mit seinem Anwalt telefonieren konnte, und informierten inzwischen Mr High über das Ergebnis des Verhörs. Er wiederum sprach mit dem Staatsanwalt, der sich mit dem Anwalt von Mr Rothschild in Verbindung setzte. In irgendeiner Form handelten sie einen Deal aus, bei dem Rothschild zwar nicht straffrei davonkam, aber auf jeden Fall besser, als wenn er nicht kooperiert hätte – sofern er uns tatsächlich hilfreiche Informationen geben konnte.
So saßen wir ihm eine Weile später wieder gegenüber und hörten uns an, was er zu sagen hatte.
»Ich habe das System bei Baxter eingebaut, direkt nachdem er das Haus gekauft hatte, während der Renovierung. Daher konnten wir die Kameras sicher verstecken. Allerdings wollte Baxter auch welche, die etwas offensichtlicher waren, falls mal jemand merken sollte, dass dort gefilmt wurde. Dann würde er diese Kameras entdecken und die eigentlichen würden unentdeckt bleiben und weiterarbeiten.«
Er machte eine Pause und schaute uns erwartungsvoll an, offensichtlich um abzuschätzen, welchen Wert seine Informationen hatten.
»Erzählen Sie uns etwas, das wir noch nicht wissen«, sagte Phil ungeduldig.
»Natürlich, natürlich«, beeilte er sich zu sagen und fuhr fort: »In den Wohnungen haben wir jeweils im Bad und im Schlafzimmer zwei Kameras eingebaut. Im Bad ist die Fake-Kamera im Wärmeregler der Heizung und die richtige …«
»Auch das wissen wir bereits«, unterbrach ihn Phil. »Sie wollten uns den ultimativen Tipp zur Überführung des Mörders liefern. Spucken Sie es aus und vergeuden Sie nicht unsere Zeit.«
Rothschild zuckte zusammen und sah anscheinend seine Felle davonschwimmen. »Haben Sie auch die Kameras im Hausflur entdeckt?«
Ich beugte mich vor. »Im Hausflur?«
Erleichtert antwortete Rothschild: »Ja, über der Eingangstür zum Beispiel. Sie zeigt den gesamten Bereich der Treppe zwischen dem Erdgeschoss und der ersten Etage, inklusive des Treppenabsatzes. Im zweiten Stock ist über dem Flurfenster eine, die die Treppe zwischen dem ersten und zweiten Stock abdeckt, und so weiter. Baxter wollte diese Kameras, um sehen zu können, wer wann nach Hause kam, um dann entsprechend die Wohnung zu beobachten. Da müssten Sie sehen können, wie der Mörder kam und ging.«
Offensichtlich wusste Rothschild nicht, wo Baxter umgebracht worden war, aber wenn das stimmte, was er sagte, müsste man auf den Aufzeichnungen von dieser Kamera sogar sehen können, wie Baxter gestoßen worden war und wer es getan hatte.
Ich wechselte einen Blick mit Phil, der die Tragweite dieser Information ebenso wie ich sofort verstanden hatte. Rothschild gegenüber gaben wir uns aber weiter gelassen, um so viele Informationen wie möglich von ihm zu bekommen.
»Das könnte eventuell interessant sein«, sagte ich. »Wo werden die Aufzeichnungen dieser Kamera gespeichert?«
»Auf der Festplatte im Keller«, antwortete Rothschild augenblicklich. »Sie speichert alle
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