Jerry Cotton - 2905 - Ein Steckbrief fur den Tod
Redmond meine Absichten ahnte. Aber er machte einen arglosen Eindruck, als ich ihn verfolgte.«
»Sie fuhren ihm also zum Unterschlupf von Roy Jordan nach?«
»Ja, ich hatte vorher für diesen Zweck ein Auto geklaut. Außerdem setzte ich mir eine blonde Langhaarperücke auf.«
»Warum haben Sie sich während der Tat als Frau verkleidet?«, warf Phil ein.
»Die Idee kam mir, als ich im Fernsehen etwas über Transvestiten sah. Ich dachte mir, dass mögliche Zeugen eine blonde Frau beschreiben würden und ich die Cops dadurch gut auf eine falsche Fährte locken könnte. Anfangs hatte ich auch überlegt, einen Rock und hohe Schuhe zu tragen. Aber das erschien mir zu riskant, wenn ich zum Beispiel schnell hätte weglaufen müssen.«
Ich musste mir eingestehen, dass der Mörder planvoll vorgegangen war. Aber dann hatte er damit begonnen, Fehler zu begehen. Und darauf wollte ich jetzt zu sprechen kommen.
***
»Okay, Sie hatten also Ihre Frauenverkleidung angelegt. Und was geschah dann?«
»Trotz meiner Tarnung achtete ich darauf, von möglichst wenigen Menschen gesehen zu werden. Ich eilte in das Haus, Redmond hatte es auch erst kurz zuvor betreten. Er war noch auf der Treppe. Er hörte noch, wie ich mich näherte, aber er hatte keine Chance. Der Kautionsjäger hielt seine Knarre in der Hand, aber ich traf ihn drei Mal.«
Es machte mich wütend, wie gefühllos der Mörder über sein Opfer redete. Aber er würde hier in Rikers noch mehr als genug Zeit haben, um über seine Schuld nachzudenken.
»Was haben Sie nach dem Mord getan, Grant?«
»Ich lief sofort weg. Einige Leute in den anderen Wohnungen begannen panisch zu schreien. Ich konnte mir an fünf Fingern abzählen, dass schon bald die Cops aufkreuzen würden. Also rannte ich zu meinem Auto zurück und fuhr los. Ein Stück weit entfernt warf ich meine Pistole in eine Mülltonne. Später legte ich dann noch einen weiteren Zwischenstopp ein, um die Perücke loszuwerden.«
»Das wäre also auch geklärt, Grant. Es bleibt die Frage, woher die Tatwaffe stammt. Ich spreche von der Ruger KP 90 mit der herausgefeilten Seriennummer.«
»Die Knarre habe ich von einem meiner Einbrecherfreunde gekauft. Der Typ heißt Mick Lorraine. Ich wette, dass Sie ihn in Ihren Datenbanken registriert haben, Agent Cotton.«
»Das werden wir später überprüfen. Aber mich interessiert noch eine Sache, Grant. Woher wollten Sie wissen, dass die Erpressung mit Redmonds Tod für Sie ausgestanden war? Es hätte doch auch sein können, dass er einen Mitwisser hatte.«
»Nein, er war ein Einzelgänger. Außerdem war er ein Kokser, und die sind doch sowieso krankhaft misstrauisch. Sie sehen, ich habe ihn gut ausspioniert, bevor ich sein Lebenslicht ausgeblasen habe. Natürlich hätte er irgendwo aufschreiben können, was Rhodes ihm geflüstert hat. Aber der Einbrecher ist tot und kann seine Angaben nicht wiederholen. Und dann hätte die Aussage eines ehrbaren Bürgers wie ich gegen die eines zwielichtigen Kautionsjägers gestanden.«
»Sie kommen sich wohl besonders ausgekocht vor?«, knurrte Phil wütend. »Aber so clever sind Sie gar nicht, Grant. Sonst würden Sie jetzt nicht hier in Rikers einsitzen.«
Der Verbrecher zuckte mit den Schultern.
»Wenn meine Sekretärin nicht beim Anblick einer FBI-Dienstmarke hysterisch geworden wäre, dann wären Sie mir nie auf die Schliche gekommen, Agents. Es war mein Fehler, dieses Luder in meine geheimen Geschäfte einzuweihen. Und dann musste sie auch noch geradewegs zu meinem Lagerhaus fahren, in dem ich untergetaucht war. Pamela hat mir wirklich gründlich die Tour vermasselt.«
Für uns war das Wichtigste, dass wir Grant überführt und ein Geständnis von ihm bekommen hatten. Alles Übrige lag nun in den Händen der Staatsanwaltschaft. Paul Murphy blieb noch da, um mit dem Rechtsanwalt des Kriminellen zu verhandeln. Phil und ich waren froh, den beklemmenden Gebäudekomplex von Rikers wieder einmal verlassen zu können.
***
ENDE
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